„Der Trend setzt sich weiter fort“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale in Stuttgart. Tatsache sei, dass alle großen Institute immer wieder Filialen schließen und die Kunden in die Selbstbedienungsbereiche der Filiale „leiten“, wo die Automaten stehen. Die Mitarbeiter in den größeren Beratungscentern sollen vermehrt Beratungs- und Verkaufsgespräche führen und weniger mit „Kleinkram“ beschäftigt sein. Beschwerden von Kunden bei der Verbraucherzentrale hielten sich in Grenzen – doch wenn, dann seien eher Ältere die Beschwerdeführer.
Viele über 65-Jährige haben kein Smartphone
Manfred Koebler, der Vorsitzende des Kreisseniorenrates in Böblingen, kennt derartige Sorgen seiner Mitglieder: „Es ist hart, wenn zehn Filialen schließen.“ Insbesondere, da viele Senioren im Hinblick auf Online-Banking skeptisch seien und das Gefühl hätten, ihre Daten „zu veräußern“ oder zu viel von sich selbst im Internet preiszugeben. Doch Koebler glaubt auch: „Die Sparkasse muss der Digitalisierung Rechnung tragen – mit allen Vor- und Nachteilen.“ Er sei zudem „erschrocken“, wie viele über 65-Jährige kein Smartphone besäßen und ist sich sicher: „Wir Älteren müssen unbedingt Smartphones verwenden.“
„Unsere Erfahrung zeigt, dass auch bei älteren Menschen mittlerweile eine hohe Kompetenz in puncto Online-Banking und Nutzung moderner Medien vorhanden ist“, sagt Detlef Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Böblingen. Um alle Altersgruppen mitzunehmen, werde Infomaterial zum Online-Banking angeboten. Mit dem „Service auf Termin“ könne der Sparkassenbesuch mit anderen Terminen vor Ort ohne Wartezeit kombiniert werden. Für die Versorgung mit Bargeld sei mit den SB-Automaten vor Ort gesorgt. Diese blieben auch in zu schließenden Standorten erhalten.
Neues Standortkonzept der Kreissparkasse
Verringerung
des Filialnetzes um zehn auf 28 Standorte im Kreis.
Filialschließungen
wird es im Altkreis in Schafhausen, Flacht und Gebersheim geben. Die Standorte werden zum Dezember 2022 in bestehende Filialen integriert.
Stärkung
von insgesamt 13 Standorten, die zum Juli 2022 zu größeren Beratungscentern werden, darunter in Leonberg, Weil der Stadt, Renningen und Rutesheim.
SB-Stellen
mit Geldautomaten in den geschlossenen Standorten sollen die Kunden weiterhin mit Bargeld versorgen.
Veränderte Kundenbedürfnisse
nennt die Kreissparkasse Böblingen als Hauptgrund für die über den gesamten Landkreis verteilten Filialschließungen. Die Frequenz in den Bank-Filialen sei rückläufig, die Nutzung von digitalen Angeboten, wie Online-Banking, Videoberatung und Sparkassen-App nehme zu.