Der Gemeinderat lehnt eine Katzenschutzverordnung mehrheitlich ab. Diese sollte dazu verpflichten, die Haustiere mit den Samtpfötchen zu kastrieren.

Weil der Stadt - Es sind nur Schätzungen. Deutschlandweit leben mehr als zwei Millionen verwilderte Katzen auf der Straße. Sie sind weder geimpft noch kastriert, häufig krank und abgemagert. Verschlimmert wird das Ganze durch die hohe Fortpflanzungsrate der Tiere.

 

Diese Entwicklung will der Landestierschutz schon lange bremsen. Das Kreistierheim Böblingen nimmt seit mehr als einem Jahr die ansteigende Zahl von verwilderten Hauskatzen im Landkreis wahr und hat sich für den Erlass einer Katzenschutzverordnung in Städten und Gemeinden ausgesprochen.

Mit Hilfe dieser soll der „unkontrollierte freie Auslauf fortpflanzungsfähiger Katzen beschränkt werden, soweit dies zur Verhütung erheblicher Schmerzen, Leiden oder Schäden bei frei lebenden Katzen erforderlich ist“. In der Praxis soll das heißen: Mit einer Kennzeichnung, Registrierung und Kastration wild lebenden Katzen sowie frei laufenden Halterkatzen soll die ansteigende Population in den Griff bekommen und das Leid der Tiere so gut es geht gelindert werden.

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Die Gemeinde Weissach hat seit Anfang des Jahres eine Katzenschutzverordnung. Heimsheim und Mönsheim ebenso. Im Altkreis Leonberg sind diese Kommunen Vorreiter. Jetzt wollte auch Weil der Stadt mitziehen. Doch der Gemeinderat machte der Verwaltung einen Strich durch die Rechnung. Zehn Vertreter befürworteten die Verordnung, doch bei zwölf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen fand der Beschlussvorschlag keine Mehrheit.

Sehr zum Leidwesen von Bürgermeister Christian Walter. „Das wäre nur zum Wohl der Katzen gewesen.“ Und auch die sieben Tierschützerinnen, die sich seit vielen Jahren im Kreis Böblingen um die Streuner kümmern, hätten eine Rechtssicherheit bekommen. Denn erwischen sie aus Versehen die Katze eines Halters, kann der die Tierschützer wegen Sachbeschädigung haftbar machen.

Wie erkennt man streunende Katzen?

Und genau diese Angst, dass versehentlich die eigene Katze verschwindet, äußerte David Götz (CDU): „Wie erkennen Tierschützer streunende Katzen, ich habe selbst welche, die die Mäuse fangen sollen. Ich will nicht, dass sie entführt und kastriert werden.“ Er zähle nicht jeden Abend seine Katzen, ob sie auch da seien. Vielmehr solle die Stadt mehr ein Augenmerk auf streunende Hunde legen. „Neulich haben drei Hunde eine Katze zerrissen, das ist viel gefährlicher“, so Götz.

Auch Jürgen Widmann (Freie Wähler) hatte große Bedenken: „Unsere eigene Katze ist im Wald und überall unterwegs. Wie soll man das unterscheiden, ob eine wild ist oder nicht?“ Sein Partei-Kollege Armin Bär (FWV) hingegen hatte für die Verordnung gestimmt. „Damit hätte man die Ehrenamtlichen, die sich für den Tierschutz einsetzen, eine Rechtssicherheit gegeben, denn das Katzenproblem ist bei uns schon richtig groß.“

Fakten zum Thema Kastration

Je nach Jahreszeit, Tageslichtdauer, Gesundheitszustand und Rasse wird die weibliche Katze im Alter von etwa sieben bis acht Monaten, Langhaarkatzen häufig erst mit elf bis 21 Monaten, geschlechtsreif. Bei der Kätzin wird der Zeitraum der Paarungsbereitschaft als „Rolligkeit“ oder „Raunze“ bezeichnet. Im Jahr wiederholt sich dieser Zyklus mehrmals.

Dominanzverhalten

Kater erreichen die Geschlechtsreife etwa im Alter von acht bis zehn Monaten. Wird ein Kater in der Wohnung gehalten, ist seine einsetzende Geschlechtsreife meist an dem plötzlich intensiv riechenden Urin oder mit dem Markieren von Einrichtungsgegenständen zu erkennen. Nicht selten zeigen Kater ein Dominanzverhalten oder Aggression gegenüber den Menschen.

Kastration

Durch die Kastration wird die Fortpflanzung und das damit verbundene Verhalten endgültig ausgeschaltet. Kater können kein Sperma mehr produzieren, markieren die Umgebung nicht mehr mit Urin. Weibliche Katzen werden nicht mehr rollig.

Schutz

Studien belegen, dass kastrierte Katzen eine doppelt so hohe Lebenserwartung haben wie unkastrierte. Ihr Bedürfnis zu streunen ist geringer. Damit sinkt das Unfallrisiko. So auch das Risiko für Infektionen und hormonelle Erkrankungen – was wiederum auch wilde Katzen schützen kann.