Der LRFV Weil der Stadt kann mittlerweile auf eine 90-jährige Geschichte zurückblicken. Aus der Taufe gehoben wurde der Reitverein 1924. Gründungsmitglieder waren unter anderen die Herren Otto Leist und Max Wolf. Am Samstag wird der Jahrestag ab 15 Uhr g in der Reithalle kräftig gefeiert. Zuschauer sind herzlich willkommen.

Weil der Stadt - Es ist ein richtig großes gesellschaftliches Spektakel in den 50er Jahren gewesen, als der Ländliche Reit- und Fahrverein Weil der Stadt zum Pfingstreitertag auf seinen Turnierplatz, der außerhalb des Ortes an der Ostelsheimer Steige, eingeladen hatte. Gut 4000 bis 5000 Zuschauer säumten damals das Gelände. Ein weiterer Höhepunkt waren auch die Umzüge durch die Stadt. Zur damaligen Zeit war das Freizeitangebot recht überschaubar, Veranstaltungen wie diese eine willkommene Abwechslung. Einige Jahre später verdrängten vorwiegend die Fußball-Turniere das traditionelle Fest an diesen christlichen Feiertagen. Geblieben davon ist heute – neben dem Hallenturnier im Frühjahr und dem Jugendturnier im Herbst – der ökumenische Pfingstgottesdienst mit Pfarrerin Eva Ulmer, die selbst begeisterte Reiterin ist.

 

Der LRFV Weil der Stadt kann mittlerweile auf eine 90-jährige Geschichte zurückblicken. Aus der Taufe gehoben wurde der Reitverein 1924. Gründungsmitglieder waren unter anderen die Herren Otto Leist und Max Wolf – Dokumente oder Protokolle aus dieser Zeit sind allerdings rar. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden alle Vereine gleichgeschaltet. Die Neugründung des LRFV Weil der Stadt nach dem Krieg erfolgte 1955. Im Gasthaus zum Baum fanden sich am 15. März insgesamt 30 Personen ein, so der Eintrag im Protokoll. Zum Vorsitzenden wurde Willy Schmid, der Müllermeister aus Weil der Stadt, gewählt. Richard Bayha vom Ihinger Hof wurde sein Stellvertreter. Auch der Architekt Max Rothacker, Tierarzt Engesser und Schuhmachermeister Gustav Schütz übernahmen Aufgaben im Vorstand. Seit 1960 ist Hans Georg Reiner Mitglied im LRFV. 13 Jahre lang führte er die Geschicke des Vereins als Vorsitzender, bevor ihn Ewald Schlotter vor sechs Jahren an der Spitze ablöste. Reiner, studierter Jurist, schloss sich als 15-Jähriger den Reitern an. Den Sport konnte er sich damals nicht leisten, also arbeitete er beim Bauern und durfte als „Lohn“ auf dessen Pferde reiten. „Früher waren viele Landwirte im Verein, die Pferde hatten.“ Oder andere Reitbegeisterte wie Hans Georg Reiner – der später in Springprüfungen der schweren S-Klasse erfolgreich, und sogar 2004 beim Nationenpreis in Tallinn, der Hauptstadt von Estland, dabei war. Die Begeisterung für Pferde liegt in der Familie. Reiners Vater ist einst beim Militär geritten, Tochter Annick war fünffache Studentenweltmeisterin der Springreiter. Auch im Fahrsport hat sich der LRFV Weil der Stadt durch Dieter Höfs oder Birgit Kohlweiß schon international einen Namen gemacht.

1958 wurde der LRFV Weil der Stadt in den Landessportbund aufgenommen. Ein Meilenstein folgte 1973 mit dem Bau der neuen Reithalle im Würmtal. Die Stadt hatte dem Verein ein Gelände auf der Basis von Erbpacht zur Verfügung gestellt. Mehr als 15 000 freiwillige Arbeitsstunden hatten die Mitglieder für dieses Projekt geleistet. Zwei Jahre später, am 25. Februar, fand der erste Reitertag im neuen Domizil statt. Mitte der 70er-Jahre kaufte der Verein das erste Voltigierpferd. Aktuell besuchen gut 30 Kinder die Übungsstunden. Eigene Reitpferde oder Stallungen sind ansonsten nicht im Besitz des 400 Mitglieder starken Vereins. „Das wollten wir nie, sonst hätten wir auch Personal einstellen müssen“, sagt Reiner.

Vor eine große Bewährungsprobe wurde der Verein ab Ende der 90er Jahre gestellt, als ihm mit dem Neubau beziehungsweise Verlegung der Bundesstraße 295 diese direkt vor die Nase gesetzt wurde. Das Großprojekt fiel in die Amtszeit von Hans Georg Reiner. „Die Stadt zeigte sich damals sehr kooperativ, baute einen Lärm- und Sichtschutz, sonst hätten wir zumachen können“, erinnert sich der 67-Jährige auch an einige Vereinsaustritte.

Im Zuge dieses Straßenbaus hatte ein Stallbesitzer in der Nachbarschaft des Vereinsgeländes das Feld geräumt. Viele Mitglieder hatten dort ihre Pferde eingestellt und folgten dem Landwirt. Ewald Schlotter, von Beruf Kaufmann, baute in hundert Meter Entfernung zur Reithalle einen neuen Stall. „Das war die Rettung des Vereins“, sagt Hans Georg Reiner.

Auch der aktuelle Vorsitzende Ewald Schlotter ist schon seit jeher mit dem LRFV verbunden. Sein Vater Otto, inzwischen 94 Jahre alt, körperlich sowie geistig noch top fit, zählte zu den Neugründungsmitgliedern nach dem Krieg.