Seit Mittwoch gilt 2 G in der Gastronomie und dem Einzelhandel. Wie gehen die Restaurants und Läden in Leonberg damit um?

Leonberg - Seit dem Mittwoch gilt in Baden-Württemberg die Corona-Alarmstufe. Diese tritt in Kraft, sobald mehr als zwei Tage über 390 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen im Land behandelt werden müssen. Wer nicht geimpft ist, muss sich auf Beeinträchtigungen einstellen.

 

Der Zutritt in viele Lebensbereiche ist in dieser Phase nur noch Geimpften und Genesenen möglich. Die 2-G-Regel gilt etwa in Restaurants, in Kinos oder Museen. Im Einzelhandel ist die 3-G-Regel gültig – wer weder geimpft noch genesen ist, muss einen negativen Antigen-Schnelltest nachweisen. Ausgenommen von der 3-G-Regel sind Geschäfte der Grundversorgung, Märkte im Freien sowie Abhol- und Lieferangebote.

Die meisten Kunden im Leo-Center haben Verständnis für 2G

Wer sich zu einem Einkaufsbummel im Leo-Center entschließt, der tut gut daran, seinen Impf- oder Genesenen-Nachweis oder aber ein aktuelles negatives Testergebnis immer bereit zu halten. Die Mitarbeiter der Geschäfte haben derzeit nicht nur die Aufgabe, ihre Kunden zu beraten, sondern müssen auch schauen, dass niemand ohne Kontrolle an ihnen vorbei huscht.

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„Viele zeigen Verständnis, doch viele habe heute schon gemeckert, weil sie keinen Nachweis vorzeigen wollten", sagt eine Mitarbeiterin des Modegeschäftes Only Women.

Einen ruhigen Morgen hatte eine Mitarbeiterin der Parfümerie Douglas im Obergeschoss, die den Eingangsbereich so zugestellt hat, dass sie genau im Blick hat, wenn Kunden eintreten wollen. Und das sind an diesem Mittwoch nicht allzu viele. „Eine Dame hat den Vorschlag gemacht, dass man schon am Eingang zum Leo-Center Kontrollen positionieren könnte, damit man in aller Ruhe einkaufen kann, doch ob das umsetzbar ist?“

Optiker sind systemrelevant

Nadine Fensterer, die Managerin des Leo-Centers, kann so kurz nach Inkrafttretens der Alarmstufe noch nicht einschätzen, wie die Stimmung bei den Kunden und den Mietern sein wird und wie sich die strikte Verordnung auf das Geschäft auswirkt. „Da müssen erst ein paar Tage vergehen, um eine Einschätzung abgeben zu können.“

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Zu den systemrelevanten Geschäften gehören die Optiker. „Zu uns dürfen alle kommen, die keine Symptome haben oder sich nicht in Quarantäne befinden“, sagt Jürgen Sutter, ein langjähriger Mitarbeiter bei Optik Fassl. Für den Augenoptiker-Meister ist allerdings das Tragen der Maske seit Corona eine große Herausforderung. Vor allem, wenn sich Kunden eine neue Brille fertigen lassen möchten.

Zur Anprobe geht es an die frische Luft

„Bei der Anprobe muss man einfach das komplette Gesicht mit den Wangen und der Mundpartie in Augenschein nehmen“, sagt er. Entsprechende Luftfilter im Geschäft sowie Glasscheiben sorgen für Schutz, und man hat die Chance, doch mal kurz die Maske beiseiteschieben zu können. „Nicht mehr möglich ist, dass man durch das Geschäft zum großen Spiegel geht und sich dort betrachtet.“ Eine gute Alternative sei der Gang vor die Tür ins Freie mit einem Spiegel in der Hand. „Da kann man dann die Maske mit gutem Gewissen mal abnehmen“, sagt Sutter.

Nur jeweils eine Person lässt die Schneiderei Bäuerle in der Leonberger Römerstraße in Coronazeiten in die Geschäftsräume. „Wer nur etwas abgeben möchte und keine Anprobe wünscht, den bedienen wir auch mal an der Tür, falls wir gerade einen weiteren Kunden haben, es aber zügig gehen soll“, sagt Chris Bäuerle, der mit seinem Bruder Sven die Schneiderei führt. Er hofft, dass es keinen weiteren kompletten Lockdown mehr geben wird.

Neustart mit Bistro in der Coronazeit

„Wenn die Bekleidungsgeschäfte nicht geöffnet sind, wenn keine Veranstaltungen stattfinden oder auch die Feuerwehren ihre Uniformen nicht sonderlich strapazieren, weil sie nicht üben oder ausbilden dürfen, haben wir natürlich auch weniger Arbeit“, sagt Bäuerle.

Im Juni dieses Jahres haben Max und Maria Müller sowie Michael Wagner auf dem Leonberger Marktplatz das M5-Bistro und Restaurant eröffnet. „Seitdem waren wir noch nie frei von Coronaverordnungen“, sagt Ismene Wagner, die Assistenz der Geschäftsführung. Was die Kontrolle von 3-G-Nachweisen betrifft, ist das Team längst geübt. „Manche Kollegen hatten bereits 2 G eingeführt, wir wollten bisher auch noch den Ungeimpften die Gelegenheit geben, unser Restaurant zu besuchen, müssen uns jetzt natürlich an die neuen Verordnungen halten“, sagt Wagner.

Ungeimpfte machen sich schon zuvor rar

Allerdings sei die Zahl der Ungeimpften, die bislang einen kostenpflichtigen Test vorweisen mussten, ohnehin nicht mehr so groß gewesen. Momentan seien die Gäste unter der Woche verhaltener, was die Reservierungen betreffe. „Sie kommen eher am Wochenende.“ Sorge habe das Team, wie es weiter geht. „Einige Weihnachtsfeiern wurden bereits abgesagt, und auf dem Nikolausmarkt haben wir einen Stand mit Glühwein, Punsch, Selbstgebackenem und Suppen geplant, das wäre eine schöne Möglichkeit, unseren Bekanntheitsgrad zu steigern“, sagt Ismene Wagner. Ob er stattfindet, ist von städtischer Seite noch nicht entschieden.

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Die ersten Absagen von Weihnachtsfeiern gingen auch bei Klaus Bertleff ein. „Ich fürchte, es werden nicht die letzten gewesen sein“, sagt der Chef des „Wirtshaus am Ezach“. In seinem Restaurant wird jeder Gast schon beim Eintritt genau überprüft. Probleme gibt es kaum. „Wir kennen die meisten unserer Gäste“, sagt Bertleff. „Und sie wissen, dass die Kontrollen sein müssen.“