Auf einem privaten Grundstück in der Margarete-Steiff-Straße will der Landkreis, wie schon von 2016 bis 2018, erneut Container aufstellen.

Rutesheim - Die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis Böblingen ist zuletzt wieder gestiegen. Das meldet jetzt das Landratsamt. Die Kapazitäten zur vorläufigen Unterbringung müssen vorübergehend wieder aufgestockt werden. Da die Kapazitäten des Landkreises bereits Ende Oktober ausgeschöpft waren, hatte der Landrat Roland Bernhard die Städte und Gemeinden darum gebeten, dem Landkreis kurzzeitig geeignete Objekte für die Flüchtlingsunterbringung zur Miete zu überlassen.

 

Geplant ist die Unterbringung von 120 Menschen

Nach Weil der Stadt, Renningen, Böblingen und Jettingen sagt nun auch Rutesheim Hilfe zu. Dort hatte der Landkreis zu Beginn des Jahres 2016 auf einem privaten Grundstück in der Margarete-Steiff-Straße 1 im Gebiet „Steige“ eine Gemeinschaftsunterkunft für 120 Flüchtlinge errichtet. Diese wurde bis Juli 2018 betrieben. Nach einer Anschlussnutzung durch die Gemeinde Weissach bis Mai 2020 wurden die Container wieder rückgebaut.

Aufgrund der aktuellen Situation mit gestiegenen Zuweisungszahlen des Landes mietet der Landkreis nun denselben Standort ab Januar wieder an und wird dort erneut Container aufstellen. Geplant ist die Unterbringung von bis zu 120 Menschen. „Aufgrund der nötigen Vorbereitungen kann es noch mehrere Monate dauern, bis tatsächlich Flüchtlinge dort untergebracht werden können“, sagt Pressesprecherin Rebecca Kottmann. Für die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier gibt es keine Alternative: „Ich sehe die Not, deshalb versuchen wir natürlich so gut es geht, den Landkreis zu unterstützen.“

Der „Freundeskreis Rutesheim“ unterstützt

Für den erneuten Bau der Unterkünfte und die personelle Betreuung der Flüchtlinge sei das Landratsamt verantwortlich. „Wir versuchen natürlich auch, die Menschen zu unterstützen“, sagt Susanne Widmaier und baut dabei unter anderem auf das Engagement des „Freundeskreises Rutesheim“, der sich im Februar 2015 erstmals gebildet hatte, als die Flüchtlingswelle auch die Stadt erreicht hatte.

Der Stadtverwaltung Leonberg sind hingegen keine Pläne des Landkreises zu einer künftigen Aufstellung von Containern im Stadtgebiet von Leonberg bekannt. „Eine Containerfrage wird sich auch deshalb kaum stellen, da der Landkreis Böblingen im Stadtgebiet Leonberg ohnehin Immobilien, zum Beispiel auch in der Mollenbachstraße 23 im Industriegebiet Hertich, zur Unterbringung von Flüchtlingen vor einigen Jahren bereits erworben hatte und diese bisher nie in Betrieb genommen wurden“, sagt der Pressesprecher Sebastian Küster.

„Die vorläufige Aufnahme von Flüchtlingen durch den Landkreis im Stadtgebiet Leonberg wäre sehr begrüßenswert, da sie damit gleichzeitig die städtische Aufnahmequote für die Anschlussunterbringung senken würde“, sagt die zuständige Erste Bürgermeisterin Josefa Schmid. Diese Anschlussunterbringung ist für Kommunen ein aufwendiges Verfahren, und hat etliche in den vergangenen Jahren stark belastet.

Kreisverwaltung im Austausch mit den Kommunen

Der Landkreis Böblingen verfügte zuletzt an fünf Standorten über Gemeinschaftsunterkünfte mit 456 Unterbringungsplätzen. Die Kapazitäten sind ausgelastet. Mit Unterstützung der Städte Weil der Stadt, Renningen, Böblingen und der Gemeinde Jettingen wird die Kapazität nun um weitere rund 200 Belegungsplätze aufgestockt. Dabei handelt es sich um Objekte, die bisher von den Kommunen für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden und derzeit nicht belegt sind. Der Kreis mietet diese an.

Um die Aufnahmefähigkeit im kommenden Jahr sicherzustellen, plant der Landkreis den Ausbau der Unterbringungskapazitäten auf rund 1100 Belegungsplätze. Der Personalbedarf für die Unterbringungsverwaltung und die Sozialbetreuung der Flüchtlinge wird bedarfsgerecht erhöht.

Dabei sieht die Kreisverwaltung mehrere Optionen, die in den kommenden Wochen geprüft werden. So wird sie weiterhin den Austausch mit den Städten und Gemeinden suchen, um weitere geeignete Liegenschaften anzumieten. Auch Liegenschaften, die auf dem freien Markt zur Verfügung stehen, kommen grundsätzlich infrage. Der Landrat Roland Bernhard betont: „Dank der kurzfristigen Hilfe von Kommunen ist die Unterbringung bei gleichbleibendem Flüchtlingszugang bis Ende Januar gesichert.“