Die Enzkreiskommune investiert mehr als eine halbe Million Euro in das zu klein bemessene Kanalnetz. Als erstes soll jenes in der Ölgrabenstraße auf Vordermann gebracht werden.

Friolzheim - Friolzheim hat ein Problem mit Starkregen. Das hatte der 26. Mai 2014 gezeigt, als ein Guss, so heftig wie er statistisch nur alle 20 Jahre einmal vorkommt, das Kanalnetz der Heckengäu-Gemeinde an mehreren Stellen überlaufen ließ. Keller und Firmengebäude wurden überschwemmt.

 

Die Gemeinde beauftragte anschließend das Ingenieurbüro Klinger und Partner aus Stuttgart, diesem Phänomen auf dem Grund zu gehen. Die Ingenieure machten mehrere Stellen aus, an denen Niederschlagwasser von der Straße für die Überflutungsschäden verantwortlich war. Dringender Handlungsbedarf besteht demnach im Gewerbegebiet Steinäcker, wo etliche Schächte bei Starkregen überlaufen und Firmengebäude und Hallen überfluten können. So sind beispielsweise die Kanäle in der Ölgrabenstraße zu klein dimensioniert. Dort fällt das Gelände vom großen Autobahnwall an der Leonberger Straße in Richtung Gewerbegebiet zu den Feldern hin ab. Oben an der Leonberger Straße sorgen bereits größere Kanalrohre für eine Entlastung, aber zudem eben auch dafür, dass noch mehr Wasser nach unten ins engere Kanalsystem drückt.

Keine Zuschüsse für Ausbau der Ölgrabenstraße

Als eine der ersten großen Maßnahmen hat der Gemeinderat jetzt den Kanalausbau in der Ölgrabenstraße beschlossen. Inklusive einer neuen Wasserleitung (48 000 Euro) und Straßenbaumaßnahmen (68 000 Euro) kostet der Ausbau rund 550 000 Euro. Zuschüsse gibt es keine.

Doch mit dem Ausbau an der Ölgrabenstraße, der im Herbst beginnen könnte und noch vor dem Wintereinbruch abgeschlossen sein soll, sind lange noch nicht alle Probleme gelöst. Betroffen von Überflutungen sind auch die Steinäckerstraße am Fuß des Gewerbegebiets, in welche die Ölgrabenstraße mündet, und die parallel verlaufende Kornfeldstraße. Ein weiterer kritischer Punkt ist der sogenannte „Seegraben“, ein Kanal, der im Osten an der Autobahn entlang führt und auch ein Stück die Steinäckerstraße entlang verläuft. Bei Starkregen läuft der Seegraben über. Die Ingenieure untersuchen derzeit, wie der Graben entlastet werden könnte. Beispielsweise durch einen größeren Graben oder durch ein neues Regenüberlaufbecken.

Am Seegraben kommt noch mehr Wasser an

Ergebnisse gibt es bislang noch nicht. Fakt ist aber, dass durch die Kanalauswechslung in der Ölgrabenstraße noch mehr Wasser am Seegraben ankommt. Durch einen Überlauf wird das Regenmischwasser bei übervoller Kanalisation in den Seegraben geleitet. „Im unteren Bereich kommt es zur Verschärfung“, betonte Christine Pechhold von Klinger und Partner. Der Seegraben würde bei einem Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre vorkommt, überflutet. Nach den Berechnungen der Ingenieure läuft das Wasser aus dem Seegraben nicht in Richtung der Industrie, sondern in Richtung der Felder und eines dort ansässigen landwirtschaftlichen Betriebs. „Anhand des digitalen Geländemodells sieht man: die Straße kippt in Richtung des landwirtschaftlichen Betriebs“, sagte Christine Pechhold. Ein zweiter großer Eingriff soll deshalb am Seegraben erfolgen. Doch noch arbeiten die Planer an der richtigen Lösung. Friolzheims Kämmerer Matthias Britsch hofft auf Zuschüsse aus Landesmitteln für den Hochwasserschutz am Seegraben. Denn die Maßnahmen könnten Millionen kosten.

Bis es so weit ist, können Schutzmaßnahmen an den Gebäuden ein Eindringen von Wasser verhindern. „Wichtig ist, dass man da unten das Wasser wegbringt“, betonte Gemeinderat Rainer Benzinger (Bürgerliste) und forderte Objektschutzmaßnahmen für die Anrainer. Darüber wird derzeit in Friolzheim diskutiert. Bürgermeister Michael Seiß dazu: „Wir haben beschlossen, dass die Kanalisation in der Ölgrabenstraße jetzt die drängendste Maßnahme ist, die wir als erste umsetzen. Sobald ein Konzept für den Seegraben vorliegt, werden wir das dann angehen.“

Die Kanäle werden die Heckengäugemeinde auch weiter beschäftigen, denn wie eine Untersuchung der Kanalisation im Ort ergab, gibt es weiteren Sanierungsbedarf.