Beim Kunsthandwerkermarkt auf dem Kirchplatz und im Haus am Rankbach kommt das Publikum auf seine Kosten. Die Aktion „FantasTisch“ macht Station an der Baustelle bei der Petruskirche.

Renningen - Es ist eine Nervenprobe – das Wetter. Kühl und regnerisch bietet es zunächst nicht die idealen Voraussetzungen für einen entspannten Kunsthandwerkermarkt zu Füßen der Petruskirche. Die Freiluft-Aussteller haben ihre Stände wetterfest verpackt, nur die Kunsthandwerker im Haus am Rankbach können darauf verzichten. Doch am frühen Nachmittag kommt die Sonne hervor und lockt die Besucher in Scharen in die Ortsmitte.

 

Überhaupt keine Sorge, dass sie auf ihren fünfzig Kuchen sitzen bleiben, haben die Landfrauen Renningen. Sobald es aufgehört hat zu regnen, sind die Sitzplätze am Backhaus belegt und die Nachfrage nach dem köstlichen Backwerk ist rege. „Viele Leute nehmen sich auch Kuchenpakete mit nach Hause“, sagt Irmgard Gröger, die Kassierin des Vereins. Die Renninger Landfrauen feiern in diesem Jahr ihr sechzigjähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest. Der Kuchenverkauf ist eine wichtige Einnahmequelle, „eigentlich unsere einzige“, sagt Irmgard Gröger.

Frostfeste Kunstwerke

Direkt gegenüber präsentieren sich fünf Künstler des Renninger Kunstforums. Ursula Schneller malt unter den Augen des Publikums zwei farbenprächtige Bilder, die allerdings bei der feuchten Witterung nicht so recht trocknen wollen. „Die Leute sind neugierig und wollen wissen, was wir wie machen“, erzählt sie. Und sie freut sich über die schöne Musik direkt nebenan.

Martin Oesterle und Andreas Schubert begeistern dort mit ihren mittelalterlichen Instrumenten Dulcimer und Djembe die Zuhörer. Auch die Kleinen lassen sich vom Zauber dieses besonderen Klangs anstecken. Die vierjährige Miriam etwa, die mit offenem Mund zuhört, ist gar nicht mehr wegzubewegen von dem Duo mit seiner tanzenden Marionette Kunigunde von Klopfenstein.

Keine Angst vor Regenschauern muss Barbara Firscher-Seger haben. Die Kunstwerke der Keramikmeisterin aus Leinfelden-Echterdingen sind teilweise sogar frostfest. Seit zehn Jahren kommt sie schon mit ihren Schüsseln, Vasen, Tassen, Krügen – „alles auf der Scheibe frei gedreht“ – nach Renningen. „Hier herrscht eine schöne, freundliche Atmosphäre“, sagt sie und lobt auch das „dankbare Publikum“, das trotz Regens immer wieder komme. Auch Corina Elbert aus Weil der Stadt ist vom „gemütlichen Feeling“ angetan. „Hier herrscht nicht so ein Trubel wie in meinem Wohnort“, so die Papierkünstlerin von „Kitsch und Kunst“ und fügt hinzu: „Das ist richtig heimelig hier.“

Obwohl gefühlt jeder zweite Stand Schmuck in allen Formen und Farben feilbietet, ist die Angebotspalette groß. Sie reicht von bunter Kinderbekleidung über Lederwaren, Filzarbeiten, allerlei dekorativem Kunsthandwerk bis hin zu recycelten Schallplatten, die Michele Kappler aus Magstadt in witzige Schalen und Taschen verwandelt. Und Katrin Steinert aus Sindelfingen findet mit einem Produkt aus der früheren DDR Anklang bei den Käufern: Die Seifensiederin bietet feine Säckchen aus Nylon an, in denen Seifenreste bis auf den letzten Krümel aufgebraucht werden können.

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen

Ein paar Treppen oberhalb, zwischen der Petruskirche und der Baustelle für das künftige Gemeindehaus, hat die Kirchengemeinde im Rahmen der Aktion „FantasTisch“ unter dem Motto „Luther – neu aufgetischt“ an verschiedene Tische eingeladen. Ein Gesprächstisch etwa soll zum Gedankenaustausch zu manchen von Martin Luthers umstrittenen Zitaten anregen. Nebenan, am „Ein feste Burg – Tisch“, basteln Kinder burgähnliche Kunstwerke aus Pappe. „Ja, das macht richtig Spaß“, sagt ein kleiner Baumeister, ohne den Blick von seinem Turm zu wenden, den er gerade mit Glanzpapier beklebt. Gegenüber sitzen zwei historisch gewandete Ablasshändler. Allerdings geben sie, sobald das Geld dort im Kasten klingt, Wertmarken für den Essenstand heraus, schließlich hält Essen und Trinken Leib und Seele zusammen.