Reiner Havenith, Frauentrainer der SG Leonberg/Eltingen, ist während eines Spiels 60 Minuten lang mit hohem körperlichen Einsatz und stimmgewaltig unterwegs. Er selbst bezeichnet sich als HB-Männchen, das schon ruhiger geworden ist.

Leonberg - Es sind noch zehn Sekunden zu spielen. Die Frauen der SG Leonberg/Eltingen haben den Sieg in der Württembergliga gegen den SSV Hohenacker in der Tasche – sie führen mit 33:25. Zeit zum Runterkommen, den Adrenalinpegel herunterzufahren. Nicht so für Trainer Reiner Havenith. Mit den Rufen „Tempo, Tempo“ und wild gestikulierend treibt er seine Schützlinge noch einmal nach vorne. Wenn diese Seitenlinie vor seiner Bank da nicht wäre, der Coach würde möglicherweise selbst noch mit aufs Feld springen.

 

Seit Ende November hat der 37-Jährige das Kommando übernommen. Und er hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Da ist zum einen die sportliche Bilanz: In fünf Partien unter seinem Kommando gab es drei Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage bei Tabellenführer TSV Bönnigheim. Das glücklose Vorgängerduo Vlado Polic/Sonja Schober hatte es in sieben Begegnungen lediglich auf drei Pluspunkte gebracht. Die Mannschaft war auf den Relegationsplatz abgerutscht. Zum anderen ist da aber auch das Auftreten des Übungsleiters. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist der Zuschauer geneigt zu glauben, Reiner Havenith hätte jemand an die Steckdose angeschlossen. Mister 220 Volt.

Als HB-Männchen beim SV Kornwestheim groß geworden

Egal ob eigener Angriff oder Abwehraktion – der ehemalige Landesligaakteur des TV Pflugfelden spielt mit. „Arme, Arme!“, schreit er immer wieder, um seine Spielerinnen zu einem konzentrierten und effektiven Abwehrverhalten hinzupeitschen. „Man hat ja gesehen, was es gebracht hat – nicht viel“, nimmt sich Havenith dabei auch selbst auf die Schippe. Als HB-Männchen sei er bei seinem Engagement beim SV Kornwestheim groß geworden. „Peu à peu“, sagt er allen Ernstes, „bin ich ruhiger geworden. Wenn die Mannschaft die vorgegebenen Dinge von sich aus macht, bin ich der ruhigste Mensch der Welt.“ Einen Reiner Havenith, der 60 Minuten lang auf der Bank sitzt, wird es dennoch nicht geben. „Wenn ich als Trainer das Geschehen nur noch lethargisch verfolge, dann sollte ich mich hinterfragen.“

Nach dem Wechsel von den Männern des TV Pflugfelden in die Württembergliga der Frauen muss sich der Coach sowieso ein wenig neu erfinden. Vor rund zehn Jahren hat er zuletzt im Frauenbereich gearbeitet. Die größten Unterschiede liegen im Athletikbereich. Bei den Männern, sagt Havenith, wird bis zum mittleren Leistungsbereich viel mit Kraft gearbeitet. „Da gibt es vier oder fünf Auslösehandlungen, alles andere wird in Kleingruppen im Spiel zwei gegen zwei gelöst“ (Havenith). Das Spiel sei einfacher strukturiert. Was zweimal geklappt hat, wird auch ein drittes Mal gemacht. Frauen würden von diesem Muster eher abweichen und lieber noch eine andere Variante spielen. „Außerdem“, sagt der Coach, „muss ich im Training viel mehr reden. Die Intensität ist geringer als bei Männerteams.“

Der Trainer hat schon für die nächste Saison zugesagt

Und dann ist da noch das unbedingte Gewinnen-wollen. Havenith: „Ich will diese Gier auch bei den Leonberger Frauen sehen. Und ich habe das Gefühl, dass ein Großteil der Mannschaft das will.“ Aus diesem Grund hat sich der Übungsleiter, der zunächst nur bis zum Saisonende zugesagt hatte, mit der SG Leonberg/Eltingen auf eine weitere Zusammenarbeit auch in der Saison 2015/2016 geeinigt. Nahziel ist nun aber zunächst ein Erfolg beim nächsten Punktspiel in zwei Wochen beim Tabellenzweiten TSV Nordheim. Jede Wette, dass Reiner Havenith auch dort wieder voll unter Strom steht.