Rehe und Hasen verstecken ihren Nachwuchs im hohen Gras. Damit Jungtiere nicht von Mähmaschinen getötet werden, lokalisieren und retten sie Mitglieder der Kreisjägervereinigung.

Leonberg - Eine Drohne fliegt über den Acker mit Grünfutter, der zunächst gemäht werden soll. Auch eine Wärmebildkamera kommt zum Einsatz. Was suchen die Mitglieder der Kreisjägervereinigung Leonberg so akribisch? Sie versuchen in der dichten Vegetation der Wiese Rehkitze auszumachen

 

Noch voraussichtlich bis Ende Juni suchen ehrenamtliche Kitzretter der Kreisjägervereinigung Leonberg in den frühen Morgenstunden Wiesen und Felder im Altkreis Leonberg nach Rehkitzen ab. Sie versuchen die Tiere vor landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu schützen. Die Jungtiere kennen in den ersten zwei Wochen ihres Lebens nur einen Schutzmechanismus: sich so tief wie möglich in die Wiese am Waldrand oder ins Unterholz ducken und auf die Mutter warten. Sie werden dort abgelegt und bleiben ganz still liegen. Selbst wenn gigantische Maschinen auf sie zu rollen, rühren sie sich nicht von der Stelle. Das kann den Rehkitzen zum Verhängnis werden. Um die Kitzrettung noch effektiver zu machen, setzt die Kreisjägervereinigung auch Drohnen inklusive Wärmebildkamera ein.

Jungtiere nicht anfassen

Für alle, die auf ein Rehkitz stoßen gilt: Auf keinen Fall das Jungtiere anfassen. Die Mutter würde es riechen und ihr Kitz zurücklassen. Wenn die Jäger ein Jungtier finden, holen sie es immer mit Handschuhen und einer dicken Lage Heu, Stroh oder Gras aus der Wiese. Ist das Feld gemäht, legen sie es wieder zurück an die Stelle, an der sie es gefunden haben.

„Seit 2019 machen wir uns für die Kitzrettung stark“, sagt der Kreisjägermeister Bodo Sigloch aus Weil der Stadt. In Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern sollen Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt werden, denn jährlich werden etwa 100 000 Rehkitze durch Mähmaschinen getötet. Von April bis Juli setzt die Rehgeiß die Kitze bevorzugt in hohem Gras ab. Gut getarnt, geruchlos und mit ausgeprägtem Drückinstinkt sind sie dort perfekt vor ihren Fressfeinden geschützt aber nicht vor den Mähmaschinen. „Deshalb fliegen wir mit unseren geschulten Drohnenpiloten in den frühen Morgenstunden die Wiesen ab, um die Kitze zu retten“, erläutert Sigloch. „Doch das funktioniert nur, wenn die Landwirtemelden, wann und wo sie mähen wollen.“

Das funktioniert dann so, dass der Landwirt vor der Einfahrt in den Acker, entweder bei Martin Rentschler unter der Telefonnummer 01 72 / 9 94 09 19 oder bei Andreas Rentschler unter der Rufnummer 01 57 / 80 39 05 02 anruft. „Wir organisieren dann alles Weitere und so konnten wir bisher schon mehr als 20 Kitze retten“, ist der Kreisjägermeister froh.

Für Landwirte kostenlos

Für den Landwirt ist die Aktion der Kitzretter der Kreisjägervereinigung Leonberg kostenfrei. Das Team arbeitet ehrenamtlich und freut sich aber über jede Spende, die es ermöglicht, weiter in die Ausrüstung zu investieren und so die Kitzrettung weiter auszubauen.

Doch nicht nur Rehkitze sind aktuell beim Mähen von Feldern und Grundstücken in Gefahr. Markus König, Mitglied im Obst-, Garten- und Weinbauverein Eltingen-Leonberg, hat auf einer Wiese im Gewann Heumaden (das ist der Nordhang des Engelbergs) dieser Tage zwei Junghasen gerettet. „Plötzlich sind mir beim Rasenmähen zwei Feldhasenbabys vor den Mäher gehoppelt. Ich habe sie dann mit Handschuhen eingefangen, in einem Eimer zwischengelagert und nach dem Mähen wieder an die Fundstelle unter einen Holzstapel gesetzt“, schildert er und freut sich über die Rettung.