Halbzeit für Susanne Widmaier: Seit vier Jahren ist sie Erste Beigeordnete – und damit zuständig fürs Geld, fürs Bauen, für die Ordnung und die Wirtschaft.

Weil der Stadt - In ihrem kleinen, aber schmucken Büro im Merklinger Rathaus hängen, aufgereiht in weißen Sprechblasen, all die Aufgaben, die Susanne Widmaier seit genau vier Jahren zu beackern hat. Als Stellvertreterin des Bürgermeisters ist die 51-Jährige für die Kämmerei, für das Bau- und Ordnungsamt und für die Wirtschaftsförderung zuständig. Mit 15 Stimmen wählte sie der Gemeinderat im Juli 2013 zur Ersten Beigeordneten. Ihr Mitbewerber Stefan Feigl – heute Bürgermeister in Simmozheim – unterlag mit 11 Stimmen.

 
In Ihrer Bewerbungsrede haben Sie gesagt: „Ich möchte eine von Ihnen werden“. Frau Widmaier, sind Sie in Weil der Stadt angekommen?
Ja, vor allem bin ich auch Münklingerin, wo ich seit drei Jahren wohne. Ich kaufe hier ein, ich gehe hier zum Zahnarzt, zur Apotheke. Ich bin hier präsent und unterwegs, und die Leute kommen auch auf mich zu und sprechen mit mir.
Auch akzeptiert?
Akzeptiert bin ich, ja, aber nicht immer beliebt. Ich bin in der Stadtverwaltung für die Bereiche zuständig, in denen es oft knirscht. Wenn die Bauverwaltung eine Baugenehmigung erteilte, habe ich einen Freund – denjenigen, der die Genehmigung erhält und einen Feind – nämlich meist den Nachbarn. Dasselbe gilt für das Ordnungsamt. Die Leute, die ein Knöllchen bekommen, sind mit mir nicht zufrieden. Die Anwohner einer Straße dagegen erwarten natürlich, dass wir den Verkehr überwachen.
In Ihr Dezernat fallen die Finanzen, das Bauen, die Ordnung. Sie sind die Frau fürs Harte?
Ich wusste, dass ich mir mit diesen Themen keine Lorbeeren hole. Manchmal ist es einfacher, manchmal ein bisschen schwieriger. Kürzlich war es etwas schwerer, ausgerechnet beim Merklinger Straßenfest hat einer unserer Mitarbeiter Knöllchen verteilt und behauptet, dies hätte man ihm aufgetragen. Das entspricht natürlich nicht der Wahrheit. Da wird dann halt geredet – wir sind ein kleiner Ort. Das ist dann manchmal schon schwer.
Kommen Sie damit immer klar?
Ja, schon, ich bin mit einem breiten Kreuz ausgestattet. Und es ist ja auch nicht der einzige Teil meiner Arbeit. Wenn ich mit den Menschen persönlich spreche und ihnen die Hintergründe erkläre, ist meist Verständnis da. Und es gibt auch viele, die mich unterstützen, die sagen: Gut, dass Sie da sind, dass sich jemand kümmert und dass sich etwas bewegt.
Man könnte die Ämter innerhalb der Stadtverwaltung ja anders verteilen. Der Bürgermeister selbst ist ja „nur“ für Kinder und Jugend und fürs Hauptamt zuständig. Fühlen Sie sich manchmal als Ausputzerin?
Ja, ich bin schon zum Teil die Prügelmagd. Wenn jemand seinen Ärger richtig ablassen will, kommt er zu mir. Und Thilo Schreiber hat als der vom Volk gewählte Bürgermeister besser nicht alle unangenehmen Dinge am Hals.
„Mein Terminkalender muss entzerrt werden. So manchen schwierigen Bürger kann ich jetzt zu meiner Beigeordneten schicken“, hat Thilo Schreiber bei Ihrer Vereidigung gesagt. Was haben Sie für Strategien im Umgang mit den Bürgern?
Ich höre immer erst mal zu, ich möchte genau wissen, was das Problem ist. Mir ist wichtig, dass die Leute das Gefühl haben, dass ihnen jemand zuhört. Danach zeige ich ihnen die Möglichkeiten auf.
Gibt’s auch Bürger, die den Bürgermeister gegen die Beigeordnete ausspielen?
Da haben wir einen guten Weg gefunden.