Bei der Feuerwehr Weil der Stadt läuft es rund: Es gibt genügend Freiwillige, der Kommandant Jürgen Widmann ist motiviert und stemmt die ganze Arbeit ehrenamtlich – und die Münklinger Kameraden haben ein nagelneues Löschfahrzeug bekommen.

Weil der Stadt - Seine Feuertaufe hat das neue Löschgruppenfahrzeug schon bestanden. Vergangene Woche hat in Münklingen eine Wiese gebrannt, da musste das neue „LF 10“ bereits ran und seine Dienste unter Beweis stellen. „Ja, mit dem neuen Auto konnten wir sogar in diese Wiese reinfahren“, berichtet Marco Hövelmann, der Münklinger Abteilungskommandant. „Und wir sind auch heil wieder rausgekommen“, fügt er schmunzelnd an.

 

Baujahr 1988 war das bisherige Münklinger Feuerwehrfahrzeug. Als dann 2015 der Tüv abgelaufen ist, bekam die Abteilung einen Gebrauchtwagen aus Herrenberg, der sogar noch zwei Jahre älter war. Seit Mitte November nun steht endlich das lang ersehnte, nagelneue Feuerwehrauto im Münklinger Schuppen, am vergangenen Freitag haben es die Kameraden zusammen mit dem Münklinger Pfarrer Martin Jetter und dem Weiler Bürgermeister offiziell in den Dienst gesetzt.

Vierradantrieb mit 290 PS

„Die Abteilung Münklingen hat sich dieses Fahrzeug wirklich verdient“, sagt Thilo Schreiber. „Es wird den Feuerwehrleuten die Arbeit nicht abnehmen, sie aber erheblich erleichtern.“ Denn das 290-PS-Fahrzeug verfügt zum Beispiel über einen Vierradantrieb, damit ist es geländegängig und kann etwa die schwierigen Münklinger Wiesen befahren, wenn sie brennen. Das kann sonst kein Fahrzeug der anderen Weiler Abteilungen – ein Zeichen dafür, wie die Wehren der fünf Ortsteile immer mehr zusammenwachsen und sich ihre Aufgaben teilen.

In den 70er Jahren, als sich aufgrund der Gemeindereform die fünf Stadtteile, und damit auch die fünf Feuerwehren, zusammenschließen mussten, war das noch ganz anders. Viel Streit gab es da, weiß der Weil der Städter Stadtbrandmeister und Kommandant Jürgen Widmann. „Das gehört der Vergangenheit an“, sagt er heute. „Wir wissen, gemeinsam sind wir stark.“ Als äußeres Zeichen dafür hat er bei der jüngsten Hauptversammlung den Entwurf für eine neue Feuerwehrfahne vorgestellt.

„Dass wir gemeinsam eine starke Macht sind, spiegelt sich darin wider“, erklärt Widmann. Und dass das nicht nur hohle Worte sind, belegt die Statistik des vergangenen Jahres: 3122 Einsatzstunden und zusätzlich mehr als 5000 Übungsstunden haben die Weil der Städter Kameraden geleistet. 117 Einsätze gab es 2016, darunter 20 Kleinbrände und ein Großbrand. Dreimal musste die Weiler Feuerwehr auf die Bundesstraße 295 zu Verkehrsunfällen ausrücken und bei Großbränden in Weissach und Holzgerlingen außerhalb des Stadtgebiets helfen.

Auch tagsüber sind die Kameraden zur Stelle

78 Prozent der Brände haben sich dabei tagsüber ereignet. Da befinden sich die meisten Feuerwehrleute an ihrem Arbeitsplatz. Aber auch das ist für Weil der Stadt momentan – im Gegensatz zu vielen anderen Wehren – noch kein Problem. „Wir überprüfen die Arbeitszeiten unserer Mitglieder ständig“, sagt Kommandant Widmann. „Momentan ist die Tagesverfügbarkeit aber noch ausreichend.“

Nach Sindelfingen und Herrenberg hat Weil der Stadt die drittgrößte Feuerwehr im Kreis Böblingen – noch vor Böblingen und Leonberg . „Das liegt an der kleinteiligen Struktur unserer Stadt“, sagt Widmann. „Je kleiner eine Stadt ist, desto größer ist die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren.“ 186 aktive Feuerwehrleute gibt es derzeit in der Keplerstadt – und dass das Ehrenamt hier derart floriert, daran ist auch der Kommandant selbst nicht ganz unschuldig.

Vor elf Jahren hat Jürgen Widmann das Amt übernommen, um 25 Kameraden hat die Feuerwehr durch vielfältige Aktionen zur Öffentlichkeitsarbeit zugenommen. Auch Widmann selbst ist ein Beispiel des engagierten Ehrenamts. Während andernorts solche Großfeuerwehren längst von bezahlten Kräften gemanagt werden, arbeitet der Weiler Kommandant zwar genauso viel, bekommt dafür aber kein Geld.

„Das ist in Weil der Stadt eine besondere Situation“, sagt er. „Ich bin selbstständig und mein Sohn arbeitet im Geschäft mit. Deshalb kann ich mir die Zeit nehmen.“ Durchschnittlich zwei Stunden arbeitet er täglich für die Feuerwehr. Lediglich die Zahl der Gerätewarte hat die Stadt erhöht, seit einem Jahr kümmern sich zwei Feuerwehrleute hauptamtlich um die Ausrüstung. „Das hat sich sehr bewährt, und entlastet mich ein bisschen“, zieht Jürgen Widmann ein Fazit.