Eine anonyme Elterninitiative wirft dem Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt einen „Alleingang“ vor. Der weist das zurück.

Renningen - Wenn sich an diesem Donnerstag in der Renninger Stegwiesenhalle Schülerinnen und Schüler, die älter als zwölf Jahre sind, mit Biontech und Johnson & Johnson gegen Corona impfen lassen, läuft das nicht ohne Proteste ab. Eine Elterninitiative, die unter dem Namen „Für kleine Seelen“ firmiert, hat angekündigt, das Impfen mit Protestplakaten zu begleiten.

 

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Die Gruppe wirft dem Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) vor, er habe die Impfaktion „im Alleingang“ genehmigt: „Eine Abstimmung mit den Gemeinderäten, den Schulen, Elternbeiräten oder Eltern erfolgte im Vorfeld nicht.“ Eine Bedarfsermittlung habe ebenfalls nicht stattgefunden.

Wer steht hinter „Für kleine Seelen“?

Der Zusammenschluss „Für kleine Seelen“ beruft sich auf die Ständige Impfkommission: Die empfehle „eine Impfung von gesunden Kindern und Jugendlichen von zwölf bis 17 Jahren ohne Vorerkrankungen momentan ausdrücklich nicht“. Auch fördere die Aktion „einen gewissen Gruppenzwang unter den Schülern, sich doch impfen zu lassen, weil es eben gerade angeboten wird und es andere auch machen“. Dabei sollte eine Impfentscheidung immer nach umfassender Information und gründlicher Risiko-Nutzen-Abwägung von den Kindern individuell getroffen werden. Die Politik dürfe darauf keinen Einfluss nehmen.

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Namentlich wollen die Eltern nicht in der Öffentlichkeit genannt werden. „Es geht hierbei nicht nur um die eigene Reputation, sondern auch um mögliche Ausgrenzung unserer Kinder in der Schule und womöglich auch in ihrem Freundeskreis. Das möchten wir dringend vermeiden“, heißt es von der Initiative auf Nachfrage unserer Zeitung. Zur Zeit sei die Gefahr sehr groß, „sofort in eine Ecke gestellt und diffamiert zu werden“.

Stadt stellt Halle zur Verfügung

Der Bürgermeister weist die Kritik entschieden zurück. „Die Stadtverwaltung stellt lediglich die Festhalle Stegwiesen und Rahmenbedingungen zur Verfügung“, erklärt Wolfgang Faißt auf Anfrage. Veranstalter sei vielmehr die Firma ViaMed, die bereits die Schnellteststelle am Einkaufszentrum Süd betreibe. Die sei auf die Stadtverwaltung mit der Bitte nach einer geeigneten Räumlichkeit zugekommen.

Der Bürgermeister betont, dass die Impfung „freiwillig und kostenlos ist . Es handelt sich um keine schulische Veranstaltung“. Eine schriftliche Einwilligung der Eltern müsse vorliegen. Die eigentliche Impfung werde von der Firma ViaMed und deren Ärzten durchgeführt und verantwortet.

Faißt: Das ist keine Massenimpfung

Faißt verwahrt sich gegen den Eindruck, dass es sich um „eine Massenimpfung handele, bei der sich die Schulen in die Entscheidung der Eltern einmischen“. Auch sei es keine „Impfaktion des Bürgermeisters, der die individuelle Impfentscheidung untergräbt“.

Gleichwohl macht der Rathaus-Chef kein Hehl daraus, dass er Impfen grundsätzlich für richtig hält: „Wenn im Herbst bei voraussichtlich wieder steigenden Infektionszahlen durch die Delta-Variante erneute Schul- und Kita-Schließungen vermieden werden sollen, müssen ausreichende Impfangebote gemacht werden.“ Dabei könnten Eltern wie Jugendliche „völlig frei entscheiden“.

Weitere Aktion am Wochenende

Gerade diese Entscheidungsfreiheit würde durch Protestaktionen konterkariert, meint Faißt in Richtung der Initiative „Für kleine Seelen“. Wenn ein Angebot verhindert wird, gebe es keine freie Wahl. Dass Jugendliche wie Eltern durchaus Interesse hätten, zeige allein der Umstand, dass die Termine der aktuellen Aktion fast ausgebucht sind.

An vornehmlich Erwachsene richtet sich eine Impfaktion „im Auto“ am Wochenende an der Teststation im Renninger Einkaufszentrum Süd in der Weil der Städter Straße 47. Veranstalter ist auch hier die Firma ViaMed. Termine gibt es online unter www.renningen.de/corona. Am Samstag, 17. Juli, gibt es von 13 Uhr an den Wirkstoff von Johnson & Johnson. Am Sonntag, 18. Juli, 13 Uhr, wird Biontech verabreicht.