Im Strohgäu haben junge Leute mehrere Orte, an denen sie sich ungestört treffen und feiern können. Einige werden sich wandeln, andere sind gehörig in die Jahre gekommen.

Der Hemminger Familienfreizeitplatz hat sein Gesicht verändert: Rund 80 Kinder und Jugendliche haben zwei Tage lang freie Flächen mit Graffiti besprüht. Der Anlass: ein runder Geburtstag, der Verein Familienfreizeitplatz feiert sein Zehn-Jahr-Bestehen. Mit dem Kinder- und Jugendhaus Astergarten, das voriges Jahr wegen Corona den 40. nicht zelebrieren konnte und dies jetzt nachholt. Am 2. Juli ist zum Abschluss der Feierlichkeiten ein öffentliches Fest auf dem Familienfreizeitplatz geplant, der hinter dem Sportplatz liegt.

 

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Ob es den Astergarten in seiner jetzigen Struktur 40 weitere Jahre gibt, ist allerdings ungewiss. Die Einrichtung im Industriegebiet in der Dieselstraße wird aufgrund eines Antrags der CDU-Fraktion im Gemeinderat auf den Prüfstand gestellt. Als Grund nannten die Christdemokraten hohe Kosten bei einer geringen Frequenz. Es gehe ihnen nicht ums Sparen, sondern es stelle sich die Frage, wie das Angebot für Jugendliche an die Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst werden könne, sagt die CDU.

„Einrichtungen wie die unsrige leben von Offenheit und Freiwilligkeit“

Das Team des Jugendhauses hat mittlerweile Gespräche mit der Verwaltung und verschiedenen Fraktionen geführt. Im Herbst werde man das Thema bei der Klausurtagung von Verwaltung und Gemeinderat „verstärkt beleuchten“, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Der Sozialpädagoge Gregor Adam betont, die Arbeit im Astergarten müsse nach zwei Jahren Coronapandemie vor dem Hintergrund der Folgen der Schließungen und Einschränkungen sowohl für Kinder und Jugendliche als auch das Haus betrachtet werden. „Einrichtungen wie die unsrige leben von Offenheit und Freiwilligkeit“, sagt Gregor Adam.

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Jugendhaus und Freizeitplatz sind Themen, die auch in den anderen Strohgäu-Kommunen diskutiert werden, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Die Gerlinger Jugendlichen wünschen sich seit Langem einen Treffpunkt – einen Ort mit Sitzgelegenheiten und einem Dach über dem Kopf, an dem sie sein dürfen, ohne gleich verscheucht zu werden.

Gerlinger Projekt beispielgebend

Der Gemeinderat hatte im Mai vergangenen Jahres die Errichtung eines Treffpunktes für Jugendliche im öffentlichen Raum beschlossen, auf Antrag des Jugendgemeinderats und der CDU-Fraktion. In Kooperation unter anderem mit dem Jugendgemeinderat entstand ein Entwurf, der die Generationen zusammenbringen soll. Der Gemeinderat beschloss, diesen umzusetzen – neben dem Pumptrack im Bereich zwischen dem Schulzentrum und Hallenbad.

Der gesamte Entstehungsprozess ist Teil des Festivals „Über:Morgen“ der Kulturregion Stuttgart, das von Mitte September bis Mitte Oktober stattfindet. Ziel ist es, dass das Gerlinger Projekt beispielgebend eine zentrale Rolle des Festivals im Herbst einnimmt. Im Kern steht die Frage, welchen Wert Arbeit, Natur und Technologie in Zukunft haben werden.

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Der neue Gerlinger Freizeitplatz ist derzeit im Fokus der Diskussion – wenngleich auch das Jugendhaus grundsätzlich in die Jahre gekommen ist und immer wieder Anlass für neue Überlegungen gibt. Die Situation ist vergleichbar mit jener in der Nachbarstadt Ditzingen.

Auch der Gemeinderat der Großen Kreisstadt hatte zuletzt über das Jugendhaus diskutiert, wenn auch im größeren Kontext, der Zukunft der Jugendarbeit in der Stadt insgesamt. Klar ist aber, dass das Gebäude renovierungsbedürftig ist und zeitgemäße Angebote in den vorhandenen Räumen nur schwer umzusetzen sind. Spätestens nach fünf Jahren, von 2027 an, soll über Neubau oder Sanierung entschieden werden, so der Plan.

Die Bäume sind schon gepflanzt

Dass Jugendliche Orte brauchen, an denen sie sich ungestört treffen und feiern können, hat auch Korntal-Münchingen erkannt. Dort entsteht ebenfalls ein Jugendplatz, mit Sitzmöglichkeiten, Grillstelle und Tischtennisplatte. Und auch hier war es ein Vorstoß des Jugendgemeinderats – im Jahr 2020 –, der nun zum Erfolg führte. Die Bäume sind schon gepflanzt auf dem Gelände zwischen Korntal und Münchingen, direkt an der Kreuzung Korntaler und Birkemer Weg. Die Nachwuchspolitiker planen zurzeit die Eröffnungsfeier. Die Sprecherin des Jugendgemeinderats, Fee Hofmann, sagt: „Wir sind stolz darauf, dass es geklappt hat.“