Kindergärten: Rathaus will die Wünsche der Eltern jetzt doch berücksichtigen. Der Rat stimmt zu.

Weissach - Nun ist es offenbar doch kein Problem. Ohne große Diskussion und einstimmig hat der Weissacher Gemeinderat am Montag beschlossen, ab dem 15. September „Kindern ab zwei Jahren und neun Monaten in den Kindergärten der Gemeinde Weissach zu ermöglichen“.

 

Damit ist der Wunsch der Mütter Katrin Ulmer und Julia Kopphold in Erfüllung gegangen. In Weissach ist nun möglich, was in anderen Gemeinden schon lange selbstverständlich ist. Dass nämlich schon vor dem dritten Geburtstag Kinder stundenweise den Kindergarten besuchen dürfen, um sich einzugewöhnen. Denn mit dem dritten Geburtstag müssen viele Eltern wieder arbeiten, sie kämen in Schwierigkeiten, wenn die Eingewöhnungszeit dann erst startet.

Verwaltung lehnt zuerst ab

„Ja, wir sind zufrieden“, sagt Katrin Ulmer, die mit Julia Kopphold extra zur Gemeinderatssitzung als Zuschauerin gekommen ist. Ein kleiner Kampf liegt den beiden Müttern. Dass man Kinder schon vor dem dritten Geburtstag aufnimmt, gehe nicht, hatte es zunächst in der Weissacher Verwaltung geheißen. Die Betriebserlaubnis lasse das nicht zu. Die Mütter hatten die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat daraufhin angeschrieben, dazu 75 Unterschriften gesammelt.

Ob es den Bedarf überhaupt gibt, wollte die Gemeindeverwaltung nun zunächst selbst herausfinden. „58 von 126 Eltern wünschen sich eine Aufnahme von Kindern im Alter von zwei Jahren und neun Monaten“, berichtete der stellvertretende Hauptamtsleiter Yannic Neldert nun dem Gemeinderat. Das seien „deutliche Signale“, die jetzt auch die Verwaltung überzeugt haben. Nach dem einstimmigen Votum muss sie nun die rechtlichen Schritte einleiten. Die Kindergartensatzung der Gemeinde muss überarbeitet werden, ausreichend pädagogisches Fachpersonal muss vorhanden sein und die Unfallkasse Baden-Württemberg und der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) müssen eingeschaltet werden.

Lediglich um Kriterien gibt es noch Streit. Denn die Pläne der Gemeindeverwaltung sehen vor, dass nicht alle Eltern einen Anspruch auf eine frühere Eingewöhnungszeit haben sollen, sondern lediglich Eltern, die einem „Kriterienkatalog“ entsprechen. Diesen gibt es allerdings noch nicht.

Bürgermeister weist Mitsprache zurück

„Wir fänden es gut, wenn die Elternschaft und die Kindergärtnerinnen bei der Erarbeitung dieses Kriterienkatalogs eingebunden werden“, fordert etwa Andreas Pröllochs, der Fraktionschef der Bürgerliste, im Gemeinderat. Er verweist auf Renningen, wo es neuerdings einen Beirat aus Eltern, Kindergartenleitungen und der Stadtverwaltung gibt, die bei solchen Fragen zunächst einen Vorschlag für den Gemeinderat erarbeiten.

Davon will der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) aber nichts wissen. Die Erarbeitung von Kriterienkatalogen sei das „klassische laufende Geschäft der Gemeindeverwaltung“, sagt er. Man werde eine Vorlage erarbeiten und dem Gemeinderat vorlegen. „Im Juli werden wir dann die Satzung beschließen“, kündigt der Rathauschef an.