Nach mehreren Abgängen: Im Leonberger Rathaus wird an einem Personalkonzept gearbeitet. Streit um Stelle eines Radbeauftragten.

Leonberg - Der letzte öffentlichkeitswirksame Abgang ist noch nicht einmal ein halbes Jahr. Im Spätsommer hatte die Chefin des Gebäudemanagements der Stadt Leonberg ihre Demission verkündet. Mit ihr ging auch gleich ihre Stellvertreterin.

 

Nicht nur diese Kündigung hat die CDU auf den Plan gerufen. Der Stadtverbandsvorsitzende Oliver Zander spricht von einer „überdurchschnittlichen Fluktuation gerade im Bereich der Führungskräfte“ und befürchtet „eine Kettenreaktion und weitere Kündigungen“. Deshalb, so fordert der Leonberger CDU-Chef, müsse von einem externen Beratungsbüro analysiert werden, ob die Abgänge gegenüber vergleichbaren Verwaltungen überdurchschnittlich hoch seien, welche Gründe es dafür gebe und wie die Zufriedenheit der Belegschaft aussehe.

Es geht um Ursachenforschung

Die Stadt hat zwischenzeitlich Kontakt mit einem Unternehmen aufgenommen, das eine Mitarbeiterbefragung durchführen soll. Doch das reicht den Christdemokraten nicht: Es gehe um eine Ursachenforschung.

Das Grundansinnen der CDU wird auch von den anderen Ratsfraktionen unterstützt. Der SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier hat allerdings „Restzweifel, ob die Gründe für einen Arbeitgeberwechsel herauszufinden sind“. Um das zu gewährleisten, so sagt Georg Pfeiffer von den Freien Wählern, müsse man sich gerade mit jenen unterhalten, die die Verwaltung schon verlassen haben.

Veränderte Arbeitswelt

Das wiederum hält Birgit Widmaier nicht für den richtigen Weg, sei doch eine Befragung von ausgeschiedenen Mitarbeitern „in die Vergangenheit gerichtet“. Die Vize- Chefin der Grünen-Fraktion wünscht sich einen zukunftsweisenden Fragenkatalog. Die Ergebnisse, darin sind sich die Fraktionen weitgehend einig, müssten dann aber im Arbeitsalltag auch Konsequenzen haben.

Der Verwaltungschef weiß, dass es mit einer Befragung nicht getan ist. „Die Frage ist, wie wir überhaupt in die Thematik einsteigen“, meint Martin Georg Cohn. Der Oberbürgermeister von der SPD kann sich eine schrittweise Personalentwicklung vorstellen, die einer veränderten Arbeitswelt gerecht wird.

Gute Leute sind schwer zu finden

„Früher waren wir eine Verwaltung, heute sind wir ein Dienstleister“, sagt Cohn. Potenzielle Interessenten hätten oftmals andere Vorstellungen, die mit den starren Regeln des öffentlichen Dienstes nicht immer in Einklang zu bringen wären. Auch deshalb sei es schwer, gute Leute zu finden.

Bevor endgültig entschieden wird, welche Strategien für eine zukunftsweisende Personalentwicklung angewandt werden, wollen der OB und die Fraktionen mit dem Unternehmen sprechen, das die Mitarbeiterbefragung durchführen soll. Die Profis sollen den Kommunalpolitikern Wege aufzeigen, wie eine personelle Kontinuität bei der Stadtverwaltung gewährleistet werden kann.

Zeitlich begrenzte Förderung

Unterdessen hofft Cohn auf einen Neuzugang. Im „Referat für innovative und intermodale Mobilität“ soll eine Stelle für die Verbesserung des Radnetzes geschaffen werden. Wird der Posten mindestens vier Jahre besetzt, würde das Land die jährlichen Personalkosten von rund 70 000 Euro in diesem Zeitraum zur Hälfte übernehmen.

Nicht alle Politiker sind davon begeistert. Die CDU-Fraktionschefin Elke Staubach sieht größeren Bedarf bei anderen Vakanzen und verweist auf die Dauerkosten nach Ende der Förderung, da der Job unbefristet ausgeschrieben werden soll. Birgit Widmaier hat für solche Bedenken kein Verständnis: „Diese nicht akzeptablen Argumente verhindern, dass wir vorankommen.“