Boom in Heimsheim: schon 2012 hat die Familie mit der Firma Wolff Executive GmbH einen Büroturm im Egelsee erstellt. Die Nachfrage ist derzeit sehr gut. Der zweite, 26 Meter hohe Tower entsteht gerade, der dritte wird bereits geplant.

Heimsheim - Patrick Wolff ist eigentlich kein Bauunternehmer. Ganz im Gegenteil, er ist ein Informatiker, der in der Garage seiner Eltern in Friolzheim mit seinen Freunden Christian Böhm und Florian Langer eine Firma gegründet hat, die er E-Wolff nannte. Daraus ist inzwischen ein Verbund von Online-Marketingagenturen namens UDG mit 500 Mitarbeitern geworden. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte – schon 2012 hat die Familie mit der Firma Wolff Executive GmbH einen Büroturm im Egelsee erstellt. Die Nachfrage ist derzeit sehr gut. Der zweite, 26 Meter hohe Tower entsteht gerade, der dritte wird bereits geplant.

 

Hier werden sich vor allem Dienstleister ansiedeln, die im Umfeld von Bosch und Porsche arbeiten. Es ist sogar eine Standleitung nach Weissach gelegt, der Wöhr-Busverkehr nach Mönsheim zum Porsche-Parkplatz soll hier noch eine Schleife drehen. Und die besondern Sicherheits-Anforderungen werden berücksichtigt – schließlich werden in beiden Entwicklungszentren hoch geheime Protoypen und Produkte entwickelt.

„Durch die Erweiterung in Weissach und den Neubau von Bosch in Renningen entsteht ein großer Sog“, erklärt Patrick Wolff. Viele Zulieferer siedeln sich weiter an, schon vorhandene Unternehmen kapseln sich bewusst etwa vom Daimler-Umfeld Sindelfingen ab, weil sie sich ganz auf Porsche konzentrieren wollen. Oder ein Logistikunternehmen hat Standorte in München und Frankfurt, und will ein Vertriebsbüro in der Mitte ansiedeln – da passt der kleine Business-Park an der Autobahn eben besonders gut. Wiederum andere wie Manudextra aus Nürnberg oder das 950 Mitarbeiter starke Unternehmen PUZ aus München wollen in Baden-Württemberg Fuß fassen, um diesen Automobilstandort zu schließen. „Man sieht die Bürotürme gut von der Autobahn, das ist eine tolle Werbewirkung“, sagt der Friolzheimer. Dieser Boom war aber eher ein Zufallsprodukt. „Schon als wir 2009 unser Agenturgebäude für E-Wolff im Egelsee gebaut haben, wollten wir ursprünglich das oberste Stockwerk vermieten“, erinnert er sich.

E-Wolff hat es dann aber selbst verwendet, doch die Nachfrage war groß. „Viele wollen flexible Büros mit 50 bis 400 Quadratmetern, aber auch Erweiterungsmöglichkeiten“, sagt Wolff. So ist etwa die Marketing-Agentur Voxelair von Leonberg in den ersten Tower gezogen. Die Büros sind weitläufig und haben eine Glasfront über Eck, mit Blick auf die Autobahn. Ganz oben ist ein Business-Center mit zwei mondänen Besprechungsräumen. „Es kommen sogar Großfirmen, die hier ihre Board-Sitzungen abhalten“, meint Wolff.

Doch Bodenständigkeit ist ihm ganz wichtig. Deswegen arbeitet er nur mit Firmen aus der Region zusammen, die er kennt. Das gilt vor allem für die Baustelle – fast ausschließlich lokale Unternehmen arbeiten dafür. Die Türme baut der Heimsheimer Bauunternehmer Hasenmaier, sogar die Baustellentoiletten sind von der Friolzheimer Firma Ramses gestellt.

Es wäre ein Leichtes gewesen, Fitnessstudios oder alle möglichen Dienstleister einmieten zu lassen. „Das wollten wir aber nicht“, stellt Wolff klar, „es soll eine Denkfabrik sein.“Er will Ingenieure und Dienstleister, die in der Region verwurzelt sind. Gegessen wird oft in den Vereinsheimen, viele Angestellte kommen mit dem Fahrrad durch den Wald. Deswegen sind in den Business-Towers auch Duschen angebracht.

Patrick Wolff selbst läuft mit seiner Hündin Trica über das Gelände, und schaut sich den zweiten Tower an. Einige Firmen aus dem ersten wie Magna Steyr oder Ferchau ziehen sogar vom ersten in den Tower um – hier soll sich alles konzentrieren, was mit Automobil zu tun hat. Die Konjunktur brummt, Porsche, Bosch und Daimler investieren – so lange das so bleibt, ist der Park gut ausgelastet.

„Es hängt natürlich an der Konjunktur“, sagt Patrick Wolff, „unser Projekt ist auf mindestens zehn Jahre geplant.“ Wie viel genau investiert wird, will Wolff nicht sagen – man sei schließlich ein kleines Familienunternehmen.

Insgesamt wären mit den drei Türmen 10 000 Quadratmeter Bürofläche und 500 Arbeitsplätze möglich. Der zweite Turm soll im Frühjahr fertig werden, der dritte Ende 2016, wenn alles gut geht, und die Wirtschaft weiterhin so brummt.

Ein paar Wünsche sind allerdings noch offen. „Ein hochklassiges Business-Hotel wäre gut“, meint Patrick Wolff. Viele Kunden von Porsche und Bosch wollten übernachten, da reichen die Kapazitäten nicht aus, und es wird ein anderer Standard erwartet. Wolff könnte sich so etwas auf dem Areal der ehemaligen Autobahnmeisterei vorstellen – doch das dümpelt vor sich hin. Das dort geplante Rundturm-Projekt mit Hochhäusern steht schon lange still.

Auch ein Angebot für Mittagessen könnte das Gewerbegebiet Egelsee vertragen, wenn bald noch einige hundert Arbeitsplätze dazu kommen. Insgesamt also eine Erfolgsstory, mit der Patrick Wolff zu Anfang nie gerechnet hätte. „Wichtig ist, dass wir immer organisch gewachsen sind, nicht zu viel auf einmal“, sagt der IT-Unternehmer. Er selbst managt inzwischen vorwiegend die UDG-Gruppe, während sein Partner Florian Langer das klassische Geschäft der ehemaligen E-Wolff managt – etwa die Webseite von Porsche zu bewerben.