Die kleine Ausgabe der Langen Kunstnacht funktioniert so gut wie das ausgefallene Original.

Leonberg - Die Kunstszene lebt. Sicher, die Pandemie beeinflusst das Leben vieler auf ganz unterschiedliche Weise. Doch erwacht das Leben wieder und mit ihr die Kunst. Bei der kleinen Langen Kunstnacht am Samstag in Leonberg wird sichtbar, wie sehr der Zugang zu Galerien und Ateliers gefehlt hat.

 

Doch nicht nur das Betrachten der Kunstwerke nimmt den Besucher mit auf eine Reise – auch der Kontakt und der Austausch mit den Kunstschaffenden selbst ist vielen ein Anliegen. Ein Genuss. Ein Bedürfnis, welches dringend wieder gestillt werden will. So waren sie also unterwegs in der Leonberger Altstadt und füllten diese, bei anfänglich herrlichem Wetter und sommerlichen Temperaturen, mit Leben und dieser unbändigen Freude an der Kunst.

In knapp zwei Wochen aus dem Boden gestampft

In nicht einmal zwei Wochen ist Michael Schönpflug mit der kleinen Langen Kunstnacht etwas gelungen, was vielen ein Lächeln ins Gesicht zauberte. „Die Lange Kunstnacht hätte im vergangenen Jahr zum 15. Mal stattgefunden. Doch leider musste sie, wie so vieles andere auch, wegen der Pandemie ausfallen“, sagt Schönpflug.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wie es zur kleinen Kunstnacht kam

In einem Telefonat mit dem Kulturschaffenden Tobias Kegler wurde dann ganz kurzfristig die kleine Lange Kunstnacht initiiert. Das war nur möglich, da derzeit die Infektionszahlen so niedrig sind und die Coronaverordnung Veranstaltungen in diesem Umfang erlaubt – anders als noch im April, in der die „Lakuna“ sonst stattfindet.

Schwierige Zeit liegt hinter den Künstlern

„Alle Künstler konnten seit über einem Jahr mehr oder weniger keine Besucher mehr empfangen. Das ist aber der einzige Weg, die eigene Kunst einem Publikum vorzustellen und letztendlich auch Kunstwerke zu verkaufen“, erklärt Schönpflug.

Ohne große Vorbereitungen hatten sich Kunstschaffende bereit erklärt, einen Stand der Arbeiten in den Ateliers und Galerien zu präsentieren. Bei Michael Schönpflug im Atelier ebenfalls zu Gast war Kirsten Carlson. Für eine musikalische Untermalung an den verschiedenen Standorten der Veranstaltung sorgte die Musikschule Leonberg mit fünf Schülern und klassischer Musik.

Der Fotoclub feiert 40. Geburtstag

Foto: Jürgen Bach
Im Stadtmuseum läuft derzeit die Ausstellung „Ausschnitt erfindet Welt“, eine Jubiläumsschau des Fotoclubs Leonberg zum 40. Geburtstag. „Wir freuen uns riesig, dass wir es trotz Pandemie geschafft haben diese Jubiläumsausstellung auf die Beine zu stellen. Der Dank geht hier nicht nur an die vielen Mitglieder, die mitgeholfen haben, sondern auch an das Stadtmuseum für die tatkräftige Unterstützung“, betont die erste Vorsitzende des Fotoclubs Leonberg, Ute Grüder.

Insgesamt dreiunddreißig Mitwirkende im Alter zwischen Mitte 30 und über 90 Jahren zählt der Club. Viele Ausstellungen haben sie gemeinsam veranstaltet. Der Austausch mit anderen Fotobegeisterten, die fotografische Weiterentwicklung, das gemeinsame Fotografieren in der Region und auch, sich auf gemeinsame Reisen zu begeben, sind Dinge, die Ute Grüder besonders gut gefallen. „Und nicht zuletzt der Spaß mit den Mitgliedern“, sagt sie. Die Jubiläumsausstellung läuft noch bis Sonntag, 17. Oktober, und ist während der Öffnungszeiten des Stadtmuseums zu sehen.

Im Galerieverein gibt es genug Raum

Im Galerieverein ist der Zulauf der Besucher seit der Lockerung der Coronabeschränkungen endlich wieder hoch. Denn auch der Galerieverein war gezwungenermaßen mehr oder weniger im Pandemieschlaf. „Manche Künstler sind in ein Loch gefallen“, weiß Vorstandsmitglied Sonja Ontrup-Wendel.

Und auch Wieland Storek, seit Jahren Mitorganisator der Langen Kunstnacht, erläutert seine Devise zur kleinen Auflage: „Ich finde es immer besser, man macht was, als man macht nichts“. Im Galerieverein sind die Räumlichkeiten großzügig und der Abstand zwischen den Besuchern kann stets gut eingehalten werden. Masken werden ebenfalls getragen und am Eingang steht der obligatorische Handhygienespender, der mittlerweile einfach zum Leben dazu gehört.

Künstlerhaus-Künstler werben für ihr Domizil

Des Weiteren waren die Ateliers im Künstlerhaus von Karin Albrecht, Sabine Rempp, Brigitte Guggenbiller, Hannelore Schulz, Edeltraut Eisenhardt, Thomas Lang und Chris Heinemann Anlaufstelle für die Besucher. Sogar Kleinkünstler wurden hier engagiert. So begleitete Open-Air-Gesang und Poetry den Ausstellungsbereich Künstlerhaus.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wie geht es weiter mit dem Künstlerhaus?

„Man merkt, es sind viele Kreative im Land, die was machen wollen“, meint Tobias Kegler. Er war mit der „Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus“ ebenfalls vor Ort. Um aufmerksam zu machen und eine Sensibilität für ein kulturelles Zentrum im Herzen Leonbergs zu schaffen. Denn Kunst und Kultur verbindet den Menschen mit seiner Heimat und umgekehrt.