„Jazz und Lyrik“: Das Trio Captured Moments spielt und Felix Muhle liest.

Leonberg - Doch, das Warten auf den Bassisten hat sich gelohnt. Zum traditionellen Abschlusskonzert der Veranstaltungsreihe „Kulturpfingsten“ am Montag in der Lahrensmühle hatte die Christian-Wagner-Gesellschaft das Ensemble Captured Moments eingeladen. Dazu gehören der australische Flötist Charles Davis, der schwedische Gitarrist Sven Götz und der deutsche Bassist Steffen Hollenweger. Eigentlich.

 

Das Gefühl von Urlaub

Denn kurzfristig geänderte Flugpläne machten es ihm unmöglich, pünktlich um 18 Uhr zu „Jazz und Lyrik“ vor Ort zu sein. Aber Profis sind eben Profis. Und so gestalteten Charles Davis und Sven Götz den ersten Programmteil zu zweit. Und das ungemein gut. Nicht zu vergessen: Felix Muhle, der seit vielen Jahren Vorstandsmitglied der Christian-Wagner-Gesellschaft ist. Er las immer wieder mit wunderbarer Ruhe und sprachlicher Gestaltungskraft Texte von Christian Wagner, so dass selbst Kenner die Worte des Warmbronner Dichters nochmals neu entdecken konnten.

Dem Gedicht „Der Frühlingsbote“, in dem ein heiterer Moment am gemeinsamen Mittagstische beschrieben wird, folgte so zum Beispiel Charles Davis’ Komposition „Skys of Provence“. Über der filigran gewobenen Gitarrenbasis zog behände die Querflöte ihre Melodielinien wie eine Schwalbe am Frühlingshimmel. Viele seiner Stücke seien nach Landschaften in Frankreich benannt, verriet Charles Davis. Dort verbringe er oft seinen Urlaub. Tatsächlich folgten im Laufe des Abends noch weitere musikalische Impressionen. Etwa vom „Canal du Midi“, an dessen Ufer Davis entlang geradelt ist. Dynamisch war diesmal der Charakter der Musik, und Sven Götz bewies, dass seine Gitarre auch den Walking Bass kann. Das alles klang nach Ferien und einem Urlauber, der beim Fahren ein Liedchen pfeift. „Clouds over Touny“ wiederum hatte ein kleines Schlösschen in Südfrankreich als Inspiration.

Die Ballade lud mit ihren schwebenden Harmonien zum Träumen ein. Hier war auch Steffen Hollenweger mit seinem Bass mit von der Partie. Samtweich perlten die Klänge seines Instruments und beantworteten die im ersten Programmteil durchaus im Raum stehende Frage „Fehlt denn der Bass tatsächlich?“ auf jeden Fall mit einem klaren „ja“.

Aber das Ensemble hatte noch allerhand weitere Facetten im Gepäck: in „Petite Valse Numéro 2“ verarbeitete Sven Götz musikalische Elemente aus Schweden. Aus den kleinteiligen Akkordbrechungen leuchtete immer wieder eine sehnsuchtsvolle Melodie hervor. Zu „Men On The Roof“ hatten bosnische Handwerker Charles Davis inspiriert. Japanische, chinesische und indische Tonleitern lieferten Sven Getz das Material für sein Stück „Asia in Five Days“. Hier packte Davis seine Bassflöte aus und ließ das Publikum deren dunkel-geheimnisvolles Timbre zu orientalischen Melodien entdecken.

Eine warme, klangschöne Einheit

Am spektakulärsten waren die „Elephant Steps“, bei denen seine Kontrabass-Flöte zum Einsatz kam. Sie überragte den Musiker locker um einen Kopf und klang noch dunkler und geheimnisvoller als die Bassflöte. Viele perkussive Elemente mischte Davis in das Stück. Dabei stand das Instrument auf dem Boden. Nur das große Mundstück ist hier waagerecht aufgebracht.

Das Publikum war begeistert. Hollenweger zeigte nicht das kleinste Anzeichen von Reisestress, und gleich das erste Stück nach der Pause „Gitanes“ ließ den Funken überspringen. Alle drei Instrumente verschmolzen zu einer warmen, voluminösen und ungemein klangschönen Einheit. „El Sheik“ bot dem Trio die Gelegenheit, virtuose Soli und einen Hauch von Flamenco einzubinden.