Das Projekt „Mädchen und Technik“ weckt bei Schülerinnen des Johannes-Kepler-Gymnasiums Begeisterung für technische Berufe.

Leonberg - Man muss sich das einfach mal zutrauen, auch wenn andere skeptisch reagieren“, resümiert Liv ihre Erfahrungen mit dem Projekt „Mädchen und Technik“ am JKG unter Leitung von Amena Mallick. Zusammen mit fünf anderen Schülerinnen der Klassenstufen 9 und 10 hat sie jetzt ein Schuljahr lang ihre Nase neugierig in Sachen gesteckt, die angeblich Mädchen nichts angehen.

 

Und auch die anderen sind begeistert – denn als sie vor einem Jahr gemeinsam über den Plan gesprochen haben, hat es noch manchen Zweifel gegeben, ob das „passt“: Mädchen und Technik.

Stolz wie Bolle

Aber jetzt am Schluss des Projekts, das nächstes Jahr schon 20-jähriges Jubiläum feiern kann, und am Ende der einwöchigen Werkstattphase in der Firma Lewa, betrachten die Schülerinnen stolz wie Bolle ihre sechs ganz individuellen Lampen für das Schülercafé: allesamt Unikate aus rostfreiem Edelstahl, mit ihren gelaserten Vornamen versehen. Die Mädchen haben mit viel Engagement genietet, gefeilt, gebohrt und entgratet; separat haben sie zusätzlich einen elektronischen Würfel hergestellt, wo LEDs auf eine Platine gelötet worden sind. Dabei haben sie im „learning by doing“ nicht nur Arbeitstechniken trainiert, von der Skizze über die 3D-Konstruktion bei Firma Brückner bis zur Fertigung in der Werkstatt von Lewa, sondern auch die von Unternehmen hoch bewerteten „soft skills“: eigenständiges Planen und Organisieren, Teamfähigkeit und die Übernahme von Verantwortung, wie Ilayda betont.

Viel Know-how, Material und kompetente Unterweisung haben die in Leonberg ansässigen Firmen Lewa und Brückner beigesteuert, die die Bildungspartnerschaft „Betrieb und Schule“ übernommen haben, wie Markus Dorner, der Verantwortliche für das MuT-Projekt, und Ausbildungsleiter Frank Schwarz (beide von der Firma Lewa) ausführen.

Kreative Arbeit

Die Schülerinnen heben die angenehme Arbeitsatmosphäre in „ihrer“ Ausbildungswerkstatt hervor, den spannenden Einblick in die Welt der modernen Technik und die praktische Arbeit, das Vergnügen, selbst etwas herzustellen und dabei kreativ sein zu dürfen, schildert Lani begeistert.

Und woran liegt’s, dass auch bei Lewa derzeit nur zehn Prozent der Ingenieure weiblich sind? Auch darauf haben die Schülerinnen eine Antwort: eine Erziehung, die von Geburt an in blau und rosa einteilt und für Jungs Bagger, und für Mädchen fliegende Prinzessinnen bereithält, das hartnäckige Festhalten an veralteten Rollenbildern und – was den Schülerinnen besonders wichtig ist: das fehlende Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Es fehlt an weiblichen Rollenvorbildern: ein weiblicher „Homo faber“ mit der Courage einer Bertha Benz – eine Daniela Düsentrieb!

Wer weiß – vielleicht werden die sechs Schülerinnen in wenigen Jahren als Auszubildende oder Maschinenbaustudentinnen wieder bei Lewa in „ihrer“ Werkstatt feilen und bohren - aber erst mal wird das erfolgreiche Projekt am 19. Juli offiziell der Schulleitung, dem Schulverein, den Eltern und Mitschülern präsentiert. Und dann wird allen im Schülercafé ein Licht aufgehen – dank Liv, Ilayda, Lani, Lena, Amy und Dascha.