Die SG Leonberg/Eltingen hat beim 20:42 (13:22) im Sportzentrum gegen den Bundesligisten TVB Stuttgart vor rund 300 Zuschauern viele gute Szenen. Bittenfeld hat gegen den Vertreter der Württembergliga Probleme in der Abwehr.

Leonberg - Zuallererst ist es das Ergebnis, das den Unterschied zwischen einem Erstligisten und einer Mannschaft aus der fünfthöchsten deutschen Spielklasse verdeutlicht. Mit 42:20 (22:13) hat der TVB Stuttgart (ehemals TV Bittenfeld) bei der SG Leonberg/Eltingen gewonnen. Ein Resultat, mit dem der frisch gebackene Württembergligist sicher besser leben kann als der Bundesliga-Aufsteiger.

 

Dass Welten zwischen den beiden Teams liegen, wurde jedoch alleine durch die körperliche Überlegenheit der Profis noch viel plastischer. Im Durchschnitt fast einen Kopf größer und teilweise mit 20 bis 30 Kilogramm mehr Masse ausgestattet, trifft der Vergleich David gegen Goliath den Nagel auf den Kopf. Der einzige Unterschied: ein glückliches Ende für den scheinbar Unterlegenen so wie in der biblischen Erzählung ist auf dem sportlichen Parkett ausgeschlossen.

Abstimmungsprobleme beim Bundesligisten

In der Praxis sah das vor allem in der ersten Hälfte unter anderem so aus: ein Bittenfelder Pass an den Kreis auf Teo Coric. Der kroatische Neuzugang, 1,97 Meter lang und 120 Kilogramm schwer, fängt den Ball, beginnt sich zu drehen, drückt dabei ein, zwei oder gleich drei Gegenspieler zur Seite oder in den Kreis und schließt mit einem erfolgreichen Torwurf ab. Nach dem Geschmack von Bittenfelds neuem Trainer Thomas König verließen sich seine Schützlinge zu oft auf diese Variante. In der Bewertung der Partie tat er sich schwer: „Bei so einem Vergleich sieht man immer eher schlecht als gut aus. Unsere Abwehr steht aber noch nicht so sattelfest wie sie es in der Bundesliga muss. Da haben wir noch Abstimmungsprobleme.“ Klar ist: der TVB Stuttgart wird es sehr schwer haben in der Eliteliga. Allerdings fehlten bislang mit Florian Schöbinger und Simon Baumgarten verletzungsbedingt zwei wichtige Stützen. Zudem ist der Verein in Sachen Neuverpflichtungen noch nicht so weit wie erhofft. Ein qualitativ hochwertiger Spieler soll möglichst schnell noch zum Team stoßen.

Königs Gegenüber Frank Ziehfreund, statt im Trainingsanzug erstmals in Jeans und Polo-Shirt an der Seitenlinie, muss sich um keine Personalien mehr kümmern. Die Neuzugänge Ladislav Goga, Christian Auer, Michael Henninger und Ruben Keller präsentierten sich erstmals dem heimischen Publikum. Rund 300 Zuschauer waren ins Sportzentrum gekommen. Weil Bittenfeld nicht angetreten war, um ein Feuerwerk abzubrennen, sondern Trainingsinhalte umzusetzen, kam so richtig Stimmung erst auf, als Ruben Keller im Tor zu großer Form auflief. Er entschärfte in Serie die freien Versuche von Coric und Tobias Schimmelbauer. Als sich Michael Schweikardt und Michael Spatz dann doch mal an einem Kempa-Trick versuchten, war der Youngster zwischen den Pfosten erneut zur Stelle und dementsprechend mit seinem Einstand natürlich zufrieden. „Das hat Spaß gemacht. Und wenn man erst im Spiel ist, dann ist das gegen die Bundesligaspieler auch nichts anderes als sonst“ (Keller).

Leonberg/Eltingen geht hohes Tempo

Den Trainer Ziehfreund überzeugte nicht nur der Auftritt seines Schlussmannes: „Wir sind auf einem guten Weg. Ich glaube, das müsste passen. Dieses Spiel war ein Highlight für uns, um mal zu sehen, was für eine Dynamik da drin steckt. Aber ich bin ganz zufrieden mit unserem Tempo und dem Rückzugsverhalten.“

Während dem TVB Stuttgart bis zum ersten Pflichtspiel im Pokal gegen die Rhein Neckar-Löwen (am 15. August in Kornwestheim) nur noch zwei Wochen bleiben, muss die SG Leonberg/Eltingen erst am 6. September in der ersten Runde des Verbandspokalwettbewerbs gegen die HSG Fridingen/Mühlheim ran. Im Gegensatz zur gelungenen Vorstellung gegen das Team aus Bittenfeld dürften sich die Spieler hier – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder auf Augenhöhe begegnen.

60 Minuten im Stenogramm

1. Hälfte Die Profis legen per Siebenmeter durch Michael Schweikardt vor. Leonberg braucht eine kleine Anlaufzeit, bis das Team den Respekt abgelegt hat. Dominik Merkle gelingt nach knapp vier Minuten der 1:1-Ausgleich. Bis zur 22. Minute und dem 11:15 durch Lars Neuffer halten die Gastgeber gut mit, dann legt der Bundesligist einen kleinen Zwischenspurt ein und macht hinten dicht. Zur Pause führt Bittenfeld mit 22:13.

2. Hälfte Der Bundesliga-Aufsteiger legt noch mal einen Gang zu, baut den Vorsprung zunächst auf 31:17 aus. Dann geht bei der SG Leonberg/Eltingen neun Minuten lang nach vorne gar nichts mehr. Die Kräfte scheinen zu erlahmen. Patrick Nicolau bricht den Bann mit dem 18:38 in der 56. Minute. Jakob Ulrich stibitzt den Ball zum 20:40. Bittenfelds bester Werfer Martin Kienzle setzt den Schlusspunkt zum 42:20.

SG Leonberg/Eltingen
Kunz, Keller, Rilling (1), Binder (2), Maresch (1), Nicolau (4), Neuffer (7/2), Merkle (3), Auer, Henninger, Ulrich (2), Fischer, Knödler, Kilper, Goga

TVB Stuttgart Jerkovic, Özmusul, Schimmelbauer (3), Schmid-Unger, Kienzle (9), Weiss (1), Schweikardt (2/2), Friedrich (3), M’Bengue (5), Coric (6), Burmeister (2), Seiz (3), Kretschmer (2), Spatz (6/1)