Mit Anbauten an Kindergärten in Rutesheim und Perouse trägt die Stadt dem wachsenden Bedarf nach einer längeren Betreuung für die Kinder Rechnung.

Rutesheim - Insgesamt 676 Kinder werden aktuell in Einrichtungen der Stadt Rutesheim betreut – Kindergärten, Krippen, Hort und Kernzeitbetreuung. Hinzu kommen noch 78, die die Tagespflege besuchen. In der Kernstadt und im Waldenserort geht der Trend klar in Richtung Ganztagsbetreuung. Der Gemeinderat und die Verwaltung reagieren.

 

In der jüngst vom Ersten Beigeordneten Martin Killinger vorgelegten Fortschreibung des Bedarfs für die Kinderbetreuung, hat er vier Gründe für diese Entwicklung ausgemacht. In Rutesheim liegen die Geburten- und Kinderzahlen weit über dem Landesdurchschnitt. Hinzu kommen die Neubaugebiete mit vorwiegend jüngeren Familien. Die Nachfrage nach Ganztagsangeboten steigt. Und nicht zuletzt spielt die 2020 eingeführte (Rück-)Verlegung des Einschulungsstichtages vom 30. September um drei Monate auf den 30. Juni – ein Viertel eines Jahrgangs – eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Betreuungsanspruch ab drei Jahren

„Durch den Rechtsanspruch ab drei Jahren müssen praktisch immer Plätze für nahezu vier Jahrgänge von Kindern über drei Jahren vorgehalten werden, auch wenn der jüngste Jahrgang der Dreijährigen erst im Laufe eines Kitajahres nur Zug um Zug aufgenommen wird“, hat Martin Killinger den Stadträten erläutert.

Vorausschauend haben angesichts dieser Entwicklung der Gemeinderat und die Verwaltung in Perouse bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Angrenzend an den örtlichen Kindergarten wird aktuell ein Neubau errichtet, der im Sommer 2022 bezogen wird. Hier ist Ganztagsbetrieb vorgesehen.

Die Option, später einmal – nach einem Abbruch des Gebäudes Henri-Arnaud-Straße 51 – die nördlichen Teile der beiden Grundstücke an zwei Familien für den Bau von je einer Doppelhaushälfte veräußern zu können, wird dabei gewahrt. Sobald wieder eine Förderung für einen Kindergarten-Neubau möglich ist, soll diese (120 000 Euro) beantragt werden. Die Gesamtkosten des Neubaus in Perouse betragen voraussichtlich rund 2,4 Millionen Euro, zuzüglich der Kosten für den Grunderwerb.

Fördergelder gibt es nicht für den Anbau

„Ganztagsbetreuung statt verlängerte Öffnungszeiten ist immer mehr gefragt“, sagt auch die Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Als kinderfreundliche Stadt heiße es zu reagieren. Deshalb soll nun für den Kindergarten Richard-Wagner-Straße ein Anbau mit Schlafräumen für die beiden Gruppen errichtet und der Betrieb auf Ganztagsbetreuung umgestellt werden. Der in Holzbauweise errichtete Anbau wird knapp eine halbe Million Euro kosten. „Leider gibt es dafür keine Fördergelder“, bedauert Martin Killinger.

„Das rechtwinklige Kindergartengebäude eignet sich hervorragend für einen Anbau“, sagt die Bürgermeisterin. Es sei gut gewesen, mit den Erzieherinnen zu sprechen. Der Stadt schwebten vier Räume mit zehn Schlafstellen vor, doch die Fachfrauen haben aus den Erfahrungen des Alltags heraus deutlich gemacht, dass zwei mit 20 Plätzen die bessere Lösung ist.

Neue Kita auf ehemaligem Boschgelände geplant

Mit der Entwicklung und Realisierung des neuen Wohngebiets auf dem Bosch-Areal wird wohl ein weiterer Kindergarten hinzukommen. Doch das ist zeitnah mit dem Bezug der Wohnungen des Neubaus einer Kindertagesstätte vorgesehen. Bereits im Oktober 2018 hat der Gemeinderat beschlossen, an der Bahnhofstraße, Ecke Stauffenbergstraße, eine neue Kita für die Ganztagsbetreuung mit städtischen Wohnungen in den beiden Obergeschossen zu bauen.

Allerdings hat sich die Vergabe der Bauleistungen angesichts sehr hoher Baupreise als sehr schwierig gestaltet, und auch die finale Einigung bei den Grunderwerbsverhandlungen steht noch aus. Der Gemeinderat hat deshalb das laufende Vergabeverfahren gestoppt.

Auch der Hort wurde ausgebaut

Teil der Kinderbetreuung in der Stadt ist auch der Hort. Der Neubau im Schulzentrum wurde planmäßig im Sommer 2021 bezogen. Die vier großen Klassenzimmer des bislang dafür genutzten Pavillons werden bis auf Weiteres durch das Gymnasium für den Unterricht genutzt. Die Realschule nutzt derzeit zwei große Räume im Hort-Neubau.

Im September 2020 wurde das Betreuungsangebot in Rutesheim durch einen Waldkindergarten mit verlängerter Öffnungszeit ergänzt. Der wird von der Co.Natur (vormals: Verein Naturkinder Flacht) betrieben. Das Defizit trägt im Wesentlichen die Stadt.

Auch die Tagespflege ist in Rutesheim ein wichtiges Standbein für die Kinderbetreuung. „Die Stadt unterstützt seit jeher die Tagespflege und kooperiert mit dem tragenden Verein in sehr guter Weise“, sagt Martin Killinger. Aktuell werden 38 Kleinkinder, 28 Kindergartenkinder und zwölf Schulkinder in der Tagespflege betreut. Teilweise besuchen diese Kinder auch die städtischen Kitas, die Tagespflege ergänzt diese.