Nach der Corona-Pause begeistert das Sinfonieorchester Leonberg das Publikum des Sommerkonzerts.

Leonberg - Als der Radetzkymarsch erklingt, klatscht das Publikum am Sonntagabend in der Leonberger Stadthalle mit, laut und herzlich. Das tut es immer, wenn das Sinfonieorchester Leonberg den klassischen Gassenhauer spielt – traditionell immer zum Ende des Neujahrskonzerts. Das ist allerdings in diesem Jahr ausgefallen. Alexander G. Adiarte, der Leiter des Orchesters, ließ die Menschen seinerseits wissen, wie schön es sei, wieder einmal auf der Bühne stehen und spielen zu dürfen.

 

Ein vielfarbiges Programm bringt das Sinfonieorchester zu seinem Sommerkonzert mit, dessen erstes Stück ohne Dirigent mit vier Holzbläsern beginnt. Bei „A Colourful Suite“ von Michel Rondau kommt neben Querflöte, Oboe und Klarinette auch das Fagott zur Geltung. Melodiös, weich und elegant entspinnt sich strophenartig die Musik des zeitgenössischen Komponisten. Mitunter erinnert sie an ein elegantes Menuett, dann wieder an ein Konzert fröhlich zwitschernder Vögel – später an einen drollig tapsenden Bären.

Tierisches und Romantik

Bei dieser tierischen Auswahl bleibt es nicht. Denn anschließend startet der „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns mit seinem gewichtig einherschreitenden Löwen, den gackernden Hühnern, der geheimnisvollen Schildkröte und dem wunderbar schillernd glitzernden Aquarium. Hier haben auch zwei junge Tastenlöwen an den beiden Konzertflügeln ihren Auftritt: Jakob Baars und Sven Konstantinow, die selten von der Pädagogin Iris Herkommer-Bischoff unterstützt werden.

Klangfarbenreich ist das musikalische Tableau den gesamten Abend über. Auch die „Valse triste“ von Jean Sibelius lebt vom Changieren zwischen zarter Zögerlichkeit und hingebungsvollem Schwelgen, Momenten der Leidenschaft und packender Dramatik. Ein Hauch von Romantik kommt mit Edward Elgars „Salut d’amour – Liebesgruß“ in die Stadthalle. Das ist ungemein wohltuend nach so vielen Monaten, in denen vor allem die Coronazahlen die Farbe des Alltags bestimmt haben.

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Nachdenklichkeit schwingt dann trotzdem bei zwei Stücken mit, die den verstorbenen Mitgliedern des Orchesters gewidmet sind. „Gabriels Oboe“ aus dem Film „The Mission“ aus der Feder von Ennio Morricone erinnert an die Oboistin Ulrike Lah, gespielt vom jungen Oboisten Alexander Feile. Alexander G. Adiartes Arrangement des Rock-Klassikers „Smoke on the Water“ von Deep Purple intoniert das Orchester im Andenken an den Violinisten Joachim Schmid, der einmal die Aufführung dieses Songs angeregt hatte. Dass diese Nummer ohne E-Gitarren bestens funktioniert, stellt das Sinfonieorchester mit einem druckvollen Sound unter Beweis.

Schönheit ist in entbehrungsreichen Zeiten vielleicht besonders wichtig. Und so passen die von Claude Debussy orchestrierten „Gymnopédies“ Nummer eins und zwei von Erik Satie bestens zum klangschönen Programm. Ebenso die von Adolf Schmid bearbeitete „Humoreske“ von Antonín Dvorák, die eine wohltuende Portion Sonne und Heiterkeit in den Saal zaubert. Auch die immer wieder eingestreuten Momente von Schwermut und Dramatik können dieser positiven Grundstimmung nichts anhaben.

Das Publikum ist begeistert

„Mehr davon“ signalisiert am Ende des Abends der lange und besonders herzliche Applaus des Publikums, dem man die coronabedingten Lücken in den Stuhlreihen nicht anhört. Zeit für Zugaben muss natürlich auch sein.

Und so folgen ein Walzer von Leonard Bernstein und der Radetzkymarsch. Spätestens dann ist klar, wie sehr sich die Leonberger und die Orchestermitglieder freuen, dass sie wieder Zeit und Musik miteinander teilen können.