Die 18-jährige Gebersheimerin holt sich im Trikot der KSG Gerlingen in der Altersklasse U 20 über 3000 Meter in Ulm ihren sechsten deutschen Meistertitel.

Sie ist gerade dabei, den Koffer zu packen. Es muss einiges rein, denn Kira Weis wird eine Weile unterwegs sein. Für die letzten vier Schultage hat sie vom Rektor des Gymnasiums Rutesheim frei bekommen. Schon an diesem Freitag geht’s für die Athletin der KSG Gerlingen los von Frankfurt aus nach Florida ins Trainingscamp. Von dort macht sich die deutsche Nationalmannschaft dann auf nach Kolumbien, wo vom 1. bis 6. August die U 20-Weltmeisterschaft der Leichtathleten ausgetragen wird. Der große Tag für die Gebersheimerin ist dann der 6. August. Sie geht in Cali über die 5000 Meter an den Start.

 

Mit dem Sieg das WM-Ticket endgültig gelöst

„Ehrlich gesagt habe ich gar nicht damit gerechnet“, sagt die 18-Jährige. „Ich dachte, dass zwei andere stärker sind. Ich kann mir im Moment noch gar nicht vorstellen, dass ich da starte.“ Die WM-Norm in der Altersklasse U 20 hatte Kira Weis bereits erfüllt. Mit dem nationalen Titel über 3000 Meter am vergangenen Wochenende in Ulm bei der Junioren-DM löste sie nun das Ticket für Kolumbien. In 9:32,27 feierte sie nicht nur ihre insgesamt sechste Deutsche Meisterschaft, sondern stellte dabei auch gleich noch eine neue persönliche Bestzeit auf.

Als Titelverteidigerin war sie nach Ulm gereist, wie eine Titelverteidigerin setzte sie sich eine Runde nach Beginn des Rennens an die Spitze des Feldes und diktierte das Tempo. Schnell, langsam und dann wieder schnell: diesem Fahrtspiel konnten immer weniger Athletinnen folgen. Als die Glocke die letzte Runde einläutete, befand sich nur noch Linda Meier (LAC Passau) hinter ihr, die im Mai in Karlsruhe über die 5000 Meter die Nase am Ende vorne hatte. Diesmal hatte sie dem hohen Tempo von Kira Weis nichts mehr entgegenzusetzen.

Übermächtige Konkurrenz aus Afrika

Der Trainer und ehemalige deutsche Spitzenläufer Ralph Sagasser, der vor zehn Jahren bei der KSG Gerlingen das Schlumpflaufteam aus der Taufe gehoben hat, schwärmt von seinem Schützling in den höchsten Tönen: „Sie weiß immer, in welcher Intensität sie laufen muss.“ Der 52-Jährige, der den WM-Lauf in Gerlingen von zu Hause aus verfolgen wird, hat nach dem Auftritt in Ulm seine Erwartungen etwas nach oben geschraubt. „Ich habe ja zunächst gedacht, sie fährt da als Touristin hin. Aber als ich nun gesehen habe, mit welcher Souveränität sie die 3000 Meter in Ulm gewonnen hat, könnte sie an die 16 Minuten heranlaufen.“

Gegen die Konkurrentinnen aus Äthiopien oder Kenia wird sie damit aber keine Chance haben. „Mehr als Platz zehn ist auf keinen Fall drin“, sagt Ralph Sagasser, der den Trainingsplan bis zum Wettkampf in Cali mit seiner Läuferin und den Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletikverbandes nun telefonisch abstimmen muss.

Dem Schlumpflaufteam längst entwachsen ist auch Anna Schädel. Sie gewann in Ulm in der Altersklasse U 18 über 1500 Meter Silber. In der vorletzten Runde startete sie auf der Zielgeraden die erste Attacke. 200 Meter vor dem Ziel kämpften dann noch vier Läuferinnen um die Podestplätze. Nach 4:43,31 Minuten überquerte Anna Schädel die Ziellinie. „Ich habe einfach auf die besprochene Taktik vertraut, das ist einwandfrei aufgegangen“, sagte die Gerlingerin zu ihrer ersten DM-Medaille. Knapp am Podest vorbei lief ihre Vereinskollegin Lisa Maisch über 3000 Meter (U 18). In 10:11,38 Minuten belegte sie Rang vier.

Hanna Render für Länderkampf nominiert

Platz sechs sprang für Robin Eibner (LG Gäu Athletics) im Weitsprung heraus. In der Altersklasse kam er mit seinem besten Versuch auf 7,19 Meter. Vereinskollegin Hanna Render (LG Gäu Athletics) verpasste als Vierte über 400 Meter Hürden (U 20) eine Medaille. Und das trotz neuer Bestzeit von 59,68 Sekunden. Der große Traum, zusammen mit Kira Weis in Kolumbien zu starten, ist damit endgültig geplatzt. In Gebersheim ist Hanna Render Tür an Tür im Doppelhaus mit der Ausdauerspezialistin groß geworden.

Immerhin: Nach den Wettkämpfen in Ulm waren beide Athletinnen zusammen bei der Einkleidung für die Nationalmannschaft. Als DM-Viertplatzierte sicherte sich die 19-jährige Hanna Render das Startrecht für den Länderkampf mit Österreich, der Schweiz und Spanien am 13. August in München. Zwei Tage später beginnt dort die Leichtathletik-Europameisterschaft.