Der neue Chef des CDU-Stadtverbandes über sein Verständnis der Arbeit im Gemeinderat, die OB-Wahl und über das schnelle Internet.

Leonberg - Eine bemerkenswerte Laufbahn: Vor vier Jahren war Oliver Zander noch nicht einmal in der CDU, jetzt ist er als Nachfolger von Sabine Kurtz Vorsitzender des Stadtverbandes. Der 52-Jährige wollte sogar Bundestagsabgeordneter in Berlin werden. Aber dafür war er offenbar dann doch nicht lange genug in der Partei.

 
Herr Zander, erst wollten Sie Bundestagskandidat der CDU werden, dann Chef des Stadtverbands Ihrer Partei. Wo drängt es Sie denn hin? Nach Berlin oder nach Leonberg?
Ganz klar nach Leonberg. Nach meinem bundespolitischen Ausflug habe ich mich neu sortiert. Das Ergebnis: Die berufspolitische Schiene hat sich für mich erledigt. Ich möchte mich nun ehrenamtlich engagieren, und zwar hier in Leonberg. Auf einer zweiten ehrenamtlichen Ebene bin ich in der CDU-Mittelstandsvereinigung MIT aktiv, weil mir die Förderung des Mittelstands besonders am Herzen liegt.
Ihr Versuch, Bundestagsabgeordneter zu werden, ist misslungen. Warum haben Sie sich das angetan?
Da bin ich wie die Jungfrau zum Kinde dran geraten. Es war einfach eine interessante Herausforderung, ich hatte ja nicht lange Zeit zum Überlegen. Ich war in dieser Phase jeden Abend unterwegs und habe mal vor zehn und mal vor 300 Leuten gesprochen. Das war eine wichtige Erfahrung, bei der ich viel gelernt habe. Auch, dass man als Quereinsteiger ohne Vernetzung keine Chance hat. Im Nachhinein betrachtet, war das nicht zu gewinnen.
Gewonnen hat Marc Biadacz aus Böblingen. Wie ist Ihr gegenseitiges Verhältnis?
Gut. Ich arbeite sogar in seinem Wahlkampfteam mit.
Sie nennen sich selbst Quereinsteiger. Seit wann sind Sie denn in der CDU?
Seit dem Jahr 2013. Die Stadtverbandsvorsitzende Sabine Kurtz war damals durch mein Engagement in der Triangel, der Mensa des Schulzentrums, auf mich aufmerksam geworden. Als ich gerade in Italien im Urlaub war, erhielt ich einen Anruf von ihr: Können Sie sich vorstellen, bei der Kommunalwahl für die CDU zu kandidieren, fragte sie mich. Die Perspektive gefiel mir sehr gut, und dann bin ich natürlich auch in die Partei eingetreten.
Sie wurden 2014 in den Gemeinderat gewählt und jetzt, drei Jahre später, sind Sie Vorsitzender des Stadtverbandes.
Auch hier hat mich Frau Kurtz angesprochen, und einige andere auch. Ich finde das Amt passt gut zu meinem Ziel, mich ehrenamtlich in Leonberg zu engagieren.

OB-Wahl: Punkt für einen echten Neuanfang ist gekommen

Der OB-Kandidat Ihrer Partei, Andreas Knörle, hat aus Gesundheitsgründen überraschend zurückgezogen.
Das bedauere ich sehr! Ich war von Andreas Knörle hundertprozentig überzeugt. Er hat gute Ideen, war voller Motivation und hatte einen interessanten beruflichen Hintergrund. Aber seine Gesundheit geht natürlich absolut vor, selbst wenn wir jetzt einen hervorragenden Kandidaten verlieren.
Ein möglicher CDU-Kandidat wäre ja auch Ulrich Vonderheid gewesen, der schon lange Ihrer Partei angehört.
Wir haben uns gesagt, dass nach 24 Jahren Oberbürgermeister Bernhard Schuler der Punkt für einen echten Neuanfang gekommen ist. Und dafür brauchen wir idealerweise einen Kandidaten von außen. Das war die Hauptmotivation.
Ist Vonderheid dadurch nicht beschädigt? Er ist immerhin Erster Bürgermeister.
Die Findungskommission unter der Leitung von Sabine Kurtz hat ihm von Anfang an klar kommuniziert, dass er nicht unser Kandidat ist. Er ist trotzdem angetreten.

CDU muss jetzt die Bewerberlage analysieren

Wie geht es jetzt weiter?
Der Rückzug von Herrn Knörle hat uns alle getroffen. Jetzt müssen wir die Lage sachlich analysieren.
Wird es einen neuen CDU-Kandidaten geben?
Darüber werden wir in Ruhe sprechen. Wir haben ja noch Zeit.
Andreas Knörle wurde von sehr vielen Kräften im Gemeinderat getragen.
Das spricht für die gute Gesprächsatmosphäre dort. In der Kommunalpolitik geht es ja nicht um Parteipolitik, sondern um die gemeinsamen Überlegungen, unsere Stadt weiterzuentwickeln. Wir können mit fast allen gut zusammenarbeiten.