Weil der Stadt muss in den Kindertageseinrichtungen Stunden kürzen und Plätze reduzieren. Einige Eltern fordern: Die Stadt soll mehr Anreize fürs Personal schaffen.

Das Fehlen von pädagogischen Fachkräften bereitet nicht nur in Weil der Stadt Probleme. Viele Kommunen und Träger von Kindertageseinrichtungen leiden unter Personalmangel. In der Keplerstadt kann aktuell der Umfang von 13 Vollzeitstellen in den städtischen Kindertageseinrichtungen nicht besetzt werden. Im Herbst werden es dann schon 15 offene Stellen sein, wenn die Stadt bis dahin keine geeigneten Kräfte findet. Dies hat nun einschneidende Auswirkungen auf den zeitlichen Betreuungsumfang. Tanja Kübler, die Leiterin des Amtes für Jugend und Soziales, erläuterte den Stadträten vor Kurzem, welche Folgen das für die Eltern hat.

 

Drastische Einschränkungen in der Krippe

Vor allem die Kinderkrippe Wichteltreff in Weil der Stadt, die einzige städtische Betreuungseinrichtung für Kinder von ein bis drei Jahren, ist aktuell von massiven Personalproblemen betroffen. Dort gibt es derzeit rund vier unbesetzte Stellen, im Herbst wird mit mehr als sieben gerechnet.

Die Verwaltung musste den Familien nun drastische Einschränkungen ankündigen, so Tanja Kübler. Seit Juni ist die Frühbetreuung gestrichen, ab September wird die Spielgruppe vorübergehend ausgesetzt und die Zahl der Krippenplätze von 100 auf 90 reduziert. Ebenfalls reduziert wird die Zahl der Ganztagsplätze von 40 auf 20, die Betreuungszeiten werden von 17 auf 16 Uhr verkürzt. Die Eltern seien bereits informiert worden. Derzeit komme man mit den 20 Ganztagsplätzen gut hin, allerdings werde es ab Herbst eine Warteliste mit rund 18 Kindern geben, so Tanja Kübler.

Frühere Schließzeit verringert Personalbedarf

In der Tagesstätte Kindertreff gibt es derzeit mehr als sechs offene Stellen, „deutlich zu viel, um den Regelbetrieb so weiterzuführen“, sagt Tanja Kübler. In der Folge musste bereits die Ganztagsbetreuung gestrichen werden, es gibt dort nur noch 24 Plätze für eine Notbetreuung bis 16 Uhr. Ebenfalls verkürzt wurde die verlängerte Öffnungszeit, von 14.30 auf 13.30 Uhr.

Weil nicht abzusehen ist, dass sich die Personalengpässe schnell auflösen lassen, schlug die Verwaltung vor, ab September in den städtischen Kindertageseinrichtungen Wichteltreff, Kindertreff, Farbklecks und Wirbelwind generell die Ganztagsbetreuungszeiten von 17 auf 16 Uhr zu reduzieren. Dadurch verringere sich auch der Personalbedarf um 3,7 Vollzeitstellen.

Die Schülerbetreuung in Weil der Stadt und Merklingen ist von der verkürzten Betreuungszeit allerdings nicht betroffen. Der Gemeinderat stimmte diesem Vorschlag einstimmig zu. Auch der Gesamtelternbeirat war in einer Stellungnahme mit der verkürzten Betreuungszeit einverstanden, forderte aber, dass die Stadt nach Lösungen für Familien suche, deren Betreuung nun eine Stunde früher endet, dies auch vor dem Hintergrund, dass im Kindertreff für eine Betreuung ab 13.30 Uhr nur noch 24 Notbetreuungsplätze angeboten werden.

Eltern fühlen sich nicht genug mitgenommen

Kritik gibt es jetzt von einzelnen Eltern, dass sie der Elternbeirat nicht frühzeitig von den bevorstehenden Kürzungen informiert habe. Nun müssten sich betroffene Eltern innerhalb von zwei Monaten mit ihren Arbeitgebern auseinandersetzen oder sonstige Möglichkeiten finden, ihr Kind unterzubringen, schrieb ein Vater an unsere Zeitung.

Mit einem Konzept der Verwaltung, wie mit übertariflichen Maßnahmen wie etwa Zulagen und Übernahme von Stufenlaufzeiten Kita-Personal gewonnen werden soll, waren die Stadträtinnen und -räte ebenfalls einverstanden. Ab September starten neun Auszubildende in den städtischen Kitas, „so viele wie noch nie“. Die Stellenausschreibungen sollen neu gestaltet und es soll breiter aufgestellt geworben werden. Für interessierte Fachkräfte soll es eine „Lange Nacht der Kitas“ geben. Auf Anregung des Gesamtelternbeirats wird eine Mitarbeiterbefragung stattfinden.

„Wir müssen aus dem Mitarbeitermangel Konsequenzen ziehen“, sagte der Bürgermeister Christian Walter. „Wir müssen da runter vom bisherigen Standard.“ Eine Konsequenz sei die Verkürzung der Betreuungszeit. Der Verwaltung sei bewusst, dass dies für manche Eltern schwierig sei. Man wolle jetzt Anreize setzen im Wettbewerb um die Fachkräfte.