Gerhard Strauß von der Bürgerliste zieht sich nach insgesamt 37 Jahren in der Weissacher Kommunalpolitik zurück.

Weissach - Die spannendste Personalie des Abends verkündete der Betroffene geradezu beiläufig: „Da ich zurücktrete, bin ich nicht mehr unmittelbar tangiert und werde mich enthalten.“ Ohne großes Federlesen beendete Gerhard Strauß am vergangenen Montagabend in der Debatte über die Aufwandsentschädigungen eine 37 Jahre währende Laufbahn in der Kommunalpolitik. Der Neurologe gehörte von Anfang an dem Ortschaftsrat Flacht an, war insgesamt 17 Jahre im Weissacher Gemeinderat und fünf Jahre im Kreistag.

 

Jetzt zieht er sich aus persönlichen Gründen zurück, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. „Ich gehe nicht, weil ich unzufrieden bin oder aus Protest“, versichert der Vertreter der Bürgerliste. „Der Rückzug ist rein privater Natur.“

Gerhard Strauß sagt, was er denkt. Foto: Gemeinde #
Der Nervenarzt, der bis 2008 mit seiner Frau in Leonberg eine Praxis für Neurologie und Psychiatrie betrieben hatte, war damals SPD-Mitglied. Doch er fühlte sich eingeengt. „Ich bin kein Parteisoldat“, sagt er heute. „Ich muss sagen, was ich denke.“

Strauß ist einer, der kritisch hinterfragt

Und das macht Gerhard Strauß aus. Im Gemeinderat ist er für spitzfindige Bemerkungen und Nachhaken bekannt. Davon wusste schon der damalige Bürgermeister Wolfgang Lucas zu berichten, als er Strauß 1995 auf dessen eigenen Wunsch verabschiedete.

Seit 2001 ist der Mann von der Bürgerliste wieder dabei und ist weiterhin als kritischer Nachfrager respektiert. Erst am vergangenen Montagabend lieferte er sich mit dem Bürgermeister einen kleinen Schlagabtausch, als er versuchte, die Finanzprüfung des von ihm kritisch beäugten Zweckverbands Hochwasserschutz auf die öffentliche Tagesordnung der Ratssitzung zu bringen.

Daniel Töpfer lehnte dies kategorisch ab und drohte Strauß an, ihm das Wort zu entziehen. Der Ratsveteran ließ die Situation nicht eskalieren und schwieg. Wohl auch, weil er den jungen Bürgermeister, der 2014 gewählt wurde, sehr schätzt. Einen letzten großen Auftritt wird Gerhard Strauß bei seiner Abschiedsrede am 24. Juli haben. Zehn Minuten gesteht ihm das Protokoll zu. Die wird er ausnutzen.