Offenkundige Personalprobleme im Rathaus sind keine Geheimsache, kommentiert LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Leonberg - Schon seit einigen Jahren ist das Personalmanagement bei der Stadt Leonberg ein relevantes Thema. Das hat viel mit der grundsätzlichen Position der Stadtverwaltung im Wettbewerb um qualifizierte Leute zu tun. Die sogenannte freie Wirtschaft winkt oft mit mehr Flexibilität, größeren kreativen Spielräumen und nicht zuletzt mit mehr Geld. Die klassische Trumpfkarte des öffentlichen Dienstes – ein sicherer Arbeitsplatz bis zur Rente – sticht gerade bei jüngeren Interessenten längst nicht immer.

 

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Diese Ausgangslage ist ein wichtiger, aber eben nur ein Aspekt. Denn die Abgänge im Leonberger Rathaus, gerade auf der Leitungsebene, häufen sich auffällig. Offenbar spielen bei den Kündigungen nicht nur die Ferne zum eigenen Wohnort oder eine neue Position eine entscheidende Rolle.

Ist die öffentliche Thematisierung legitim?

Nun könnte man sagen, dass dies interne Probleme sind, die man in ähnlicher Form in vielen Unternehmen beobachten kann. Im erheblichen Unterschied zur Privatwirtschaft ist die Stadt allerdings ein öffentlicher Arbeitgeber: Alle Stellen, vom Oberbürgermeister bis zum Sachbearbeiter, werden aus Steuermitteln finanziert.

Und deshalb ist es legitim, dass die CDU die seit langem wabernden Spekulationen um die Personalsituation und das Betriebsklima im Rathaus öffentlich thematisiert. Die Stadt ist ein Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger, die einen Anspruch darauf haben, dass dort motivierte Mitarbeiter einen guten Job unter vernünftigen Bedingungen machen können.

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Dabei geht es nicht nur um Sacherwägungen: Natürlich hat es eine politische Dimension, wenn eine große Fraktion – wie jetzt die CDU – eine interne Ursachenforschung durch ein externes Unternehmen fordert. Auch wenn der Stadtverbandsvorsitzende Oliver Zander versichert, es gehe weder um die Suche nach Schuldigen, noch um die Rolle des Oberbürgermeisters, so zielt seine Initiative doch darauf, die Führungskultur im Rathaus genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nicht umsonst hat die Fraktionschefin Elke Staubach im gleichen Atemzug die offenkundige Unsichtbarkeit der Ersten Bürgermeisterin Josefa Schmid erwähnt: Ist die Chefin der Finanzen so ruhig, weil sie noch nichts zu sagen hat? Oder will der Oberbürgermeister seinen Anspruch, in allen Bereichen der Herr im Haus zu sein, auch im Umgang mit seinen Dezernenten umsetzen?

Bringt eine neutrale Untersuchung die Lösung?

Keine Frage: Martin Georg Cohn ist Chef der Verwaltung, seine zwei Bürgermeister sind in der Hierarchie unter ihm angesiedelt. Dennoch wäre es klug, er würde seine beiden Kollegen stärker einbinden. Entsteht doch in der jetzigen Situation der Eindruck, dass der OB alles an sich reißt, mithin aber auch den Großteil möglicher Kritik auf sich zieht.

Eine gravierende Folge der aktuellen Lage: Um das Klima im Rathaus ist es offenbar nicht zum Besten bestellt, die Stimmung im Gemeinderat latent gereizt. Eine neutrale Untersuchung könnte tatsächlich Ansatzpunkte liefern, diesen auf Dauer für alle Beteiligten unguten Zustand zu beenden.