Weil er offenbar zeitweilig auf der Straße lebte und Geld brauchte, verschaffte sich ein 21-Jähriger eine illegale Einkommensquelle: Der Rutesheimer hat Reifen von geparkten Autos abgeschraubt, um diese dann gewinnbringend zu verkaufen.

Leonberg – Weil er offenbar zeitweilig auf der Straße lebte und Geld brauchte, verschaffte sich ein 21-Jähriger eine illegale Einkommensquelle: Der Rutesheimer hat Reifen von geparkten Autos abgeschraubt, um diese dann gewinnbringend zu verkaufen. Wegen versuchten gemeinschaftlichen Diebstahls und gemeinschaftlichen Diebstahls wurde der junge Mann nun am Leonberger Amtsgericht zu 90 Arbeitsstunden verdonnert. Besonders brisant: Der Angeklagte beging die Straftaten nur vier Wochen nach seiner letzten Verurteilung wegen Veruntreuung.

 

Der Vorsitzende Amtsrichter Armin Blattner zeigte sich gnädig und räumte dem Rutesheimer eine letzte Chance ein. „Du kannst von Glück reden, dass du inzwischen eine Ausbildungsstelle gefunden hast, denn ohne diese wärst du um den Jugendarrest nicht herumgekommen“, sagte der Richter, der dem 21-Jährigen anschließend ins Gewissen redete: „Auch wenn man kein Geld hat, schraubt man keine Räder ab.“ Mit dem Strafmaß kam der Richter auch dem Vorschlag der Jugendgerichtshelferin nach, die sich für die Anwendung der Jugendstrafe aussprach. Der Staatsanwalt forderte neben 70 Arbeitsstunden auch eine Geldstrafe von 200 Euro, der Verteidiger plädierte auf 50 Stunden.

Zum Verhängnis wurde dem Rutesheimer eine Diebestour im Oktober vor einem Jahr, als er nachts gemeinsam mit einem Komplizen in Renningen unterwegs war. Zunächst versuchten sich die beiden an einem Audi, ließen dann aber, aus Angst entdeckt zu werden, von ihrem Vorhaben ab und ergriffen die Flucht. Nur wenige Stunden später machten sie sich an einem weiteren Wagen zu schaffen. Nachdem sie die Radmuttern gelöst hatten, bockten sie den Wagen auf Betonsteine auf und nahmen schließlich die Räder im Wert von 4000 Euro mit.

Seine Taten rechtfertigte der 21-Jährige mit seiner damaligen Lebenssituation. Eigener Aussage nach hatte er keine Arbeit und aufgrund von Streitigkeiten auch keinen Rückhalt in der Familie. „Wenn man auf der Straße überleben muss, dann denkt man auch nicht mehr daran, dass man bereits verurteilt wurde“, erklärte der Rutesheimer, der nur wenige Wochen vor dem Diebstahl wegen Veruntreuung bestraft wurde, weil er als Mitarbeiter einer Tankstelle Geld aus der Kasse abgezweigt hatte. Inzwischen hat er aber in die Spur zurückgefunden und eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker angefangen.

Verantworten musste sich der junge Mann auch wegen eines weiteren Vorwurfs, bei dem die Staatsanwaltschaft jedoch auf eine Verfolgung verzichtete, weil diese Tat bei der Festsetzung des Strafmaßes nicht beträchtlich ins Gewicht gefallen wäre. Der Anklageschrift zufolge soll er einem Stuttgarter vier Kompletträder abgekauft haben, die er dann gewinnbringend weiter verkaufte. Wie die Polizei später ermittelte, wurden die Räder aber von einem Fahrzeug aus einem Leonberger Autohaus gestohlen. Der Mann, an den der 21-Jährige die Räder veräußert hatte, war ein Internet-Händler, der regelmäßig mit gestohlenen Autorädern von einer Bande beliefert wurde, die Anfang 2013 ihr Unwesen in Leonberg trieb.