Bei der ersten Bürgerversammlung in der Stadt zur Flüchtlingsthematik steht die sachliche Information im Mittelpunkt. OB Michael Makurath warb dafür, offen auf die Neuankömmlinge zuzugehen.

Ditzingen - Nach 45 Minuten waren am Dienstagabend bei der ersten Bürgerversammlung zur Flüchtlingssituation in Ditzingen die Nöte der Behörden benannt und Bedenken etwa nach Ruhestörung und Vermüllung widerlegt, ohne dass diese ein Bürger formuliert hätte. Am Ende der Vorträge von Stadtverwaltung, Landratsamt, Polizei und der Kommunalentwicklung blieben daher wenige Fragen offen, die es anschließend zu beantworten galt. Dafür blieb dann Zeit für die Bitte eines Vertreters vom Arbeitskreis Asyl, sich doch mit sozialer Verantwortung auf das Thema einzulassen: „Integration ist etwas, was uns alle angeht.“

 

Auch der Oberbürgermeister Michael Makurath hat an diesem Abend zunächst für die Konzentration auf die Fakten plädiert, „weil alles andere uns nicht weiterhilft“. Später, unter großem Beifall der rund 200 Besucher, warb er dafür, offen auf die Neuankömmlinge zuzugehen: „Mit Feindschaft und Ablehnung werden wir nur Konflikte provozieren.“

„Uns steht das Wasser bis zum Hals“

Während Makurath in der 90-minütigen Veranstaltung vielfach grundsätzlich wurde, stellte der Ordnungsamtsleiter die Sicht der Verwaltung dar. „Wir haben seit Jahrzehnten Erfahrung mit dem Thema“, sagte Andreas Zimmermann, als er über die Unterbringung von Personen sprach. Er verhehlte nicht, dass „die Zahlen auch für uns beunruhigend sind“. Damit befindet sich die Stadt in derselben Situation wie der Landkreis. „Uns steht das Wasser jeden Monat bis zum Hals“, sagte Jürgen Matern, der im Landratsamt für die Erstunterbringung der Flüchtlinge zuständig ist. Der Gemeinderat hat der Behörde eine Fläche zur Verfügung gestellt, in der eine Unterkunft für 150 Personen entsteht, deshalb war auch Matern in den Bürgersaal gekommen. „Wir bekommen derzeit 261 Leute pro Woche von der Landeserstaufnahmestelle zugewiesen.“ Der Kreis habe keine Alternative, als für ihre Unterbringung zu sorgen. Deshalb habe die Behörde bereits die dritte kreiseigene Sporthalle belegt.

Appell an die Bürger, leer stehenden Wohnraum anzubieten

Dass auch die Stadt auf ihre eigenen Hallen zurückgreifen muss, „will ich nicht ausschließen“, wiederholte der Oberbürgermeister an diesem Abend eine Anmerkung im Gemeinderat. Doch er hob damit eben auch die Notwendigkeit hervor, Wohnraum für 500 Menschen zu schaffen, an den vom Gemeinderat vor zwei Wochen beschlossenen Standorten. Und er unterstrich seinen Appell an die Bürger, leer stehenden Wohnraum an die Stadt als Generalmieter zu vergeben oder sich Personen vermitteln zu lassen. Wohnraum ist knapp in der Stadt: Allein für sozial schwache Ditzinger werden Wohnungen gesucht, 300 stehen auf der Warteliste.

Dass diese Personen nicht in Vergessenheit geraten, erläuterte Martin Joos von der Kommunalentwicklung, einer Gesellschaft unter anderem der LBBW Immobilien und der kommunalen Spitzenverbände. Sie prüft die Ditzinger Standorte auf die Form der Bebauung und eine mögliche Anschlussnutzung. Liegen die Ergebnisse vor, will die Verwaltung vor der abschließenden Gemeinderatsentscheidung zu einer erneuten Bürgerinformation einladen.