Der Kauf des Areals an der Bahnhofstraße ist beschlossen. Der Standort Hauptstraße bleibt erhalten.

Renningen - Die Stadt bekommt ein neues Rathaus. Das heißt: Im Grunde ist es nicht ganz neu. Denn das Gebäude, in das große Teile der Verwaltung einziehen werden, gibt es bereits seit Mitte der Neunziger. Es handelt sich um den bisherigen Volksbankstandort an der Bahnhofstraße. Bereits 2019 hatte die Volksbank Leonberg-Strohgäu angekündigt, das Areal verkaufen zu wollen, seither hat die Stadt die Möglichkeiten einer Nutzung untersucht. Jetzt hat der Gemeinderat seine Zustimmung erteilt und einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass Renningen das Volksbankareal an der Bahnhofstraße erwerben soll. Die Stadt kann nun die Verhandlungen fortführen.

 

Die Mühlgasse 6 kommt in private Hände

Und noch eine große Entscheidung wurde in diesem Zusammenhang getroffen: Um das Projekt zu finanzieren, soll unter anderem die Mühlgasse 6 verkauft werden. Die Zukunft dieses historischen Standorts war Jahr für Jahr Anlass für ausgiebige Diskussionen, weil kein vorgeschlagenes Nutzungskonzept jemals richtig passte. Vor einem Verkauf schreckten einige Fraktionen lange Zeit zurück. Inzwischen sind sich über den Verkauf aber alle einig. Die Zukunft der Mühlgasse 6 wird damit bald in private Hände gelegt.

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Sie hier: das Bürgerbüro wird barrierefrei Einstimmig fielen die Beschlüsse ums neue Rathaus nicht. Die Diskussionen blieben bis zuletzt kontrovers. Die CDU setzte sich beispielsweise für die Umsetzung einer alternativen Variante ein, Teile der Grünen waren komplett gegen den Kauf des Areals. Monika Breitweg, Sprecherin der Grünen, sprach sich stattdessen für einen Neubau aus. Am Vortrag des Ersten Beigeordneten Peter Müller bemängelte sie vor allem den Verweis, dass ein Rathausneubau rund 27 Millionen Euro kosten würde, mit Parkmöglichkeiten, Baukostensteigerung und dergleichen letztlich mindestens 35 Millionen Euro. „Das wäre aber nur für die ganz große Lösung“, betonte sie.

Kein geeigneter Platz für einen Neubau

Die Stadt hatte einst Untersuchungen angestellt, wie viel es kosten würde, ein ganz neues Rathaus zu bauen, in dem alle bisherigen Standorte vereint werden könnten. Ein Neubau entsprechend der Größe der Volksbank würde der Verwaltung nach nur rund zwei Millionen Euro mehr kosten. „Und dann hätten wir ein neues Gebäude und kein sanierungsbedürftiges“, so Breitweg. Das Volksbankareal hat mittlerweile 26 Jahre auf dem Buckel, die Stadt rechnet daher mit einigen energetischen Sanierungen, bevor ein Einzug möglich ist. „Ich halte einen Neubau für die bessere und von den Kosten die kalkulierbarere Lösung.“

Bei großen Teilen des Rates stieß der Vorstoß aber nur auf wenig Gegenliebe. Zum Beispiel wegen der Standortfrage: Die Kostendifferenz zu der Volksbank-Variante wäre nur so gering, wenn die Stadt den Neubau auf ein Gelände stellt, das ihr bereits gehört, der Grunderwerb also wegfiele.

Bisherige Standortuntersuchungen hatten aber nie einen geeigneten Platz für ein neues Rathaus ergeben. Und in den Bereich der Jahnstraße, wie Monika Breitweg vorschlug, wollte kaum jemand ein Rathaus stellen. Der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) erinnerte daran, dass der Gemeinderat sich bereits gegen eine entsprechende Bebauung entschieden hatte. „Das ist ein Schulstandort, und so sollte es bleiben“, sagte er. Nur drei Gemeinderäte stimmten letztlich gegen den Kauf des Volksbankareals.

Sozialstation zieht vorerst nicht um

Fünf sprachen sich zudem für den Vorschlag der CDU aus, die Variante umzusetzen, die den Umzug der Sozialstation in die Hauptstraße 5 beinhaltet. Deren jetziger Standort, die Kleine Gasse 5, würde dann frei und böte Platz für allerlei Konzepte, die für die Mühlgasse 6 immer im Gespräch waren: eine Kulturscheune mit Galerie, eine Künstlerwerkstatt und eine Kleinkunstbühne. „Das Ziel des gesamten Gemeinderates war in den letzten 17 Jahren, Raum für Kunst und Kultur zu schaffen. Jetzt hätten wir die Chance, dies umzusetzen“, erinnerte Ralph Geyer, Fraktionssprecher der CDU. Das Buch Mühlgasse 6 sollte mit einem positiven Zeichen für Kunst und Kultur in Renningen schließen.

Eine Mehrheit fand er damit aber nicht. Denn diese Variante kostet zwar nur wenig mehr, sie bedeutet aber auch weniger Einnahmen für die Stadt aus Vermietung – ein Problem im Hinblick auf die Folgekosten des Rathauses. Eine spätere Umsetzung dieser Variante wäre in Zukunft aber immer noch möglich.