Auf dem ehemaligen Bausparkassen-Areal könnten schon im Sommer die ersten Bagger anrücken. Seit 2008 liegt das Gelände brach, der Investor hat lang gewartet. Sorgen bereitet zudem, dass Grenzwerte für Lärm und Schadstoffe überschritten werden.

Leonberg - Ein Baustart auf der Leobau-Brache rückt näher. Bereits im Juni könnte der Investor Layher damit beginnen, die 177 Wohnungen, verteilt auf 16 Gebäude, zu errichten. Doch noch immer trauen die Gemeinderäte dem Braten nicht ganz. „Wichtig ist, dass die Festlegungen, die wir über Monate erarbeitet haben, auch eingehalten werden“, machte Wolfgang Schaal von den Freien Wählern in der Sitzung des Planungsausschusses deutlich.

 

Damit Layher bauen kann, musste der Bebauungsplan für das Gebiet geändert werden. Darin ist festgelegt, wie die Gebäude zu errichten sind, also etwa Höhe, Breite, zurückgebaute Stockwerke, Dachbegrünung oder Tiefgaragenstellplätze. Die Verhandlungen mit dem Investor zogen sich über zwei Jahre hin. Auf Wünsche und Forderungen der Stadtverwaltung und des Gemeinderates hatte das Unternehmen mit Verzögerungen reagiert. Auch die wechselvolle Vergangenheit des Geländes der ehemaligen Leonberger Bausparkasse haben ihre Spuren im Rat und bei der Bevölkerung hinterlassen.

Vertrag ist im November 2015 unterschrieben worden

„Der Bebauungsplan ist der Vollzug dessen, was im städtebaulichen Vertrag mit Herrn Layher vereinbart worden ist und was er zum Glück auch unterschrieben hat“, sagte Christa Weiß (SPD). Dem stimmte der FDP-Rat Dieter Maurmaier zu. Der Vertrag war im November unterzeichnet worden. In den Äußerungen der Gemeinderäte spiegelte sich die Befürchtung, dass der Investor zwar allen Wünschen und Forderungen auf dem Papier nachgekommen ist, diese beim eigentlichen Bau aber nicht alle einhält.

Der geänderte Plan soll nun im nächsten Schritt öffentlich ausgelegt werden. Dem stimmte der Ausschuss bei einer Gegenstimme zu, am Dienstag ist der Gemeinderat dran. Das Unternehmen kann nun den Bauantrag einreichen und loslegen, wenn der geänderte Plan im Juni endgültig beschlossen wird. Die Grünen-Rätin Birgit Widmaier verweigerte als einzige im Ausschuss ihre Zustimmung – ihre Parteikollegin und Ausschussmitglied Birgit Suckut weilte im Urlaub.

Die Grünen stören sich vor allem an der Stellungnahme des Landratsamtes Böblingen, genauer gesagt an dessen Empfehlung, mehr für den Schutz der Anwohner vor erhöhten Lärm- und Schadstoffwerten zu tun. Beides ist von Seiten der Verwaltung zurückgewiesen worden. Allein mit Lärmschutzfenstern sei es nicht getan, fand Widmaier. „Die Menschen wohnen ja nicht nur hinter den Lärmschutzfenstern, sondern wollen sich auch draußen oder auf dem Balkon bewegen“, sagte sie. Zu den Vorschlägen des Landratsamtes zählten unter anderem Lärmschutzwände und -wälle oder aber, den bebauten Bereich von der Straße weg zu rücken. Laut Verwaltung sind diese „nicht erwünscht“, weil sie das Stadtbild stören.

Lärmschutzwände stören das Stadtbild

Lediglich eine zusätzliche Lüftungsanlage wurde als Anregung angenommen. Die Grünen-Rätin schlug deshalb vor, in der Lindenstraße Tempo 30 einzuführen. Ein neuer Gesetzesentwurf erleichtere es, Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Schulwegen auch dann einzurichten, wenn die Strecke wie die Lindenstraße von überörtlicher Bedeutung ist, wie es im Amtsdeutsch heißt. Immerhin ist die Straße eine wichtige Verbindung vom Bahnhof Richtung Altstadt und Stadtmitte und wird von zahlreichen Bussen befahren. Das erhöht ihre Bedeutung, aber auch die Belastung mit Lärm und Dreck. „Ich kenne keinen, der die Lindenstraße überhaupt mit Tempo 50 hochkommt“, erwiderte Jörg Langer (Freie Wähler) mit Blick auf die zahlreichen Staus. „Wir sind hier nun mal im Ballungsraum“, meinte er bezüglich der erhöhten Werte, die vom Landratsamt jedoch als „gesundheitsgefährlich“ eingestuft wurden.

Über die Tempo-30-Frage muss jedoch in anderem Rahmen befunden werden. „Das ist nicht Bestandteil des Bebauungsplanes, sondern ein anderes Planungsrecht“, erläuterte Peter Mauch, der Chef des Planungsamtes.