In der Kreissparkasse gibt ein Einbruchspezialist von der Kripo wertvolle Tipps, um das Haus vor professionellen Diebesbanden zu schützen. Besonders gefährdet sind Wohnviertel in Randlagen. Eine normales Schloss ist für die Täter kein Hindernis.

Leonberg - Nicht wenigen Urlaubern wird bei ihrer Heimkehr die Ferienstimmung kräftig vermiest, wenn sie daheim eine verwüstete Wohnung vorfinden. Die Schränke sind durchgewühlt, der Schmuck und andere Wertsachen verschwunden. Ein klarer Fall: Einbrecher haben die Abwesenheit genutzt, um in aller Ruhe Beute zu machen.

 

Diebesgut im Wert von bis zu 3000 Euro lassen Räuber bei Wohnungseinbrüchen mitgehen, erklärte jetzt der Kriminalhauptkommissar Gerhard Hollenweger bei einem Informationsabend der Kreissparkasse in der Leonberger Hauptstelle in der Grabenstraße. Die Annahme vieler Menschen, dass bei ihnen nichts zu holen ist, sei also grundfalsch.

Publikum ist interessiert

Das Kreditinstitut hatte den Einbruchspezialisten der Kripo, der auf Anfrage auch individuelle Beratungen durchführt, zu einem Vortrag eingeladen, wie man seine Wohnung oder sein Haus am besten vor ungebetenen Gästen sichert. Und damit den Nerv des Publikums getroffen. „Binnen kürzester Frist waren alle Plätze vergeben“, freute sich Ottmar Pfitzenmaier, der Geschäftsleiter Privatkunden in der Sparkassen-Direktion Leonberg.

Die Vorstellung vieler Fernsehzuschauer, dass Einbrecher mit Stemmeisen oder Schweißbrennern zu Werke gingen, ist falsch. „Das Hauptwerkzeug ist ein Schraubenzieher“, erklärte der Kommissar. „Damit werden Terrassentüren oder Fenster binnen weniger Sekunden geknackt.“

Eine effiziente Methode, die schnell und lautlos ist. Gibt es für die Räuber doch nichts Schlimmeres als Lärm und Zeitdruck. „Wenn eine Tür gut abgesichert ist und den Tätern viel Arbeit bereitet, dann brechen sie meistens ab“, berichtete Gerhard Hollenweger. Der Kriminalist, der selbst Jahrzehnte im Raubdezernat ermittelt hatte, empfahl den Gästen daher dringend, in eine vernünftige Absicherung zu investieren. Vernünftige Schlösser, Querriegel, Zusatzsperren, abschließbare Fenstergriffe – all das macht den Einbrechern das Leben schwer. Auch sollten bei Abwesenheit die Rollos herunter gelassen werden. Die sind zwar für einen professionellen Einbrecher ebenfalls leicht zu knacken. Doch das ist laut. Und Krach lockt Leute an.

Organisierte Banden

Wer auf Raubzug geht, ist in aller Regel kein Gelegenheitsdieb. „Dass sind organisierte Banden, die ihr Gebiet regelrecht ausspionieren“, erzählte der Kriminalist.

Ortsrandlagen, Neubaugebiete und gute Fluchtwege sind für Einbrecher wichtige Kriterien. Oft spionieren sie tagsüber ein Viertel aus, getarnt als Pizzaboten oder vermeintlich harmlose Besucher. „Stellen sie dann fest, dass niemand da ist, geht’s später auf Beutezug“, erläuterte Hollenweger.

Einbrecher schlagen selten in der Nacht zu. Am frühen Abend im Winter haben sie Hochkonjunktur. Wenn die Bewohner womöglich noch auf der Arbeit sind oder ausgehen. Von Kameras und Alarmanlagen würden sich Profis nicht schrecken lassen. Osteuropäische Banden würden sogar Kinder vorschicken, um auf Kipp stehende Fenster zu öffnen. „Dann greifen die zu und sind ruckzuck auf der Autobahn.“ Entsprechend niedrig ist die Aufklärungsquote. 90 Prozent der Einbrecher kommen ungeschoren davon. Eben weil sie nur einmal zuschlagen und dann längst woanders sind.

311 Wohnungseinbrüche hat die Polizei 2013 im Landkreis Böblingen registriert, 412 im Kreis Ludwigsburg. Tendenz steigend. Kommissar Hollenweger legte dem Publikum daher dringend eine Überprüfung der Sicherheitsstandards ans Herz.