In Leonberg wird ein Schaf verletzt, bei Hirschlanden ein Reh gerissen.

Leonberg - Die Stadt Rutesheim ist so klein im Verhältnis zu dem vielen Wald und den Feldern, die sie umgeben – wieso stören also gerade hier unsere Hunde?“, fragt sich Aline Jürgensen. Doch viele Hundehalter vergessen, dass Fifi, Bello, Schatzi oder Duala vom hohen Berg Tiere mit fest in den Genen verankerten Instinkten sind. Sie sind im weitesten Sinne Jäger, die von der Natur nicht von ungefähr mit Fang- und Reißzähnen ausgestattet sind. Beachten die Halter das nicht, kann es fatale Folgen haben, wie zwei Fälle jüngst zeigen.

 

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Der Eltinger Kfz-Meister und CDU-Stadtrat Willi Wendel hatte sich die Sonntagsruhe gegönnt, als ein Telefonanruf einging. Bei seiner kleinen Schafherde am Nordhang des Engelbergs gebe es ein Problem. Als er dort eintraf, empfingen ihn Polizei, der tierärztliche Notdienst und ein verstörter älterer Hundehalter mit einem belgischen Schäferhund.

Mutterschaf wird Opfer

Das Duo hatte einen Spaziergang gemacht, der Hund war nicht angeleint. Als er die Schafe entdeckte, gab es kein Halten, den Elektrozaun zu überwinden, war kein Problem. Das langsamste Tier in der Herde, ein trächtiges Mutterschaf, wurde zum Opfer. Wie ein Zeuge berichtete, habe der Halter erfolglos versucht, den Hund zurückzurufen. Als er ihn von dem Schaf wegziehen wollte, griff dieser in der Hitze des Gefechtes auch den Mann an, dem es kaum gelang, das Tier zu beruhigen

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„Nur die dicke Winterwolle hat das Schaf vor Schlimmerem gerettet, denn der Hund ging gezielt Kopf und Hals an“, weiß Willi Wendel. Trotzdem trug das Schaf mehrere tiefe Bisswunden davon, die vom tierärztlichen Notdienst geklammert und genäht werden mussten. Zudem wurde dem Schaf ein Ohr weggerissen.

Halter übernimmt die Kosten

Der Halter hat zwar die Kosten für den Vorfall übernommen. Polizeilich wurde er aber nicht belangt, weil in der Gegend keine Leinenpflicht besteht. „Aber das entbindet ihn nicht von der Pflicht, seinen Hund so zu führen, dass er jederzeit auf ihn einwirken kann“, sagt ein Polizeisprecher. Das sei nicht gewährleistet gewesen, und das bei einer Rasse, die wegen ihrer Entschlossenheit, sehr gern als Diensthund bei der Polizei gehalten wird.

Nicht so glimpflich ausgegangen ist ein Vorfall, den unsere Leserin Petra Krohne schildert. „Unser heutiger Spaziergang hat mit einem grausamen Fund geendet“, berichtet sie. Erneut sei am Heimerdinger Weg auf der Gemarkung Ditzingen-Hirschlanden zwischen Höfingen und Heimerdingen ein Reh gerissen worden.

„Es spricht alles dafür, dass es wie beim ersten Vorfall, von dem wir wissen, als nachweislich der Hund einer Reiterin ein Reh schwer verletzte, auch dieses Mal ein frei laufender Hund gewesen ist“, mutmaßt Petra Krohne. Das Reh musste damals von einem Jäger getötet werden.

Totes Tier in der Futterkrippe

„Das Fatale ist, dass wir das tote Tier in einer ebenerdigen Futterkrippe, die mit Kastanien bestückt war, vorgefunden haben. Das Reh wollte wohl nur seinen Hunger stillen und wurde dabei durch mehrere Bisse in die Kehle grausam getötet“, ist die Frau immer noch entsetzt.„Vermutlich ist es ein nicht angeleinter Hund gewesen, der seinem Jagdinstinkt nachging, was viele Hundebesitzer leider nicht zugeben wollen – mein Hund macht so etwas nicht“, ist Petra Krohne überzeugt.