Der Oldtimer Club Weissach erinnert an das Wirken der Rennlegende – und die Strudelbachhalle platzt aus allen Nähten. Der Oldtimer Club Weissach erinnert an das Wirken der Rennlegende – und die Strudelbachhalle platzt aus allen Nähten.

Weissach - Mit einem solchen Andrang hat der Oldtimer Club Weissach nicht gerechnet. Vor der Bühne in der Strudelbachhalle stehen zur Ausstellungseröffnung rund achtzig Stühle, gekommen sind aber schätzungsweise mehr als zweihundert Gäste. Sie alle wollen die Rennfahrerlegende Herbert Linge sehen, sprechen und seine Rennautos bewundern. Und sie wollen miteinander schöne Benzingespräche führen über alte Zeiten. Ein Großteil der Besucher war oder ist bei Porsche beschäftigt. Bei dem Andrang und dem Interesse an der Ausstellung dringt die Lautsprecheranlage kaum durch und so werden die auf der Bühne geplanten Interviews mit den Rennlegenden kurzerhand abgesagt. Herbert Linge hat sich längst unter das Volk gemischt, geht gemeinsam mit seinen Rennfahrerkollegen von damals, Hans Herrmann und Eberhard Mahle, durch die Ausstellung, schüttelt viele Hände und gibt Autogramme.

 

Bürgermeister Daniel Töpfer würdigt den Weissacher Ehrenbürger: „Dank Herbert Linge ist das Porsche-Entwicklungszentrum heute in Weissach angesiedelt. Und trotz der Verkehrslage und auch wenn die Gewerbesteuereinnahmen Weissachs mittlerweile aufgrund der neuen Konzernstruktur deutlich gesunken sind, ist die Gemeinde stolz auf Porsche.“

Linge war einer der ersten Porsche-Lehrlinge

Angefangen hat Herbert Linge im Werk Zuffenhausen 1943 als einer der ersten Porsche-Lehrlinge. „Das war ein Jahr nach meiner Konfirmation“, erinnert sich der Motorsportveteran. Stolz ist er darauf, dass er die Mechaniker-Lehre 1945 vorzeitig beenden konnte. Es war ein weiter Weg für den Weissacher. Die Strecke nach Zuffenhausen musste er morgens und abends mit dem Fahrrad fahren, „damals gab es unterwegs viele Schlaglöcher“, erinnert sich der fast Neunzigjährige als ob es gestern gewesen wäre. Anfang der sechziger Jahre entstand auf seine Initiative hin die Versuchsstrecke auf Weissacher Gemarkung. Auf der Suche nach einem Gelände für eine Teststrecke hatte Linge Ferry Porsche das Heckengäu vorgeschlagen. Doch Werksfahrer wollte er nicht werden, er wählte eine Karriere als Betriebsleiter für den neuen Standort.

Den Durchbruch als Rennfahrer schaffte er 1954. Als Beifahrer des Profi-Piloten Hans Herrmann bei der Mille Miglia auf einem Spyder 550 erzielte er den ersten Klassensieg. Über neunzig Klassensiege, etliche Rekorde und vier Weltmeistertitel erzielte er für Porsche.

Anfang der 80er bekommt Linge das Bundesverdienstkreuz

1982 hat Herbert Linge das Bundesverdienstkreuz erhalten für seine Verdienste um die Sicherheit im Rennsport und die Gründung der Sicherheitsstaffel 1973. Das erste Rennstrecken-Sicherungsfahrzeug, ein Porsche 914/6 GT mit 190 PS war an diesem Wochenende in der Strudelbachhalle ausgestellt. Der rote Flitzer mit Feuerlöscher an Bord und Blaulicht auf dem Dach ist eine der Hauptattraktionen der Ausstellung und beliebtes Fotomotiv. Weitere vier Rennwagen von Herbert Linge konnten bewundert werden. Darunter als ältestes Modell ein Porsche 356 A aus dem Jahr 1957, außerdem ein seltener silberfarbener Carrera GTL, von dem insgesamt nur 24 Stück gebaut wurden.

Und als weiteres Highlight der Spyder, mit dem Linge beim 24-Stundenrennen von Le Mans 1963 Klassensieger wurde. Außerdem der historische rubinrote Porsche 911, mit dem er 1965 bei der Rallye Monte Carlo bei der Jungfernfahrt des 911er auf einem fünften Platz landete. In der Ausstellung erinnern zusätzlich Werbeplakate und Fotografien an die alten Rennzeiten. Als Linge die fertige Ausstellung das erste Mal sieht, ist er überwältigt: „Manchmal kann ich nicht glauben, was ich in meinem Leben so angestellt habe“. Am 11. Juni wird die Rennsportlegende Herbert Linge neunzig Jahre alt.