Wo einst bis in die 1990er-Jahre Kälteanlagen produziert wurden, will ein etabliertes Unternehmen hochwertige Arbeitsplätze schaffen.

Mehr als 25 Jahre ist im Höfinger Gewerbegebiet Ecke Röntgenstraße/Paul-Ehrlich-Straße – eine Fläche von etwa 11 000 bebaubaren Quadratmetern – nichts passiert. Wildes Gebüsch konnte in den Jahren ungestört wuchern. Das lang gezogene Gebäude auf dem ehemaligen Sümak-Areal war dem Verfall überlassen. Sümak, das Unternehmen aus Stuttgart-Zuffenhausen, hatte in Höfingen 1954 ein erstes Werk errichtet und bis in die 1990er-Jahre Kälteanlagen gebaut.

 

Baumaschinen reißen das marode Gebäude ab

Allein die südliche Fläche liegt nicht mehr brach. Hier sichern die Lebensmittelmärkte Lidl und Edeka die Nahversorgung der Bevölkerung. Etliche Versuche, auf dem anderen Teil Gewerbe anzusiedeln, scheiterten am Nein des Besitzers. Das war bis vor einiger Zeit der skandinavische Konzern Electrolux.

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Nach so langem Stillstand kommt scheinbar Bewegung ins Spiel. In der Zwischenzeit ist das Gelände mit einem Zaun abgesperrt. Baumaschinen reißen das marode Gebäude ab. Auf einem großen Schild lässt Panattoni, der Hamburger Projektentwickler für Industrie- und Logistikimmobilien in Europa, wissen, was hier entstehen soll: ein innovativer Businesspark nach dem sogenannten Konzept „City Dock“. Drei dieser Exemplare befinden sich bereits am Standort Berlin, sowie eines in Essen. Mit dem City-Dock-Konzept schafft Panattoni nach eigenen Angaben flexibel nutzbare und modular erweiterbare Gewerbeflächen an prädestinierten Standorten.

Anwohner haben Angst vor noch mehr Verkehr

Das Gewerbegebiet grenzt direkt an die Wohngebiete. Dort ist auch ein Kindergarten in der Haydnstraße angesiedelt. Angst, dass ein Logistikzentrum in unmittelbarer Nähe angesiedelt wird und enormen Lkw-Verkehr in den ohnehin schon belasteten Leonberger Teilort bringen könnte, äußert die Anwohnerin Sylvia Strauß, die sich im Internet über den Projektentwickler Panattoni schlau gemacht und erfahren hat, dass dieser auch auf solche Zentren spezialisiert ist. „Mit welchem Verkehrsaufkommen wird dann gerechnet, ist die Kapazität der jetzigen Zufahrtswege dafür ausgelegt?“, fragt sich die Höfingerin und schickte ihre Sorgen schriftlich per E-Mail an die Leonberger Stadtverwaltung.

Auch Lagerflächen sind zulässig

Sebastian Küster, der Pressesprecher der Stadt Leonberg, erklärt, dass das Vorhaben dem Bebauungsplan „Pfad II“ zugeordnet sei und ein Gewerbegebiet ausweise, in dem auch Lagerflächen zulässig seien. „Der Bauherr hatte somit Anspruch auf eine Baugenehmigung.“ Eine relevante Auflage in diesem Gebiet sei, dass die dort künftig ansässigen Unternehmen nur in der Zeit zwischen 6 und 22 Uhr öffnen dürften. „Das beinhaltet auch die An- und Ablieferung von Waren“, so Küster. Am 18. August 2021 sei die Baugenehmigung für die „City-Docks“ Leonberg mit Büros und Lagerflächen in der Paul-Ehrlich-Straße 14 erteilt worden.

Bürgerversammlung ist im Juni geplant

Benjamin Schweizer, der Wirtschaftsförderer der Stadt Leonberg, verrät, dass das Gelände vor einiger Zeit an einen neuen Besitzer verkauft wurde. Über dessen Namen hüllt er sich allerdings „aus Gründen des Datenschutzes“ noch in Schweigen. „Wir stehen in Kontakt mit einem etablierten regionalen Unternehmen, das in Leonberg hochwertige Arbeitsplätze schaffen will. Es handelt sich weder um eine Spedition noch um einen Versandhandel mit übermäßigem Lkw-Verkehr. Im Juni wird die Stadt in einer Bürgerversammlung in Höfingen über die Einzelheiten informieren“, sagt Schweizer.

Die Geschichte von Sümak

Gründung
Die Firmengeschichte der Sümak begann 1913 mit Wilhelm Weckerle. 1917 wurde das Unternehmen als „Süddeutsche Maschinen- und Metallwarenfabrik“ in Stuttgart-Zuffenhausen eingetragen. In Höfingen errichtete das Unternehmen 1954 ein Werk.

Übernahme
1968 entstand in Königsee-Berchdesgaden die weltweit erste durch eine Kälteanlage gekühlte Bob- und Rodelbahn. Sümak baute auch mehr als 40 Eislaufanlagen mit Direktverdampfung. 1984 wurde das Unternehmen von der Electrolux-Gruppe übernommen. Im Jahr 1994 wurde die Produktion in Höfingen eingestellt, der Name Sümak verschwand am Markt.