Eine Machbarkeitsstudie wird vom Land gefördert. Erst dann kann eine endgültige Entscheidung fallen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Sollten die Gedanken des Oberbürgermeisters für eine Seilbahn konkrete Formen annehmen, so könnte die Stadt mit einer Unterstützung des Landes rechnen. Eine Machbarkeitsstudie, so teilt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums auf Anfrage mit, würde mitfinanziert.

 

Erst danach könnte die Landesregierung entscheiden, ob sie auch die Realisierung einer Gondelbahn als öffentliches Verkehrsmittel fördert. Denn einfach nur eine Seilbahn zu bauen, das reicht nicht aus, um öffentliche Gelder zu bekommen.

Vielmehr gibt es konkrete Kriterien, von denen die Förderung eines heutzutage noch exotisch anmutenden Verkehrsprojektes in hoher Luft abhängt. Und die haben sehr viel mit dem real existierenden Alltag des Nahverkehrs zu tun.

Große Resonanz an Spree und Rhein

Die Geografie spielt eine wichtige Rolle: Müssen Flüsse oder Höhen überwunden werden? Von Bedeutung ist zudem, dass Stadtteile erreicht werden, die mit Bussen oder Bahnen nur schwer zu erreichen sind. Nicht gefördert werden Seilbahnen mit touristischem Charakter. Wird etwa eine Gondelverbindung für eine Gartenschau oder eine Messe gebaut, so fließen dafür keine Zuschüsse. In Berlin-Marzahn, wo vor einem Jahr eine Seilbahn zur Internationalen Gartenschau in Betrieb gegangen ist, wird daher überlegt, die beliebte Gondelverbindung womöglich zum öffentlichen Verkehrsmittel zu machen. Eine Arbeitsgruppe wurde dafür eingerichtet.

In Rheinland-Pfalz pendelt seit der Bundesgartenschau vor sieben Jahren eine Seilbahn zwischen Koblenz und der Festung Ehrenbreitstein quer über den Rhein. War der Betrieb ursprünglich nur bis 2013 genehmigt, so wurde die Erlaubnis angesichts der großen Resonanz bis zum Jahr 2026 verlängert. Fuhren anfangs 200 000 Gäste pro Jahr, so sind es mittlerweile mehr als dreimal so viel, nämlich 650 000.

Rheinland-Pfalz schreibt an UNESCO

Auch berichtet der Betreiber, der österreichische Seilbahn-Hersteller Doppelmayr, von zahlreichen internationalen Delegationen, die sich über das umweltfreundliche Verkehrsmittel informieren wollen, das mit Ökostrom gespeist wird.

Das Land Rheinland-Pfalz hat sich daher an die Weltkulturorganisation UNESCO gewandt, um einen Betrieb bis 2031 sicherzustellen. Dann wird das Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bingen, das mit seinen vielen Burgen und pittoresken Städten als Weltkulturerbe anerkannt ist, Schauplatz der Bundesgartenschau.

Wenngleich die Seilbahn am Rhein-Mosel-Eck eindeutig einen touristischen Charakter hat, so ist ihr großer Erfolg dennoch ein Hinweis auf die Beliebtheit einer Seilbahn. Die Firma Doppelmayr nutzt ihr deutsches Vorzeigemodell gerne, um Kommunen eine Seilbahn als normales Verkehrsmittelschmackhaft zu machen.

Stuttgart überlegt konkret

So auch in Leonberg, wo die österreichischen Spezialisten eine Route im Dreieck Altstadt – Leo-Center – Bahnhof mit möglichem Abzweig über das Glemstal nach Höfingen ins Spiel gebracht haben.

Doch jetzt hängt alles von der Machbarkeitsstudie ab, für die Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) den Gemeinderat gewinnen muss. Dass die Überlegungen einer kommunalen Seilbahn keineswegs abwegig sind, zeigt ein Blick in die Nachbarschaft: In Stuttgart wird sehr konkret über mehrere Seilbahnlinien diskutiert.