Seit fast zehn Jahren besaitet Lars Laucke die Schläger der Nachwuchscracks beim Jugendcup in Rutesheim – doch nicht nur da.

Wenn Lars Laucke selbst ein erfolgreicher Sportler geworden wäre, hätte er sehr wahrscheinlich nicht Tennis, sondern Tischtennis gespielt. Im Haus seiner Eltern hängt noch heute eine Urkunde, die ihn als Berliner Schülermeister im Doppel ausweist. Doch am Ende ist er dem Tennissport treu geblieben, den er ebenfalls schon in seiner Jugend betrieb. Lange spielte der Berliner beim TC Weiß-Gelb Lichtenrade, bei dem er auch durch Zufall zum ersten Mal mit dem Thema Schlägerbesaitung in Berührung kam.

 

Ein Vereinskollege hatte bei einer Geschäftsauflösung eine Besaitungsmaschine erworben und führte Lars Laucke in die Technik der Schlägerbespannung ein. „Er ist da bei mir auf offene Ohren gestoßen, denn das Material für den Sport hat mich schon immer interessiert. Außerdem konnte ich Geld sparen, wenn ich es selbst mache“, erklärt der 52-Jährige seine Motivation. Er kaufte dem Bekannten die Maschine ab und begann, zunächst für sich selbst und Freunde, die Schläger zu besaiten.

Als der studierte Journalist Redakteur bei der „Deutschen Tennis Zeitung“ wurde, kam er in Kontakt mit den Veranstaltern größerer Turniere und bot dort seinen Besaitungsservice an. „Ich habe mir viel von anderen abgeguckt“, sagt Lars Laucke, der seit zehn Jahren als Sportredakteur bei der „Marbacher Zeitung“ tätig ist.

Sein erstes Turnier, bei dem er Schläger bespannt hat, war ein Future-Turnier in Villingen 1998. Zu seinen Höhepunkten gehören die Asien-Spiele in Doha im Jahr 2006, mehrere Engagements beim Weissenhofturnier und das ATP-Turnier in Halle in diesem Jahr. „Da habe ich auch die Schläger des Siegers Hubert Hurkacz besaitet“, sagt Lars Laucke mit einem Augenzwinkern.

Doppelbelastung wird zu groß

Sein journalistischer Hintergrund führte ihn auch zum Jugendcup nach Renningen und Rutesheim. Turnierchef Peter Rohsmann sprach ihn 2010 an, ob er nicht die Pressearbeit übernehmen wolle, als Lars Laucke in Renningen Schlägertests machte. Drei Jahre lang bis 2012 betrieb er parallel Pressearbeit und Besaitungsservice, bis er sich 2013 ganz auf die Arbeit mit den Schlägern konzentrierte. „Auf Dauer war die Doppelbelastung zu viel“, erklärt er.

An sein erstes Jahr nur als Besaiter erinnert er sich noch gut: Unter anderem bespannte er die Schläger für den späteren Turniersieger – einen gewissen Stefanos Tsitsipas, die aktuelle Nummer vier der ATP-Rangliste und ATP-Finalsieger von 2019. Begebenheit am Rande: Tsitsipas’ Mutter, die ihm bisweilen die Schläger vorbeibrachte, kannte Lars Laucke über Bekannte aus seiner Zeit in Berlin.

Direkt in Kontakt mit einer späteren Weltklassespielerin kam Lars Laucke bei einem Jugendturnier in Offenbach 2011: Vor ihm stand die damals 15-jährige Ashleigh Barty und fragte ihn schüchtern, ob er bis morgen vier Schläger von ihr besaiten könne. „Sie hatte eine Basecap tief ins Gesicht gezogen und hat mich mit ihren Rehaugen so schüchtern angeblickt, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte“, erinnert sich Lars Laucke an die spätere dreifache Grand-Slam-Siegerin aus Australien, die bis zu ihrem Rücktritt im März dieses Jahres an der Spitze der Frauen-Weltrangliste stand.

Bis zu 60 Schläger am Tag

All diese Anekdoten erzählt der 52-Jährige nebenbei, während er in seinem Zelt am Eingang des Jugendcups einen Schläger nach dem anderen besaitet. „Es gibt Tage, da kriegen wir bis zu 60 Stück“, sagt Lars Laucke, der meistens mit einem oder zwei Kollegen zusammen arbeitet. Einer von ihnen ist Mike Emenako, der auch schon zweimal bei den Australian Open die Schläger der Profis bespannt hat. „20 Schläger pro Tag sind für einen gut zu schaffen, danach wird es stressig“, erklärt Lars Laucke.

Kein Kontakt nach einer Niederlage

Der größte Schwung kommt beim Jugendcup regelmäßig nach den Einzelmatches oder den Trainingseinheiten der Nachwuchscracks. Die meisten sind überaus dankbar für Lars Lauckes Arbeit. Aber kriegt er auch ab und zu mal den Frust und die schlechte Laune nach einer Niederlage ab? „Nein“, schmunzelt der 52-Jährige, „nach einer Niederlage sehe ich die Spieler nicht mehr.“