Amar Tahirovic vom TSC Renningen ist zwar beim Jugendcup in der ersten Runde ausgeschieden, blickt aber auf ein überaus erfolgreiches Jahr zurück.

Es gibt sicher Schöneres, als an seinem 18. Geburtstag eine 1:6, 0:6-Niederlage beim Tennis-Jugendcup in Rutesheim zu kassieren. Doch Amar Tahirovic vom TSC Renningen konnte die Niederlage gegen den drei Jahre jüngeren Justin Engel gelassen nehmen: Sein Gegner ist die Nummer eins seines Jahrgangs in Deutschland – und die Nummer drei in Europa.

 

Vor seinem Start in Rutesheim hatte der Kaderspieler des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) am Wochenende noch ein Kurz-Trainingslager mit dem schwedischen Weltklasse-Coach Thomas Högstedt absolviert, der unter anderem schon Tommy Haas, Caroline Wozniacki und Maria Sharapova betreut hat. „Er hat eine ganz andere Unterstützung als ich, mich trainiert nur mein Vater“, relativiert Amar Tahirovic seine Erstrunden-Niederlage.

Training in der Böblinger Kaserne

Der Teenager ist trotz seines jungen Alters schon ein kleiner Kosmopolit. Seine Eltern stammen beide aus Bosnien-Herzogowina, sein Vater arbeitet im zivilen Bereich der US-Streitkräfte. Er war in Vermont, als Amar 2004 das Licht der Welt erblickte. Vier Jahre später zog die Familie nach Böblingen und Amar folgte seinem acht Jahre älteren Bruder Ajdin auf den Tenniscourt, der ein erfolgreicher Spieler auf der ITF-Tour wurde. Trainiert hat beide ihr Vater, der sich viele Anregungen aus Youtube-Videos holte. „Es gibt einen Tennisplatz in der Kaserne in Böblingen, auf dem wir groß geworden sind“, erzählt Amar Tahirovic.

2013 ging es für die Familie noch einmal für 15 Monate zurück in die USA nach Florida, ehe sie von 2015 an im Raum Böblingen sesshaft wurde. In diesem Jahr hat Amar Tahirovic, der fließend bosnisch, englisch und deutsch spricht, seinen Schulabschluss auf der amerikanischen Schule gemacht. Und auch in seiner Tenniskarriere blickt er auf ein überaus erfolgreiches Jahr zurück. Von Juli vergangenen bis Anfang Juli dieses Jahres blieb er in 48 Spielen in Folge unbesiegt und holte sich unter anderem den Bezirksmeistertitel. „Die einzigen beiden Niederlagen habe ich gegen Spieler erlitten, die zu den Top 100 in Deutschland gehören“, sagt der 18-Jährige, der selbst derzeit auf Rang 192 der DTB-Rangliste geführt wird.

Aufstieg in die Verbandsliga

Sehr erfolgreich war auch seine Saison mit der Mannschaft: Mit dem Herrenteam des TSC Renningen wurde er Meister der Bezirksoberliga und gewann als Nummer eins alle fünf Einzel und zusammen mit Aaron Funk vier von fünf Doppel. Lediglich im letzten bedeutungslosen Doppel gegen die TA TV Cannstatt, als der Aufstieg schon feststand, gab es eine knappe Niederlage im Match-Tiebreak.

Noch makelloser war die Bilanz im U 18-Team in der Verbandsstaffel: Hier gewann er an der Spitzenposition alle drei Einzel und alle drei Doppel und landete mit dem TSC nur aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses hinter dem punktgleichen Meister TC Hirschlanden auf Rang zwei.

Als seine größten Erfolge bezeichnet er den Doppelsieg mit Aaron Funk bei einem ITF-Turnier in Belgien und das Erreichen des Einzel- und Doppel-Finales in Banja Luka, wo er jedoch beide Male unterlag, nachdem er nachts von heftigem Fieber geschüttelt wurde. „Ich wollte es trotzdem einfach versuchen“, erklärt er seine Auftritte.

Tennis auf College-Niveau

Am 22. August beginnt für Amar Tahirovic ein neues Kapitel: Dann geht sein Flieger nach Pennsylvania, wo er an der Bucknell Universität ein Wirtschaftsstudium beginnen und Tennis auf College-Niveau spielen will. „Diese Uni habe ich ausgesucht, weil ich dort an Nummer eins spielen kann“, erklärt er. Er hofft, dass dort ab und zu ein Turnierveranstalter vorbeischaut und ihn mit einer Wildcard für das ein oder andere Future-Turnier ausstattet. „Wenn es mir nicht gefällt, gehe ich vielleicht auch nach Deutschland zurück und spiele hier zweite Bundesliga oder Regionalliga“, gibt der Defensiv-Grundlinienspieler, der Fitness und Kampfstärke als seine großen Vorzüge herausstreicht, Einblick in seine Gedankenwelt.

Der Bewunderer von Roger Federer, Daniil Medvedev und Nick Kyrgios ist einfach ein Pendler, der sich in mehreren Welten zu Hause fühlt.