Das Unternehmen baut ein Entwicklungszentrum an der A 8 bei Heimsheim und testet dort ab Januar elektronische Pkw-Bauteile.

Heimsheim - Sie wirkt wie aus der Zeit gefallen, die alte Autobahnmeisterei an der A 8 bei Heimsheim, vor allem jetzt mit neuen hochmodernen Gebäuden als Nachbarn. Doch sie wird zu neuem Leben erweckt. Die IAV GmbH – Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr – hat 2016 die Flächen mit dem denkmalgeschützten Gebäude aus den 1930er-Jahren erworben und errichtet daneben zwei große Gebäude. Die IAV-Geschäftsführung lud zur Baustellenbesichtigung an ihrem neuen Entwicklungszentrum ein.

 

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Dabei bot sich den Besuchern zum einen der Anblick einer beachtlichen Baugrube, wo bis 2023 ein Gebäude mit einer zweistöckigen Tiefgarage, einem Hochvolt-Prüfzentrum, Testfeldern und Werkstätten sowie einem fünfstöckigen Bürokomplex in H-Form entsteht. Zum anderen konnten die zahlreichen Gäste – unter ihnen Vertreter namhafter Firmen der Region wie beispielsweise Porsche, Mercedes-Benz und Bosch – auch einen Blick in die riesige Halle werfen, in der ab Januar 2022 ein Testzentrum für elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) starten soll.

Und mittendrin steht die alte Autobahnmeisterei, die bis 2004 in Betrieb war. Diese darf zwar von außen nur minimal verändert werden, wird innen aber entkernt. Künftig werden die rund 370 Beschäftigten am Standort Heimsheim dort in der Betriebskantine speisen können.

Wichtig: Nähe zum Porsche-Entwicklungszentrum

Die IAV mit gut 8000 Mitarbeitern hat neben ihrem Hauptsitz in Berlin zahlreiche weitere Standorte. In der Region sind diese in Sindelfingen, Weissach und Ludwigsburg. In der alten Strickfabrik in Weissach befindet sich das Unternehmen seit 2008 mit 40 Mitarbeitern in direkter Nachbarschaft zum Porsche-Entwicklungszentrum. „Wir haben gemerkt, dass uns Prüf- und Testkapazitäten fehlen und dass wir erweitern müssen“, sagte der IAV-Geschäftsführer Matthias Kratzsch. Die Nähe zum Porsche-Entwicklungszentrum ist auch am Standort in Heimsheim gegeben. „Für die IAV ist das ein historischer Schritt“, betonte Matthias Kratzsch. „Wir legen damit ein Bekenntnis zur Region, zu den Arbeitsplätzen und zu unseren Kunden ab.“

Darüber freuten sich der Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau („Sie haben sich ein zukunftsfestes Thema ausgesucht.“) und der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll, der von einem „großen Tag der Freude für das Unternehmen und die Stadt Heimsheim“ sprach. Schließlich füllte die Geschäftsführerin Katja Ziegler eine Zeitkapsel, die in den Neubau eingemauert werden soll. Neben Geld und Bauplänen landete auch eine Ausgabe der Leonberger Kreiszeitung für die Nachwelt in dem Metallgefäß.

Was geht in dem Testcenter vor sich?

Was passiert nun in dem EMV-Testcenter, das ein Teil dieses Entwicklungszentrums ist? Immer mehr elektronische Bauteile sind heutzutage in Kraftfahrzeugen verbaut. Dazu kommen die Elektroantriebe, die starke magnetische Ströme erzeugen und eventuell die Elektronik im Auto stören könnten. Zudem sind in immer mehr Fahrzeugen Mobilfunk, GPS und andere Kommunikationsmöglichkeiten integriert.

All diese Komponenten werden daraufhin geprüft, ob sie gleichzeitig störungsfrei arbeiten, ohne sich durch ihre unterschiedlich starken elektromagnetischen Felder gegenseitig zu behindern, erklärte Uwe Reinhardt, der Fachbereichsleiter Gesamtfahrzeugtest und EMV. Der Prüfstand, der von der Umwelt wie ein Faradayscher Käfig abgeschirmt werde, müsse maximal emissionsfrei sein. Etwa um nachweisen zu können, dass ein Autoradio einen rauschfreien UKW-Empfang habe.

In Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern will die IAV in Heimsheim die Hochvolt-Integration kommender E-Baureihen übernehmen. In den Prüfanlagen können Elektrobatterien nicht nur im Fahrbetrieb, sondern auch beim Laden am öffentlichen Stromnetz abgebildet werden. „Da treffen zwei Welten aufeinander“, sagte der Fachbereichsleiter Uwe Reinhardt. Man könne Ladevorgänge für unterschiedliche Netze weltweit simulieren.