Der Hospizdienst feiert Jubiläum: Seit 25 Jahren begleiten die Helfer Sterbende bei ihrem letzten Gang.

Renningen - Alleine zu sterben, ist eine Angst, die viele Menschen begleitet. Anderen bei ihrem letzten Gang beizustehen, das ist die große Aufgabe, die sich Hospizdienste vielerorts gesetzt haben. Doch auch die Angehörigen finden bei ihnen Rat und Unterstützung. In Renningen setzen sich die Helfer des ambulanten Hospizdienstes seit mittlerweile 25 Jahren dafür ein, Sterbende und deren Angehörige in ihren schwersten Stunden zu begleiten. Das Jubiläum begehen die Mitglieder bewusst zurückhaltend. Unter anderem ist für morgen ein besonderer Vortrag geplant.

 

„Das ist eine sehr erfüllende und sinnstiftende Arbeit“, sagt Christa Gockeler, die seit dem Anfang dabei ist. „Dass Menschen zu Hause sterben können, das ist mir ein großes Anliegen“, erklärt sie einen der Gründe, weshalb sie einst dem Hospizdienst beigetreten ist. „Aber die Angehörigen kommen dabei oft an ihre Grenzen“, weiß sie. Ebenso wichtig sei es ihr deshalb, auch diese zu unterstützen und ihnen Kraft zu geben. Was Ingrid Nüßle, Helferin seit 23 Jahren, dabei am Herzen liegt: „Wir begleiten, was da ist, nicht, was wir gerne haben möchten.“ Jeder bringe natürlich seine eigenen Vorstellungen mit, wie ein Umfeld oder eine Situation in seinen Augen am besten zu sein hat. „Aber eine Familie ist, wie sie ist. Wir sind nicht da, um Dinge zu ändern, sondern um zu begleiten.“ Dabei wolle sie die Menschen auch informieren und gut vorbereiten auf das, was sie erwartet.

Am Anfang war reine Sitzwache

Seinen Anfang nahm der Hospizdienst in Renningen einst als reine Sitzwache und entstand auf Initiative von Renate Klingler hin. Ihr Mann war damals Pfarrer in Renningen, und beide hatten oft mit den Bewohnern des Pflegeheims zu tun. „Ihr war es wichtig, dass Sterben nicht in Einsamkeit und Verlassenheit passiert“, erzählt Christa Gockeler. Deshalb fragte sie damals in ihrem Bekanntenkreis herum, wer sich vorstellen könnte, sich an Sitzwachen für sterbende Heimbewohner zu beteiligen. Letztlich fanden sich sieben Helfer, von denen zwei noch heute dabei sind: Renate Klingler und Christa Gockeler.

„Am Anfang war das auf das Haus am Rankbach beschränkt“, berichtet Christa Gockeler. Stück für Stück und vor allem mit zunehmendem Bekanntheitsgrad haben die Mitglieder den Dienst ausgeweitet. Heute besuchen sie auch immer wieder Menschen, die in ihrer eigenen Wohnung Abschied nehmen, und werden von anderen Einrichtungen wie der Sozialstation angefragt. Ebenso hat sich nach und nach das Angebot erweitert, zum Beispiel mit einer allgemeinen Beratung und dem Café für Trauernde. Dort können Menschen, die jemanden verloren haben, gemeinsam trauern – egal, ob der Verstorbene erst wenige Monate oder schon Jahre tot ist. So wurde aus der einstigen Sitzwache im Haus am Rankbach der ambulante Hospizdienst für ganz Renningen und Malmsheim.

„Sterben ist ein Teil unseres Lebens“

Ihren Sitz haben die Helfer aber nach wie vor in dem Renninger Pflegeheim, wo sie kostenlos die Räume nutzen dürfen. Heute zählt der Dienst 15 ehrenamtliche Helfer, Berufstätige wie Rentner, Frauen und Männer zwischen 30 und 70 Jahren. Hinzu kommen die Leiterinnen und Koordinatorinnen Christa Gockeler und Britta Falke, beides ausgebildete Palliativ-Care-Fachkräfte.

„Mir ist es auch wichtig zu vermitteln: Sterben ist ein Teil unseres Lebens“, sagt Britta Falke, die erst vor wenigen Jahren dazugekommen ist. Dazu gibt es noch viele andere Gründe, warum Menschen den Weg in den Hospizdienst gefunden haben. Allein im vergangenen Jahr unternahmen neun Menschen diesen Schritt. „Das war natürlich ein Ausnahme-Jahr“, sagt Ingrid Nüßle. „Aber es zeigt auch, dass der Hospizdienst in der Gesellschaft immer mehr anerkannt wird“, sagt Britta Falke erfreut.

Menschen beim Sterben zu begleiten, ist natürlich keine leichte Aufgabe und kann auch für die Helfer belastend werden. Dabei müsse man aber bedenken, dass der Dienst in Renningen ein eher kleiner sei, sagt Christa Gockeler, zwischen den Besuchen lägen oft Tage oder sogar Wochen. Das Austauschen innerhalb der Gruppe sei außerdem eine große Hilfe. „Und von den Betroffenen kommt immer so viel zurück.“

Vortrag und Informationen

Für alle
Der Hospizdienst wird meist angefragt von Pflegeheimen oder sozialen Diensten, doch auch Privatleute können sich an die Helfer wenden. Die Mobiltelefonnummer 01 70 / 5 64 13 72 ist durchgehend erreichbar. Danach kommt jemand zu einem Erstbesuch bei dem Betroffenen vorbei, wonach das weitere Vorgehen besprochen wird.

Individuell
Die Art der Betreuung und die Zahl der Besuche werden immer individuell abgestimmt. Je akuter die Situation ist, desto häufiger sind für gewöhnlich die Besuche, sodass auch die Angehörigen kurz zur Ruhe kommen können. Die Dauer der Begleitung ist ebenfalls individuell – mal sind es nur wenige Stunden, ein anderes Mal sogar Monate. Insgesamt betreut der Hospizdienst ungefähr 25 bis 30 Fälle pro Jahr