Die Kinder haben sich im Waldkindergarten am ehemaligen Radfahrerheim gut eingelebt. Startschwierigkeiten gab es hingegen in der Schleglerstadt. Der Bauwagen kam erst mit ziemlicher Verspätung an.

Heimsheim/Mönsheim - Es ist neblig und frostig, der Raureif liegt dick auf den Wiesen. Nur widerwillig machen da viele einen Schritt nach draußen, schlottern und bibbern und freuen sich, wenn sie endlich wieder ins Warme dürfen. Die jungen Besucher der neu gegründeten Mönsheimer und Heimsheimer Waldkindergärten können darüber vermutlich nur kichern. Sie verbringen die meiste Zeit im Freien, wuseln durch Wiesen und Wälder und entdecken dort die Welt.

 

Seit 1. September bereits läuft der Betrieb des Waldkindergartens Mönsheim, sieben Kinder tollen dort seither rund um das ehemalige Radfahrerheim nahe dem Fußballplatz. Für nächstes Jahr gibt es weitere sechs bis sieben Interessenten, berichtet Evelyn Quass, die Vorsitzende des Vereins Naturkinder Flacht, der den Kindergarten betreibt. Entsprechend wird die Einrichtung ihr Kontingent von maximal zehn Kinder auf 20 erhöhen lassen – so wie am Anfang vorgesehen. In Heimsheim wird es vorerst wohl bei einer kleineren Gruppe bleiben. „Dort haben wir im Moment vier Kinder“, etwa die gleiche Zahl an Interessenten habe für nächstes Jahr angeklopft.

Vorteil durch die Mönsheimer Hütte

Enttäuscht oder überrascht ist Evelyn Quass von den niedrigeren Anmeldezahlen für Heimsheim aber erst einmal nicht. „In Mönsheim gab es die Hütte, in der wir sind, schon länger, die Leute hatten viele Gelegenheiten, sich das Gelände anzuschauen und auch den Kindergarten im laufenden Betrieb zu erleben.“ Die dortige Waldspielgruppe trage ebenfalls zur Bekanntheit bei.

In Heimsheim fehlte dieser Erfahrungsfaktor bislang. Denn der Bauwagen – als Platz zum Unterstellen oder zum Aufwärmen –, der eigentlich schon Anfang Oktober hätte geliefert werden sollen, kam erst Mitte Dezember. Und dabei hätte der Kindergarten bereits zum 1. November auf dem Gelände nahe dem Grillplatz am Mittelberg an den Start gehen sollen. „Wir haben dann die Eltern gefragt, ob sie lieber noch warten möchten.“ Stattdessen brachten sie den Vorschlag ein, für den Übergang alle Kinder zusammen in Mönsheim zu betreuen. „Das hat gut funktioniert, wir hatten ja auch die nötigen Erzieherinnen schon da.“

Mittlerweile ist der Bauwagen geliefert, aufgestellt und eingeräumt. „Bis dahin hatten die Leute keine Chance, sich ein Bild von dem Ort zu machen, wo die Kinder ihren Tag verbringen werden.“ Das werde sich nun ändern, auch ein Tag der offenen Tür ist fürs neue Jahr geplant. Beides werde sich auf die Anmeldezahlen sicher positiv auswirken, glaubt Quass.

Trotz dieser Startschwierigkeiten ist sie „sehr froh, dass wir es gemacht haben, die Kinder haben richtigen Spaß, und das ist das Wichtigste“. Ramona Maas, die ihren dreijährigen Sohn Farin Luke in Mönsheim angemeldet hat, ist jedenfalls „super glücklich mit der Entscheidung. Ich war am Anfang erst am Überlegen, wo ich meinen Sohn hingebe, aber er ist einfach ein ,Draußen-Kind’“, sagt sie. „Das war auf jeden Fall die richtige Wahl für uns.“

Der Verein hatte ursprünglich in seiner Heimatgemeinde Weissach das Konzept eines Waldkindergartens vorgestellt, war im Gemeinderat aber abgeblitzt (wir berichteten). Auf offene Ohren stießen die Mitglieder dagegen in Mönsheim und Heimsheim. Die zwei Einrichtungen unter der Trägerschaft der Naturkinder Flacht laufen zwar unabhängig voneinander – die Zuschüsse beider Gemeinden gehen zum Beispiel nur an den jeweils „eigenen“ Kindergarten –, arbeiten aber eng zusammen.

Hühnerhaltung und Gemüseanbau

Beendet hat der Verein mittlerweile die Zusammenarbeit mit dem Sonnenhof. Einmal die Woche hätten die Kinder der Mönsheimer Einrichtung den Tag auf dem Bauernhof verbringen sollen, mithelfen, viel erleben und etwas über den Bauernhof lernen. „Wir haben aber gesehen, dass die Theorie das eine ist, die Praxis das andere“, so Quass. Die Vorstellungen der Beteiligten hätten letztlich nicht zusammengepasst. Da es sich zudem um einen reinen Milchviehbetrieb handelt, wäre es schwer gewesen, die ganz jungen Kinder ausreichend zu beschäftigen.

Stattdessen möchte der Verein auf dem eigenen Gelände in Mönsheim nun gerne Tiere wie Hühner halten, um die sich die Kinder kümmern sollen, und Gemüse anbauen. Das sei aber noch nicht fest, „da müssen auch die Eltern im Boot sein, denn irgendjemand muss die Tiere auch versorgen, wenn gerade kein Kindergarten ist“, so Quass. Auch ein Einstieg in die Kooperation zwischen dem Waldkindergarten in Heimsheim und dem dortigen Barockreitzentrum sei denkbar.