Die Krankenhäuser können ihr Defizit weiter um sechs auf etwa 17 Millionen Euro reduzieren. Verantwortlich dafür sind allein die Standorte Böblingen und Sindelfingen. Die Fehlbeträge in den kleineren Häusern wie Leonberg bleiben dagegen konstant.

Kreis Böblingen - Es sind gute und schlechte Neuigkeiten zugleich, die der Landrat Roland Bernhard am Mittwochabend beim traditionellen Jahresanfangs-Essen für Journalisten verkündete: Das Defizit des Klinikverbundes Südwest im vergangenen Jahr falle kleiner aus als man befürchtet habe. Ein Minus von rund 23 Millionen Euro sei im Wirtschaftsplan einkalkuliert. Der Verlust fällt mit etwa 17 Millionen Euro nun deutlich geringer aus. Dafür ist das Minus in Leonberg weiter hoch, sogar um etwa 500 000 Euro höher als im Wirtschaftsplan vorgesehen.

 

Zwar sind diese Zahlen noch mit Vorsicht zu genießen, betont Ingo Matheus, der Pressesprecher des Klinikverbundes. „Der endgültige Jahresabschluss, der von Wirtschaftsprüfern und dem Aufsichtsrat abgesegnet werden muss, steht noch aus“, erklärt er. Die Zahlen seien gerundet, der Dezember noch nicht in Gänze erfasst.

Dadurch könnte es noch Schwankungen von 200 000 bis 300 000 Euro geben. Doch sieht man sich die Verteilung genauer an, wird eines schnell deutlich: Das Defizit wurde vor allem in den beiden Häusern in Böblingen und Sindelfingen heruntergefahren. Im Wirtschaftsplan sind für das vergangene Jahr 12,5 Millionen Euro Minus vorgemerkt. Nach dem vorläufigen Ergebnis beläuft sich das tatsächliche Defizit auf 5,6 Millionen Euro – also gut die Hälfte.

Den Hauptgrund dafür sieht der Klinikverbund in den verschlankten Strukturen. „Wir haben bereits vor dem Medizinkonzept angefangen, Prozesse zu optimieren und Abteilungen zusammenzulegen“, erklärt der Pressesprecher. Als Beispiele nennt er das Zentrallager, standortübergreifende Medizinzentren sowie Stationszusammenführungen. Die beiden Häuser in Böblingen und Sindelfingen, die mittlerweile als eine Klinik firmieren, haben entsprechende Doppelstrukturen.

Die Kosten dafür hatte der Landrat im vergangenen Oktober unserer Zeitung gegenüber auf rund sechs Millionen Euro beziffert. Dies ist auch ein Grund, warum Kreis und Klinikverbund ein zentrales Klinikum auf dem Böblinger Flugfeld bauen möchten. Doch das dafür erarbeitete Medizinkonzept ist höchst umstritten (wir berichteten mehrfach).

Auf gleichem Niveau bewegt sich das Minus sowohl im Kreis Calw bei den dortigen Kliniken in Calw und Nagold sowie bei den Kreiskliniken Böblingen. In dieser GmbH sind die Häuser Leonberg und Herrenberg zusammengefasst. Hier ist das Minus mit 5,9 Millionen Euro nun sogar leicht größer als in Böblingen und Sindelfingen. Dabei hatte man hier mit weniger Verlusten kalkuliert. Synergieeffekte nutzen, Strukturen verschlanken – diese Bemühungen bezogen sich nicht nur auf Böblingen und Sindelfingen.

Nach dem Weggang des Chefarztes der Leonberger Gynäkologie im vergangenen Jahr etwa war die Stelle nicht neu ausgeschrieben worden. Stattdessen bildete man ein standortübergreifendes Zentrum, dessen Chefarzt in Böblingen sitzt. In Leonberg hat nun ein leitender Arzt die Verantwortung. Warum macht sich das in Leonberg oder Herrenberg nicht auch finanziell bemerkbar? „Vorläufige Zahlen können wir nicht kommentieren. Die Deutung obliegt zudem der Geschäftsführung“, erklärt der Pressesprecher des Klinikverbundes. Die Geschäftsführerin Elke Frank weilte am Donnerstag auf einer Fachtagung.

Klare Zusagen machte der Landrat Roland Bernhard an die Häuser in Leonberg und Herrenberg: „Wir wollen die Sanierung jetzt in die Hand nehmen.“ 38 Millionen Euro in Leonberg, 24 Millionen Euro in Herrenberg, das sei gesetzt, es werde keine Verzögerungen geben. Man brauche aber eine „bauliche Zielplanung“, um loslegen zu können. „Ich stehe zu meinem Wort.“ Insgesamt sechs Millionen Euro sollen noch 2015 in Leonberg und Herrenberg investiert werden.

Für den Bau des neuen Flugfeldklinikums zwischen Böblingen und Sindelfingen rechnet der Landrat mit einer ersten Planungsrate vom Land noch im Frühjahr: „Damit könnten wir durchstarten.“ Das Großklinikum müsse gut geplant werden, daher bittet er noch um Geduld: „Wir wollen keine Elbphilharmonie. Deswegen planen wir einen Kostenpuffer ein.“

Jahresergebnis Klinikverbund

2014:
Die Zahlen in Euro sind noch vorläufig.Klinikverbund:           - 17 Millionen   (Plan: -23)Leonberg:                   - 3,6 Millionen (Plan: -3,1)Herrenberg:               - 2,3 Millionen (Plan: -2,1)     zusammen:            - 5,9 MillionenSindelfingen/Böblingen: – 5,6 Millionen  (-12,5)Calw/Nagold:           – 5,5 Millionen (Plan: -5,7)

2013 und 2012:
in Millionen EuroKlinikverbund:                           – 21,5 und  – 21,9Leonberg/Herrenberg:             - 5,8  und   – 5,5Sindelfingen/Böblingen:           – 11,3 und  – 10,6Calw/Nagold:                            – 4,6 und   – 6,3

Schwarze Zahlen
schrieb der Klinikverbund, der zu 75 Prozent dem Kreis Böblingen gehört, zu knapp 25 dem Kreis Calw, zuletzt im Jahr 2008. Damals betrug der Überschuss etwa 430 000 Euro. 2009 gab es erneut ein Minus von 1,8 Millionen Euro. Zwei Jahre später waren es schon – 10,8 Millionen Euro.