Die Firma Layher aus Bietigheim-Bissingen kann auf dem ehemaligen Bausparkassen-Areal bauen. Doch vor dem Beschluss erörtert der Gemeinderat noch diverse Stilfragen.

Leonberg - Geschmäcker sind verschieden. Diese Weisheit trifft vor allem in der Kunst zu. Architektur zählt ja gewissermaßen ins kulturelle Genre. So wunderte es nicht, dass im Gemeinderat die Meinungen über die mutmaßliche Schönheit eines künftigen Wohnquartiers unter der Altstadt teilweise auseinandergingen.

 

In der Tat haben die Pläne für 16 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 186 Wohnungen nichts mehr mit den hochtrabenden Visionen zu tun, die vor fünf Jahren für diese innerstädtische Brache entwickelt wurden. Fakt ist aber, dass der Investor, das Besigheimer Familienunternehmen Layher, auf Kritik aus dem Gemeinderat reagiert und die eigenen Pläne modifiziert hat. Die Etagenzahl wurde von fünf auf vier reduziert, die oberen Penthouse-Wohnungen großzügiger gestaltet. Die angrenzende Lindenstraße soll ihrem Namen wieder gerecht werden: Es werden Linden gepflanzt.

Grüne: Langweiliges Aneinanderreihen von Klötzen

Das allerdings reicht den Grünen nicht. „Das ist ein langweiliges Aneinanderreihen von Klötzen“, urteilte deren Fraktionschef Bernd Murschel. „Dies ist ein gutes Beispiel, wie sich eine Stadt selbst entmachten kann. Wir sind nur noch Zuschauer.“

„Wir sind nur noch Zuschauer“

Hätte die Stadt nach dem Abgang von Wüstenrot das Gelände selbst gekauft, so prognostizierte der Grüne, wären andere Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden gewesen. Der Oberbürgermeister hingegen verwies solche Überlegungen in das Reich der Legenden. „Selbst wenn die Häussler-Pläne noch gültig wären, würden wir nicht jetzt bauen, sondern frühestens in sechs Jahren“, erklärte Bernhard Schuler.

In den Entwürfen des zwischenzeitlich pleite gegangenen Investors war das Areal der Hauptpost als Baufläche mit einbezogen. Die allerdings hat in ihrem jetzigen Gebäude ein Bleiberecht bis 2020.

Auch den Vorwurf, die Stadt hätte die Fläche kaufen sollen, wollte Schuler nicht auf sich sitzen zu lassen, schon aus moralischen Gründen. „Wüstenrot hat mit der Leobau ein florierendes Unternehmen zerstört“, erinnerte er an die Übernahme der kleinen aber feinen Bausparkasse durch den Branchenriesen. „Das soll die Stadt auch noch mit sehr viel Geld belohnen?“

Schuler würdigt Kompromisse des Bauunternehmens

Der OB würdigte die Kompromisse Layhers. Ursprünglich wollte das Wohnungsbauunternehmen bis an die Bahnhofstraße bauen. Dort ist jetzt ein Park geplant.

Anerkennung gab es auch vom Fachmann im Stadtvorstand. „Das ist städtebaulich sehr ordentlich“, urteilte der Baubürgermeister Klaus Brenner. „Gleichförmigkeit muss nicht zwangsläufig Langeweile bedeuten.“ Und die SPD-Fraktionsvorsitzende Christa Weiß warf ihrem Grünen-Kollegen vor, „keinen einzigen konstruktiven Gegenvorschlag gemacht“ zu haben.

Die CDU-Chefin Elke Staubach und der Liberale Dieter Maurmaier betonten die Bedeutung des neuen Quartiers als Wohnraum für Menschen mit mittleren Einkommen: „Diese Wohnungen sind gefragt.“

„Froh, dass es nicht nur Grüne gibt“

Wiewohl die Kommunalwahl vorbei ist, gab es noch ein kleines wahlkampfverdächtiges Wortgefecht zwischen Bernd Murschel und Wolfgang Schaal. „Mich wundert, wie schnell Sie zufrieden sind, Herr Schaal“, stichelte der Grüne in Richtung des Freien Wählers. Tatsächlich hatte Schaal noch in der vergangenen Sitzung mehrere Kritikpunkte an den Plänen gehabt, jetzt aber dem Projekt zugestimmt. Dass der wortgewandte Freie Wähler diese Spitze nicht hinnahm, war klar: „Ich bin froh, dass nicht nur Grüne im Gemeinderat sind. Sonst kämen wir gar nicht voran.“ Und am Ende wurde das Projekt bei sieben Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen abgesegnet.