In Hemmingen ist eine Diskussion darüber ausgebrochen, wie es mit dem Jugendhaus weitergeht. Auf dem Prüfstand stehen Struktur, Angebot, Standort und Kosten.

Hemmingen - Soll das Kinder- und Jugendhaus Astergarten in der jetzigen Struktur beibehalten werden? Diese Frage wirft die CDU-Fraktion im Hemminger Gemeinderat in einem Antrag zum Haushalt auf. Deshalb steht die Einrichtung in der Dieselstraße jetzt auf dem Prüfstand.

 

Vorschlag: Schule als neuer Standort

Man sei der Meinung, dass aufgrund der geringen Frequenz und der hohen Kosten (rund 70 000 Euro) vor allem für das Personal der Paulinenpflege Winnenden grundsätzliche Überlegungen zur Zukunft der Einrichtung angestellt werden müssten, begründet Wilfried Gentner den Vorstoß seiner Fraktion. Und betont, man kritisiere damit weder die engagierten Mitarbeiter noch deren Arbeit. Martin Pfeiffer sagt, „es geht uns nicht um das Sparen“. Sondern darum, wie das Angebot für Jugendliche an die Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst werden könne. „Ist es weiterhin der beste Weg, eine Einrichtung im Industriegebiet zu betreiben oder gibt es andere Formen, die vielleicht auch mehr Jugendliche ansprechen oder eher ihren Vorstellungen entsprechen?“

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Der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) reagiert positiv auf den Antrag. Die Verwaltung unterstütze das bestehende Angebot „vollumfänglich“. Trotzdem sei es „sicherlich sinnvoll, freiwillige Angebote grundsätzlich in regelmäßigen Abständen zu überprüfen“. Dabei bremst der Rathauschef aber den Vorschlag aus, die Jugendarbeit in Richtung Schule zu verlegen – es fehle Platz. Außerdem müsse die Gemeinde nur eine der Stellen finanzieren.

Das Team des Astergartens ist bereits im Gespräch mit der Verwaltung und bald auch mit der CDU-Fraktion. Danach könne er mehr berichten, sagt Gregor Adam auf Anfrage. Dann erzählt der Sozialpädagoge, wie sehr die Folgen der Pandemie mit teils monatelangen Schließungen und bei Öffnung massiven Einschränkungen zu schaffen machen. Das müsse man berücksichtigen, zumal eine Einrichtung wie der Astergarten von Offenheit und Freiwilligkeit lebe.

Ältere Besucher weggebrochen

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So seien einige Gruppen älterer Besucher im offenen Bereich weggefallen. „Für viele waren die Bedingungen, unter denen ein Betrieb möglich war, einfach nicht attraktiv“, sagt Gregor Adam. Andere junge Leute hätten sich stärker auf die Schule konzentriert oder Kontakte reduziert. Dagegen seien die Ferienangebote, die besonders Kinder wahrnehmen würden, in beiden zurückliegenden Corona-Sommerphasen „geradezu überrannt“ worden.

Zahl der Besucher steigt

Nun scheint sich die Lage zunehmend zu entspannen. Davon, dass die Landespolitik mittlerweile „zum Glück erstmals“ erkannt habe, dass es wichtig sei, Jugendhäuser offenzuhalten, habe der Astergarten in diesem Winter profitiert, meint Gregor Adam: In den vergangenen Wochen seien mit den Lockerungsschritten die Besucherzahlen wieder stark gestiegen. „Aktuell haben wir auch wieder Tage mit mehr als 20 Besucherinnen und Besuchern.“

Bei der SPD stößt der Antrag der CDU, der im Verwaltungsausschuss mehrheitlich Zustimmung fand, auf Unverständnis. Einen „unverzichtbaren Teil der aktuellen Jugend- und Kindersozialarbeit in Hemmingen“ nennt die Fraktionsvorsitzende Elke Kogler die Mitarbeiter des Astergartens. „Wer in diesen Zeiten am Rest dieses ‚Rettungsnetzes’ zweifelt, handelt verantwortungslos.“ Darüber hinaus, so Kogler, ermutige man durch ständiges Anzweifeln der Sinnhaftigkeit einer Arbeit Mitarbeiter auf Dauer nicht gerade zum Bleiben.