Der Leonberger Oberbürgermeister liegt mit seinem visionären Kurs richtig. Die aktuellen Projekte dürfen aber nicht vernachlässigt werden.

Leonberg - Vor zwölf Jahren war es undenkbar, dass ein Smartphone quasi ein Büro ersetzen würde, genauso wie es kaum vorstellbar schien, dass man mit der Uhr telefonieren kann. Mit Beispielen aus der heute gängigen Alltagstechnik will Martin Georg Cohn verdeutlichen, dass so manche Vorstellung, die in diesen Tagen allzu fantastisch anmuten mag, durchaus früher oder später Realität werden kann. Der Leonberger Oberbürgermeister begegnet damit seinen Kritikern, die ihm gerne vorwerfen vornehmlich in der Zukunft unterwegs zu sein, das Hier und Jetzt dafür aber zu vernachlässigen.

 

In der Tat hat Leonberg sehr konkrete aktuelle Probleme: Ob Sanierungsstaus in Schulen oder Hallen, längst beschlossene Bauvorhaben, die einfach nicht in die Gänge kommen, bis hin zum aktuell diskutierten Personalnotstand in der Stadtverwaltung.

Personalmangel bei der Stadt

Wobei alles miteinander zusammenhängt. Denn Pläne müssen auch umgesetzt werden, dafür braucht es nun einmal Menschen. Und von denen gibt es gerade im Baudezernat zu wenige. Ausgerechnet in jenem Ressort, das ganz maßgeblich für die Entwicklung von neuen Quartieren, Wohngebieten oder Umgestaltungen zuständig ist.

Sollte man sich nicht also erst einmal um die aktuellen Aufgaben kümmern? An der Berliner Straße und im Unteren Schützenrain, dort soll Wohnbebauung entstehen, tut sich bisher nichts. Um die Umgestaltung der alten Schuhfabrik ist es still geworden.

Postareal als zentrales Projekt

Und die alte Hauptpost steht auch noch. Doch bevor das Gebäude nicht abgerissen ist, kann auch die Gestaltung des Postareals nicht beginnen. Dabei ist es genau das Quartier, das die sogenannte neue Stadtmitte rund ums Leo-Center und den Marktplatz miteinander verbinden soll.

Und damit sind wir bei Cohns Visionen für ein Leonberg 2040. Sie haben das Zusammenwachsen der drei Teile der Kernstadt zum Ziel: Eltingen, der Neuköllner Platz und die Altstadt sollen ein kompaktes Zentrum werden. Das ist ein berechtigtes, vor allem aber notwendiges Vorhaben, um Leonberg in unruhigen Zeiten inmitten eines dynamischen Ballungsraums mit etlichen Mittelzentren für die Zukunft zu positionieren.

Für Begeisterung braucht es Erfolge

Insofern liegt der Oberbürgermeister richtig, wenn er weit über den Ist-Zustand hinausdenkt. Um aber eine Akzeptanz, vielleicht sogar eine Begeisterung für eine visionäre Stadtentwicklung zu entfachen, braucht es sichtbare Erfolge. Die wäre gegeben, wenn die drängenden Projekte endlich in Angriff genommen würden.

Aber auch kleinere, vermeintlich unspektakuläre Vorhaben wie etwa die Sanierung der Strohgäuhalle, sind nötig, um bei den Menschen Sensibilität für sehr viel weiter reichende Schritte zu erzeugen. Nur wenn das vermeintlich Kleine klappt, kann das Große gelingen. Deshalb muss der OB daran interessiert sein, auch die womöglich lästig erscheinenden Hausaufgaben zu erledigen, die die konkrete Wirklichkeit mit sich bringt. Gelingt dies, lässt sich darauf aufbauen.