Goran Shevchenko betreut beim Jugendcup in Rutesheim und Renningen seit Jahren Spieler aus Ländern, die nicht zu den Tennis-Hochburgen zählen.

Eigentlich kümmert sich Goran Shevchenko beim mazedonischen Tennisverband um die Talente seines kleinen Landes und organisiert beim Tennisweltverband ITF Trainingscamps für Spieler und Fortbildungen für Trainer. Doch seit 2006 führt ihn sein Weg im Sommer regelmäßig zum Jugendcup auf die Anlagen des TC Rutesheim und des TSC Renningen: Dann betreut er vier Wochen lang im Rahmen eines speziellen Projektes der ITF junge Tennis-Talente aus Ländern, die nicht als Hochburgen des weißen Sports gelten.

 

In der Heimat fehlen adäquate Trainingspartner

Seit 1991 gibt es das Projekt „Tennis Europe U-14 Touring Team“, mit dem die ITF Nachwuchsspielern aus Ländern eine Chance gibt, in denen der Verband die Entwicklung des Tennissports voranbringen will. In diesem Jahr sind zwei Mädchen aus der Türkei, eines aus Rumänien, ein Junge aus Armenien und einer aus Griechenland dabei. „Viele von ihnen haben zu Hause keine adäquaten Trainingspartner“, erklärt Goran Shevchenko. Damit die Talente entsprechend gefordert werden, spielen sie eine Altersklasse höher im U-16-Wettbewerb mit.

„Beim Start vor 25 Jahren richtete sich das Projekt vor allem an Spieler aus Ländern in Osteuropa, bis heute wurde es auf 35 Länder ausgeweitet“, sagt Goran Shevchenko, der als Spieler zur nationalen Spitze im ehemaligen Jugoslawien gehörte, jedoch nie den Sprung auf die Pro-Tour geschafft hat. Dafür bringt er reichlich Erfahrung als Trainer mit: Bereits mit 20 Jahren begann der 50-Jährige, als Coach zu arbeiten.

Rund 40 000 Euro stellt die ITF jährlich für das Projekt zur Verfügung, vier Wochen lang sind insgesamt acht Nachwuchstalente auf Turnieren in Düren, im belgischen Hasselt, in Rutesheim/Renningen und zum Abschluss in Barcelona dabei. „Für viele ist es ein wichtiger Schritt in ihrer Karriere“, ist sich der mazedonische Coach sicher. Kriterien für die Auswahl der Spieler sind die Wirtschaftskraft der nationalen Verbände der Spieler und die ITF-Ranglistenposition.

Erfolge auf der ITF-Tour

Zum ersten Mal an der Seite von Goran Shevchenko ist in diesem Jahr Irina Kuzmina-Rimsa in Rutesheim und Renningen dabei. Die 36-jährige ITF-Trainerin hat zwei Einzel- und acht Doppeltitel auf der ITF-Frauen-Tour, dem Unterbau der WTA-Tour, gewonnen und war acht Jahre lang Mitglied des lettischen Fed-Cup-Teams.

Einige der Nachwuchstalente, die Goran Shevchenko betreut hat, haben sich inzwischen auf der ATP-Tour einen Namen gemacht: Damir Dzumhur stand schon auf Rang 23 der ATP-Rangliste und war der erste Tennisspieler aus Bosnien-Herzegowina, der sich für ein Grand Slam-Turnier (Australian Open 2014) qualifiziert hat. Bis auf Wimbledon schaffte es der Davis Cup-Spieler seines Landes in allen anderen drei Grand Slam-Turnieren in die dritte Runde. Gleiches gelang auch dem Serben Filip Krajinovic, der ebenfalls sein Land im Davis Cup vertrat und schon auf Rang 26 der ATP-Rangliste stand. Shevchenkos bekanntester Schützling ist jedoch Jelena Ostapenko: Die Lettin gewann 2017 als ungesetzte Spielerin sensationell die French Open und kletterte auf der WTA-Rangliste bis auf Platz fünf.

Viertelfinale in Wimbledon

Besonders stolz ist Shevchenko auf seinen Landsmann Kalin Ivanovski, der sich 2018 in die Siegerliste des Jugendcups eintragen konnte und beim diesjährigen U 18-Wettbewerb in Wimbledon das Viertelfinale erreichte. „Inzwischen ist er auch eine Säule unseres Daviscup-Teams“, sagt Shevchenko. Und vielleicht kann sich der Mazedonier in ein paar Jahren wieder darüber freuen, dass einer seiner diesjährigen Schützlinge international für Furore sorgt.