Im Garten ihres Hauses züchtet Andrea Bernardi mehr als 30 Sorten Schwertlilien. Mitgebracht hat sie die Pflanzen aus Paris, der Schweiz oder der Provence.

Weil der Stadt - Es ist ein strahlend schöner Sommertag. Mit offenen Armen empfängt Andrea Bernardi die Besucherin. „Kommen Sie herein“, ruft die zierliche Frau im Sommerkleid schon vom Eingang her. „Vor ein paar Tagen hätten Sie noch mehr von meinen Iris gesehen.“ 30 verschiedene Sorten wachsen in ihrem Garten. Jetzt blühen noch einige einzelne Exemplare der prachtvollen Schwertlilien.

 

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Vor fünf Jahren hat unsere Zeitung die leidenschaftliche Gärtnerin, die mit ihrem Mann Dietmar Krawczyk seit mehr als 40 Jahren in Merklingen wohnt, schon einmal besucht, um einen Eindruck von eben dieser üppigen Lilienpracht zu bekommen. Auf dem Hanggrundstück in Ortsrandlage hat sich das Ehepaar seinen Traum vom Garten erfüllt. Andrea Bernardi, auch mit über 70 Jahren noch begeisterte Schlittschuhläuferin und Tänzerin, ist dabei die treibende Kraft.

Wie im Keukenhof in Holland

Während ihr Ehemann in der Küche Erdbeermarmelade kocht, führt die Pflanzenliebhaberin durch den Garten und hüpft dabei – schmetterlingsgleich – von einem Prachtexemplar zum nächsten. „Schauen Sie mal, wie der Mauerpfeffer vor Bienen summt“, ruft sie begeistert. Sie zeigt die Schneeballbüsche und den Hartriegel, das weiß blühende Sedum und die Taglilien mit den essbaren Blüten, sie fordert auf, am Jasmin zu schnuppern und an den prachtvollen Rosen, sie weist auf die Astern, Funkien und vielen Gräser hin, um nur einiges Wenige zu nennen, was in ihrem Gartenparadies wächst. „Mein Mann sagt, bei uns sieht es aus wie im Keukenhof in Holland, überhaupt gibt es in Holland überall so schöne Gärten“, sprudelt es aus ihr heraus.

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Vier Kinder hat das Ehepaar, die alle verteilt im Ausland leben. Andrea Bernardi selbst hat italienische und belgische Wurzeln. Entsprechend viel ist das Ehepaar gereist – zumindest bis Corona kam. „Wir haben unsere Enkel seit Ende 2019 nicht mehr gesehen, das vermissen wir schon“, sagen die beiden. Weil sie analog leben, also ohne Handy und Internet, geht auch ein Video-Chat nicht. Umso größer ist die Vorfreude auf ein Wiedersehen. Ansonsten habe man während der Pandemie nicht allzu viel vermisst, außer vielleicht die Kunsthandwerkermärkte, die Andrea Bernardi so gerne besucht. „Ich kaufe allerdings meist nur mit den Augen“, betont sie, denn sie habe längst alles, was sie brauche. Selbst ihre Kleidung sei vielfach Secondhand, Nachhaltigkeit bedeute ihr viel.

Keine Arbeit, sondern Leidenschaft

Und auch manche ihrer Pflanzen bekommt sie geschenkt, wie etwa den Acanthus Spinosus, den sie davor bewahrte, dass ihn der Gärtner eines Pariser Parks wegwarf. Die Montbretien, die übrigens auch zur Familie der Schwertlilien gehören, hat sie aus der Schweiz mitgebracht, herrliche Rosen aus Paris und Iris aus der Provence. Auch ihre Kinder tragen mit entsprechenden Mitbringseln zur Pflanzenvielfalt im elterlichen Garten bei. An einer Stelle, vor dem Gemüsebeet und neben der Beerenhecke, wogt eine helle, blaue Fläche. „Das ist Lein“, klärt Andrea Bernardi auf. Viele zarte Blütenköpfe wiegen sich im Wind. „Die haben mir bei einer Fahrt durch Thüringen so gefallen, deshalb habe ich sie hier angepflanzt.“

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Aber die viele Arbeit, die das alles macht, vom ständigen Unkrautjäten und Gießen mal ganz abgesehen? „Für Leute wie mich ist das keine Arbeit, das ist Leidenschaft“, sagt die Hobby-Gärtnerin, die sich durch entsprechende Literatur viel Wissen angeeignet hat. Auch mit Wildkräutern kennt sie sich aus. Löwenzahn, Giersch und Bärlauch landen oft im Essen, im Keller trocknet sie die Samen von Brennnesseln, die ins Müsli kommen und „sehr nussig schmecken“, sagt sie. Besonders das Merklinger Ried mit seinem guten Boden sei voller essbarer Pflanzen.

Blumen haben eine Seele

Beim Abschied, als es Richtung Ausgang vorbei an zahlreichen steinernen Reise-Fundstücken zwischen Hauswurz und Lavendel geht, greift Andrea Bernardi nach der großen Blüte einer blasslila Clematis. „Schauen Sie mal“, fordert sie die Besucherin auf, „das sieht doch aus, als ob sie eine Seele haben, ein Wesen.“ Keine Frage, ihr Garten macht sie glücklich – und ist gerade in Zeiten von Corona wie eine ganze Welt für sich.