Mark ‘n‘ Simon sorgen mit ihrer „MusiComedy“ für vergnügliche Stunden in der Zehntscheune. Sie kennen keine Gnade und ziehen alles durch den Kakao, was Rang und Namen hat in der Geschichte der Musik

Friolzheim - Mark und Simon kennen keine Gnade. Sie ziehen alles durch den Kakao, was Rang und Namen hat in der Geschichte der Musik. Dabei versteht das irisch-walisische Duo aus der Münchner Region sich blind. Seit mehr als 30 Jahren machen sie gemeinsam Musik. Der britische Humor, bekannt für seine unverblümte Direktheit und Absurdität, seine anarchische Respektlosigkeit, die keine Tabus kennt, dürfte im Laufe der Jahre immer mehr zur Musik gestoßen sein. Heute mischen Mark Nicholas, der Waliser, und Simon Elmore, der Ire, in ihren Programmen meistens beides.

 

Im Gepäck haben die beiden allerhand. Zu den Gitarren, Ukuleles, Mandolinen und Mundharmonikas gesellen sich groteske Perücken und Kostüme, Gebisse, Kunstzungen, Brillen, mit deren Hilfe die beiden sich mal als Joe Cocker und Ozzy Osbourne, mal als Helene Fischer oder Elvis präsentieren. Worum es zu Beginn des Programms geht? Das demonstrieren die Dschinglisch, eine fröhliche Mischung aus Deutsch und Englisch sprechenden Briten mit Hilfe eines Schildes auf dem „TTTTTT“ steht. Die Six T’s, also Sixties, sind angesagt.

Die Sixties sind im Programm angesagt

Das Licht wird abgedunkelt und „Hello Darkness, my Old Friend“, die Zeile aus dem Simon & Garfunkel-Hit „Sound of Silence“ stimmt das Publikum auf die kommenden zweieinhalb Stunden ein. Wirklich gebraucht hätten die sangesfreudigen MusiComedy-Gäste die beim Refrain hochgehaltenen Schilder mit Aufschriften wie „WoWoWo“ und „Hey Hey Hey“ nicht. Genauso wenig wie die beschilderten Aufforderungen „Ausflippen“. Mark lebt als Helene Fischer mit „Atemlos durch die Nacht, bin mit Asthma aufgewacht“ seine Affinität zum Nonsens aus. Lässt Elton Johns wunderschönen Schmachtfetzen „Like a Candle in the Wind“ wieder aufleben als „Like a Hendl in the Wind“ und schleudert dazu einen veritablen Gummibroiler durch die Luft. Ist mit seiner Langhaarperücke angetan perfekt als dauerbedröhnter, Kippen rauchender Keith Richards.

Simon – bekannt für seine große Klappe – gibt dazu kongenial den schmolllippigen Mick Jagger und sieht dem irgendwie plötzlich verdammt ähnlich. Nicht minder genial mimt Simon später mit Whiskyflasche in der Hand einen rülpsenden und wankenden Joe Cocker. Vor allem aber singt er zur Begeisterung seines Publikums „With a Little Help from my Friend“ mit einer derart rauchigen, reibeisenartigen Stimme und dem berühmten Urschrei, dass man ihn glatt mit dem Original hätte verwechseln können.

Aber Mark ‘n‘ Simon haben nicht nur schöne Songs und köstliche Persiflagen im Gepäck. Als waschechte Briten lieben sie auch schlichten Klamauk und Flachwitze, die dennoch beim bereits angewärmten Publikum bestens ankommen. „Man braucht kein Sixpack, wenn man ein Fass hat“, sagt etwa Mark und tippt auf den unübersehbaren Bauch von Simon. Fragt ins Publikum, wie eine Männerunterhose im Hessischen heißt: „Rüsselsheim“. Und erkundigt sich beim Hervorholen der Mundharmonika nach dem Lieblingsinstrument von Bill Clinton: „H. Monica“.

Unterdessen unterzieht Simon mit einer Hai-Maske angetan das Wortfeld „Hai“ einer besonderen sprachwissenschaftlichen Untersuchung. Streckt die Zunge raus, um „Heizung“ darzustellen, fuchtelt mit der Taschenlampe zur Erklärung von „Highlight“, hält zwei Ratten am Schwanz hoch fürs Wort „heiraten“.

Das Publikum bekommt auch sein Fett ab

Selbstverständlich wird auch das Publikum nicht verschont. Lisas grüne Haare werden kommentiert und Klaus bekommt einen kleinen, arbeitsamen Plastikspecht auf die Glatze gesetzt. Undine dagegen, die ihren Namen nennt, weil die beiden Barden behaupten, es gebe für jeden Namen einen Song, muss in Zukunft damit leben, dass zumindest die Briten „Undine“ für eine Krankheit halten – und sich geschickt aus der Nummer rausmogeln.

Bevor die beiden zu ihren Gitarren wieder einmal, diesmal endgültig, „Return to Ständer“ sagen, fordert das Publikum ein paar Zugaben. Es folgt ein Medley mit bekannten Melodien von „I Don’t Want to be Your Hero“, Simon & Garfunkels „The Boxer“ über Neil Youngs „Heart of Gold“, „Stolen Dance“ von Milky Chance bis hin zum zauberhaften „Somewhere over the Rainbow“, gesungen zur Ukulele. Und dann ist dank Simons wandlungsfähiger Stimme plötzlich Louis Armstrong da mit seinem Hit „What a wonderful World“. Wie wahr. Kein Einwand nach einem so angenehm unterhaltenden Abend.