Ein Backcontainer ist eine der Attraktionen auf der Leomess, die am Wochenende an der Steinstraße ihre Tore öffnet. Danach geht die Mobilbäckerei in den Kongo. Die Feuertaufe hat der Backcontainer jüngst in Gerlingen bestanden.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Was haben Brot, Brötchen, Brezeln oder süße Stückchen mit einem alten Schiffscontainer zu tun? Im Einzelfall eine ganze Menge. Dann nämlich, wenn der Container in eine mobile Backstube umfunktioniert wird.

 

Geht so etwas? Das geht, sehr gut sogar! Die Besucher der Leomess haben am kommenden Wochenende die besondere Gelegenheit, sich von einem erstaunlichen Projekt zu überzeugen, das der guten Sache dient und bei dem, sozusagen als angenehme Begleiterscheinung, leckere Backwaren entstehen. In einem Container auf dem Messegelände zwischen Fichtestraße und Steinstraße werden der Leonberger Bäckermeister Rainer Zachert und sein Team am Samstag und am Sonntag allerlei Herzhaftes und auch Süßes backen.

Öffentlicher Probelauf

Es ist der öffentliche Probelauf für ein Projekt, das Kindern im Kongo den kostenfreien Schulbesuch ermöglichen soll. Wird doch die mobile Backstube nicht in Leonberg bleiben, sondern soll mit dem Schiff in den armen zentralafrikanischen Staat gebracht werden.

In der Hauptstadt Kinshasa werden einheimische Bäcker in der aus Deutschland importierten Container-Bäckerei dabei helfen, den großen Brotbedarf der Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt zu stillen. Die Erlöse fließen in das Projekt „Centre Ya Bana“ – dem Bau einer Schule für Kinder aus armen Familien. 70 Prozent der Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, wie das Land offiziell heißt, haben keinen Zugang zu öffentlichen Schulen. Der Bäckereibetrieb soll Abhilfe schaffen.

Simon Zimmermann aus Gerlingen war es, der das ungewöhnliche Projekt ins Leben gerufen hat. Vor fünf Jahren lernte er auf einer Reise Rodrick Sampu aus dem Kongo kennen. Dieser erzählte aus seiner Heimat und der großen Not dort. Zimmermann – er studierte seinerzeit in München Management für soziale Innovationen – war sofort Feuer und Flamme. Der Grundstein für das Schul-Projekt war gelegt.

Daheim in Gerlingen rief Zimmermann die Ortsgruppe des Trägervereins „Kinder Afrikas“ ins Leben. Mit dem Leonberger Bäckermeister Rainer Zachert und dem Heimsheimer Vertriebsspezialisten für Bäckereimaschinen, der Rudolf Richter GmbH, wurden zwei heimische Partner für das außergewöhnliche Vorhaben gefunden.

Beide Unternehmen hatten bereits Erfahrung mit der Hilfe in Entwicklungsländern. Richter und Zachert hatten vor einigen Jahren ein Bäckereiprojekt in Nordkorea unter schwierigen Umständen betreut.

Der Verein erwarb einen ausrangierten Container. Es konnte losgehen. In Eigenarbeit bauten die Mitglieder das rostige Teil in eine mobile Backstube mit allen nötigen Gerätschaften um – von der Teigmaschine bis zum Backofen.

Nach der Messe geht’s nach Afrika

Die Feuertaufe bestand der Backcontainer jüngst in Gerlingen. Dort hatte der Verein die Bürger zu einem besonderen Bäckerei-Vesper eingeladen. Die Menschen kamen zahlreich, genossen frische Backspezialitäten und staunten nicht schlecht, was auf solch engem Raum alles möglich ist.

Genau das können die Besucher der Leomess nun auch erleben. In der Backstube für den Kongo wird an beiden Tagen Betrieb herrschen. Der Erlös kommt, wie schon in Gerlingen, dem Schulbau-Vorhaben zugute. Ein letztes Mal wird in Leonberg auf deutschem Boden gebacken. Dann geht’s Richtung Afrika. In Kinshasa sind dann die kongolesischen Bäcker am Zug. Mit den Erlösen der gespendeten Bäckerei soll der Schulbau finanziert werden. Jedes Brot und jede Brezel helfen also.