Mehr Schließtage und eine verkürzte Ganztagsbetreuung: Mit diesen Einschnitten möchte Renningen eine Überlastung der Mitarbeiter vermeiden.

Bis zu drei zusätzliche Schließtage pro Jahr und eine Verkürzung der Ganztagsbetreuung am Freitag: Was für manche Eltern eine spürbare Einschränkung bedeuten wird, könnte im Großen und Ganzen die Zuverlässigkeit der Kinderbetreuung in Renningen sichern, glaubt Daniel Dreßen, Leiter der Abteilung Kinder und Familie im Rathaus. Denn auf diese Weise sollen die Erzieherinnen entlastet und die Stellen attraktiver für Anwerber werden. Der Gemeinderat hat den Vorstoß einstimmig abgesegnet. Die Änderungen der Betreuungszeiten gelten ab dem 1. September 2022.

 

Ausbildungskapazitäten versechsfacht

Erst vor wenigen Jahren stand Renningen schon einmal vor einem großen Problem: Es gab zu wenig Kitaplätze und zu wenig Erzieher, immer wieder mussten Betreuungszeiten reduziert werden, die Warteliste für Kinder aus Malmsheim für einen Platz im Teilort ist heute noch lang. Zwischenzeitlich wurde viel Aufwand unter anderem in den Bau neuer Einrichtungen und die Erweiterung von bestehenden Kitas sowie in die Ausbildung neuer Erzieher gesteckt.

„Wir haben die Ausbildungskapazitäten in den vergangenen Jahren versechsfacht“, berichtet der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) im Gemeinderat. Trotzdem bleibt der Personalmangel weiter ein Problem. „Im Januar und Februar 2022 mussten wir in allen Ganztagseinrichtungen die wöchentliche Betreuungszeit reduzieren“, erzählt Daniel Dreßen.

Ursache waren kurzfristige Vakanzen, nachdem mehrere Mitarbeiterinnen entweder den Wohnort wechselten, erkrankten, wegen Schwangerschaft oder aus anderen Gründen ausfielen. In der Folge mussten die verbliebenen Kräfte häufig Mehrarbeit leisten und zusätzliche Bezugskinder übernehmen. „Die Belastung für die einzelnen Fachkräfte hat daher zugenommen“, so Dreßen. „Und das Problem wird sich erst mal eher verschärfen, und wir müssen schauen, wie wir die Situation bewältigen.“

Die Belastung nimmt zu

Man müsse in jedem Fall vermeiden, das Personal hier zu „verheizen“. Ein Vorschlag der Verwaltung lautet daher, den wöchentlichen Betreuungsumfang in Ganztagseinrichtungen von 50 auf 48 Stunden zu reduzieren. Im Detail heißt das: Von Montag bis Donnerstag dauert die Kita weiterhin bis 17 Uhr, freitags aber nur bis 15 Uhr. Der Personalbedarf werde so reduziert, gleichzeitig steige bei einem frühen Feierabend am Freitag die Attraktivität der Stellen.

Ihm sei klar, so Dreßen, dass es einzelne Eltern gebe, die auf diesen Zeitraum angewiesen sind. Die Erfahrung zeige aber, dass nach 15 Uhr am Freitag selten mehr als zehn Kinder anwesend seien. „Dem Gros der Eltern ist damit geholfen, wenn wir auf diese Weise die Betreuungszeiten unter der Woche sichern können.“ Die bisherigen Rückmeldungen seien positiv.

Ein bis drei zusätzliche Schließtage

Ein weiterer Punkt sind die Schließtage, an denen die Einrichtungen nicht besetzt sind. Die festgelegten Schließtage reichen für die Mitarbeiter grundsätzlich nicht aus, um alle Urlaubstage abzubauen. Einen Teil davon müssen und dürfen sie während der Öffnungstage nehmen. „Dadurch muss permanent unterbesetzt gearbeitet werden“, erklärt Daniel Dreßen. Schon wenige zusätzliche gemeinsame Schließtage könnten die Situation entspannen. Ab dem Jahr 2023 werden die Schließtage deshalb von bisher 24 auf zwischen 25 und 27 erhöht – die endgültige Anzahl richtet sich jeweils nach der Lage der Weihnachtsfeiertage. Der Gesamtelternrat hat die Neuregelung befürwortet.

Doch wie viel Sicherheit bieten die Neuregelungen tatsächlich, will der Gemeinderat wissen. „Wie sicher sind diese 48 Stunden, ist das schon auf Kante genäht?“, erkundigt sich unter anderem Melanie Lederer (Freie Wähler). Eine 100-prozentige Absicherung gebe es nicht, stellt Daniel Dreßen klar. Derartige Ausfälle wie im Winter 2022 könne man nicht einkalkulieren. „Dafür müssten wir die Betreuungszeit auf 40 Stunden reduzieren. Das jetzige Konzept gibt uns aber eine sichere Basis, sofern nichts allzu Außergewöhnliches passiert.“